New Hampshire
Wie ein Bärenkenner schon 165 junge Schwarzbären aufgezogen hat
Ben Kilham kümmert sich um elternlose Schwarzbären. Dabei lernt er viel über das Sozialverhalten der Raubtiere. Und verzweifelt an der mangelnden Lernfähigkeit der Menschen.
Catherine Triomphe
Fr, 4. Mai 2018, 20:26 Uhr
Panorama
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In einem drei Hektar großen Gehege in der Nähe seines Hauses nimmt der 65-Jährige im Auftrag der Fischerei- und Wildtierbehörde des US-Bundesstaates verwaiste Bärenjunge auf, deren Mütter erschossen oder von Autos angefahren wurden – bis er sie mit 18 Monaten in die Wildnis entlässt. Daneben beobachtet er auch erwachsene Bären in freier Wildbahn, darunter die 22 Jahre alte Bärin Squirty, die bereits elf Mal geworfen hat.
In den vergangenen Jahrzehnten sammelte Kilham dabei so viel Erfahrung mit Bären, dass ihn die Chinesen bei der Wiederansiedlung des Riesenpandas um Hilfe baten. Von der Zusammenarbeit ließen sich die Produzenten des im April veröffentlichten Dokumentarfilms "Pandas" inspirieren.
Nach einem Vierteljahrhundert Bärenforschung glaubt Kilham, dass Bären den Menschen so nahe stehen wie Menschenaffen. So seien Bärinnen wie Menschen zum reziproken Altruismus fähig. Was bedeutet, dass sie sich selbstlos und zum Wohle der Gemeinschaft um Artgenossen kümmern. Kurz nach der Auswilderung von Squirty wurde Kilham nämlich von einer anderen Bärin angegriffen, als er sich Squirtys Jungen beschäftigte. "Ich dachte, wow, sie ist nicht verwandt und geht dennoch ein großes Risiko ein, um fremde Jungen vor einem Menschen zu beschützen." Nun teilen die beiden Bärinnen schon seit 20 Jahren ihr Futter, so Kilham. Viele Wissenschaftler stellen diese Parallelen zwischen Mensch und Schwarzbär jedoch in Frage. "Wir lernen immer noch dazu", räumt Kilham ein. "Die Sprache ist wahrscheinlich das, was die Menschen dahin gebracht hat, wo wir jetzt sind." Sprache spielte auch in seinem Leben eine große Rolle: Kilham erkannte im Alter von 40, dass er Legastheniker ist. Schwierigkeiten in der Schule verhinderten nach einer Kindheit unter Tieren, dass er Biologe studieren konnte.
Auf Empfehlung eines befreundeten Biologen vertraute die Fischerei- und Wildtierbehörde ihm jedoch elternlose Bärenbabys und später das erste Bärenzentrum in New Hampshire an. Neben der Aufzucht der Bären dokumentierte Kilham seitdem mehr als 1500 Kontakte mit Bären in der Natur – und promovierte in dem Fach Umweltwissenschaften über das Thema. 2002 erschien sein Buch "Among the Bears" (Unter Bären).
Vor allem will er aufklären über die Schwarzbären, die mit rund 750 000 Exemplaren in Nordamerika am meisten verbreitet sind und in den Vereinigten Staaten noch immer in großem Umfang gejagt werden. Bis zu 15 Prozent der 5000 bis 6000 Bären von New Hampshire werden jedes Jahr während der Jagdsaison getötet, ihre Höhlen von Waldarbeitern zerstört. Dabei interessieren sich die Allesfresser, die bis zu 40 Jahre alt werden können, "überhaupt nicht für Menschen", wie Kilham sagt.
Zu gefährlichen Situationen komme es, weil viele Anwohner Nahrung draußen ließen oder ihre Hühnerställe nicht ausreichend schützten, was die Tiere vor und nach dem Winterschlaf anlocke. Beim Zusammentreffen mit Menschen seien die Bären stets die Verlierer, bedauert Kilham. Dabei sei das Zusammenleben mit Bären so einfach. Man müsse die Menschen nur aufklären. "Leider ist das so schwierig wie das Dressieren von Katzen", sagt Kilham. "Sie nehmen Informationen nicht sehr gut auf."
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