Wie Digitalisierung an Schulen Einzug hält

Noch schnell auf meinem iPad nachschauen, ob es heute Freistunden gibt und dann meine Tasche zu Ende packen. Wobei: Eigentlich brauche ich seit der Digitalisierung nicht viel außer dem iPad. Und schon geht’s los zur Schule.  

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Schülerinnen und Schüler arbeiten mit ...immer häufiger zum Schulalltag gehört.  | Foto: Julian Stratenschulte
Schülerinnen und Schüler arbeiten mit iPads – ein Bild, das immer häufiger zum Schulalltag gehört. Foto: Julian Stratenschulte
In der ersten Stunde präsentiert ein Schüler seine Hausaufgaben auf dem Smartboard. Den restlichen Schultag arbeiten wir abwechselnd im Buch und mit digitalen Arbeitsblättern auf unseren iPads. Zu Hause logge ich mich noch bei Moodle ein, um mir meine Deutsch-Hausaufgabe anzuschauen. Leider hatte ich da noch eine kleine Frage, die ich meiner Lehrerin aber einfach schnell per Chat-Funktion stellen konnte. Vor dem Schlafengehen kontrolliere ich noch einmal, ob mein iPad auflädt. Denn sonst müsste ich morgen ohne mein digitales Heft für fast alle Fächer in den Unterricht gehen.

Schon beeindruckend, was für eine große Rolle elektronische Geräte und digitale Dienste im Schulalltag inzwischen spielen. Nach Gesprächen mit zwei unserer Lehrer des Multimedia-Beauftragen-Teams weiß ich nun auch etwas genauer darüber Bescheid.

An unserer Schule, der Staudinger-Gesamtschule, gibt es schon sehr viele digitale Endgeräte, außerdem eine Menge digitaler Lerninhalte – wie interaktive Übungen und Lernvideos – und digitale Arbeitsblätter. Unsere Art zu kommunizieren läuft mehr und mehr auch digital ab: Auf digitalen Plattformen stellen Lehrerinnen und Lehrer ihre Aufgaben ein und Schülerinnen und Schüler können diese auch wieder dort abgeben. Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit der spontanen Nachfrage, von wo auch immer sie sich gerade befinden, und auch wichtige Termine können, für alle ersichtlich, schriftlich zum Beispiel in Moodle oder der Schulhomepage festgehalten werden. Das alles hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen.

Zum einen sind der Umgang mit digitalen Geräten und die digitale Kommunikation für die Schüler viel stärker zum privaten Alltag geworden, und durch den technischen Fortschritt sind viele weitere Möglichkeiten im digitalen Bereich dazugekommen. Auch rechtliche Barrieren, wie Datenschutz, werden besser überwunden und sichere Lösungen angeboten. Zum anderen hat sich die finanzielle Situation für Schulen verbessert. So hat der Bund 2019 beispielsweise den Digitalpakt beschlossen, wodurch die Schulen eine finanzielle Unterstützung für ihre Investitionen in digitale Bildungsinfrastrukturen bekommen. Nicht zuletzt haben auch Corona und die notwendigen Maßnahmen die Entschlossenheit und finanziellen Mittel noch erhöht.

Die Vorteile der Digitalisierung an Schulen sind vielfältig und groß. Die Qualität und Vielfalt der Arbeitsmaterialien haben sich erhöht. Auch ist der Zeitaufwand in manchen Bereichen deutlich geringer geworden. Dadurch, dass sich nun viele unterschiedliche Inhalte auf einem Gerät befinden, müssen nicht mehr viele unterschiedliche Materialien transportiert werden. Das ist gut für die Gesundheit, da auch die Schulranzen wesentlich leichter geworden sind. Zusätzlich konnte auch das pädagogische Konzept der Schule weiterentwickelt werden.

Die Staudinger-Gesamtschule ist allerdings eine Pilotschule und nicht alle Schulen in Baden-Württemberg sind schon so weit. Allerdings sind alle auf dem gleichen Weg. Natürlich bestehen auch Risiken durch den Einzug von elektronischen Geräten und WLAN an Schulen. Diese liegen insbesondere im Risiko, mit den neuen Möglichkeiten auf ungeeignete Inhalte zuzugreifen, wie beispielsweise nicht jugendfreie Videospiele. Oder in dem Verstoß gegen Datenschutz durch beispielsweise unbefugte Bildaufnahmen. Auch die Erlaubnis zur eingeschränkten Nutzung der privaten Handys kann zu Missbrauch führen. Diese liegen aber, rein rechtlich, nicht mehr im Verantwortungsbereich der Schule. Dazu birgt die zusätzliche Möglichkeit, privat Geräte zu nutzen, die Gefahr, dass soziale Unterschiede bei Schülern deutlicher sichtbar werden.

Die Reise in die Digitalisierung ist noch lange nicht zu Ende. Schon heute sind für die Staudinger-Gesamtschule konkrete Planungen für weitere Einführungen vorhanden. So sollen beispielsweise bis Dezember alle Schüler ab der achten Klasse mit iPads ausgerüstet sein, und auch zusätzliche Services rund um den Schulbetrieb sind in Planung. Außerdem wird auch nach einer besseren Lösung für die Datenspeicherung gesucht. Wenn man bedenkt, welche Veränderung allein die letzten drei Jahre gebracht haben, ist es fast unglaublich, sich vorzustellen, was sich in den nächsten Jahren noch entwickeln wird. Angefangen bei ganz neuen Lernerlebnissen über virtuelle Welten im Austausch zwischen Schülern, beispielsweise mit internationalen Kontakten. Auch die Möglichkeit, Kinder individuell zu fördern und Lernpläne mit Hilfe der Vernetzung von Daten und künstlicher Intelligenz für jedes Kind persönlich zu erstellen, wird deutlich steigen.

Digitalisierung ist eine riesige Chance, die wir nutzen sollten, wobei der persönliche Austausch und der Klassenzusammenhalt weiterhin sehr wichtig bleiben. Es ist spannend, was die Zukunft uns bringen wird.
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