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"Wie die Menschen einst gelebt haben"

ZISCH-INTERVIEW mit Archäologin Silvia Sprenger über ihre Tätigkeit, ihr Studium und spannende Ausgrabungen am Bodensee.  

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Zisch-Reporterin Viola Fliege unterhäl...ger über Archäologie und Ausgrabungen.  | Foto: privat
Zisch-Reporterin Viola Fliege unterhält sich mit Silvia Sprenger über Archäologie und Ausgrabungen. Foto: privat

Ich, Zisch-Reporterin Viola Fliege aus der Klasse 4a der Emil-Gött-Schule in Freiburg, habe meine Nachbarin Silvia Sprenger über ihren Beruf befragt. Ihr Beruf heißt Archäologin.

Zisch: Was arbeitest du genau?
Sprenger: Ich bin selbständige Archäologin und arbeite für verschiedene Institutionen. Ich mache beispielsweise Führungen in Freiburger Museen und im Freiburger Münster. Da erkläre ich den Besuchern zum Beispiel, wie die Menschen früher gelebt haben und wie das Münster gebaut wurde.

Zisch: Wo arbeiten Sie?
Sprenger: Im Archäologichen Museum Colombischlössle, im Museum für Stadtgeschichte und im Münster.

Zisch: Wie lange arbeiten Sie am Tag?
Sprenger: Das ist sehr unterschiedlich. Zur Zeit kann ich wegen des Lockdowns gar nicht arbeiten. Ansonsten etwa zwei bis drei Stunden am Tag. Im Winter ist es immer weniger als im Sommer.

Zisch: An welchen Tagen in der Woche arbeiten Sie?
Sprenger: Auch das ist unterschiedlich. Ich arbeite immer dann, wenn ich für eine Führung angefragt werde. Ich arbeite aber auch zuhause. Wenn es beispielsweise eine neue Ausstellung gibt, muss ich mich in das Thema erst einarbeiten. Dazu muss ich dann ganz viel lesen und überlegen, wie ich die Führungen gestalte, damit sie auch für die Besucherinnen und Besucher, die darüber noch nicht so viel wissen, interessant sind.

Zisch: Was machen Sie bei Ihrer Arbeit am liebsten?
Sprenger: Mir macht es Spaß, mich mit neuen Themen zu beschäftigen und mit den Menschen, die zu den Führungen kommen, in Kontakt zu kommen und mich mit ihnen auszutauschen.

Zisch: Gibt es etwas, was Sie an Ihrer Arbeit nicht mögen?
Sprenger: Die Arbeit an sich macht mir viel Spaß. Ich finde es natürlich im Lockdown nicht schön, wenn ich nicht arbeiten darf. Es gibt auch immer mal wieder Gruppen, die etwas schwierig sind; da könnte ich schon sagen, dass es mir mit denen nicht so viel Spaß macht. Andererseits macht es besonders viel Spaß, sie dann doch noch für die Dinge zu begeistern. Das ist dann eine Herausforderung.

Zisch: Warum haben Sie sich den Beruf ausgesucht?
Sprenger: Ich bin Archäologin geworden, weil ich mich schon sehr früh, also so mit zehn oder elf Jahren dafür interessiert habe, wie die Menschen früher gelebt haben, oder auch wie die Menschen in anderen Teilen der Erde leben und gelebt haben. Außerdem fand ich es immer schon interessant, Dinge, die ich neu gelernt habe, auch anderen zu erklären.

Zisch: Wollten Sie den Beruf also immer schon haben?
Sprenger: Als ich 17 Jahre alt war, habe ich in meinen Sommerferien mal auf einer Ausgrabung mitgearbeitet. Und als ich mich dann nach der Schule für einen Beruf entscheiden musste, fand ich neben Archäologie noch andere Sachen interessant, aber am meisten die Archäologie.

Zisch: Wer hat Ihnen Ihre Arbeit beigebracht?
Sprenger: Zuerst habe ich an einer Universität studiert und dabei von den Professoren und Dozenten ganz viel gelernt. Dann habe ich aber auch schon während des Studiums immer im Museum gearbeitet. Nach meiner Doktorarbeit habe ich im Archäologischen Museum Colombischlössle gearbeitet. Dabei habe ich gelernt, was man so macht, wenn man in einem Museum arbeitet.

Zisch: Wie lange muss man lernen, um den Beruf ausüben zu können?
Sprenger: Das ist ein bisschen schwer, zu beantworten. Ich war etwa acht Jahre an der Universität, danach lernt man etwa ein bis zwei Jahre im Museum. Aber das ist sehr unterschiedlich. Da der Beruf des Archäologen sehr vielfältig ist, weiß man anfangs noch nicht so genau, was man später machen wird. So arbeite ich beispielsweise neben den Museumsführungen manchmal auch wissenschaftlich. Da gibt es viele verschiedene Wege.

Zisch: Seit wann haben Sie den Beruf?
Sprenger: Auch das ist gar nicht einfach zu beantworten, da ich ja schon während des Studiums im Museum gearbeitet habe, aber während meine Kinder klein waren, habe ich weniger gearbeitet. Insgesamt aber schon seit über 20 Jahren.

Zisch: Was war das Spannendste, was Sie in Ihrem Beruf erlebt haben?
Sprenger: Ich habe mal eine Ausstellung gemacht, da war das Thema, dass die Menschen schon in der Jungsteinzeit Operationen am Kopf gemacht haben. Das war sehr, sehr spannend und ich fand es toll, dass ich mich so lange mit dem Thema beschäftigen konnte. Bei den Führungen finde ich es immer besonders spannend, wenn sich die Schüler und Schülerinnen begeistern lassen. Einmal haben mir am Ende einer Führung ganz viele aus einer Klasse gesagt, sie wollten jetzt auch Archäologen werden, das hat mich damals gefreut.

Zisch: Sie haben ja erzählt, dass Sie Ausgrabungen gemacht haben. Was haben Sie da ausgegraben?
Sprenger: Ich habe das vorwiegend während des Studiums gemacht. Es gibt ja beispielsweise am Bodensee die Pfahlbauten, da haben schon in der Jungsteinzeit Menschen gelebt. Da gräbt man am Rand des Bodensees ganze Dörfer aus, die schon vor mehr als 6000 Jahren abgebrannt sind. Da kann man sogar noch verkohltes Getreide finden oder die Balken, mit denen die Häuser gebaut wurden, sogar Reste von Kleidungsstücken, verbrannte Apfel- oder Himbeerkerne. Das war schon sehr spannend. Ebenso wie eine Ausgrabung, bei der wir einen Friedhof gefunden haben.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. März 2021: PDF-Version herunterladen

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