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Wie der Computer zur Musicbox wird

Irgendwie genial und (eigentlich) ziemlich einfach: Die Online-Tauschbörse Napster verändert das Internet und die Musikwelt.  

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OFFENBURG. "Meine Lieblingshits des Jahres" könnte ich sie nennen, meine erste selbst gebrannte Musik-CD. Aber der Computer spielt mal wieder nicht mit. Und das jetzt, da ich mir gerade Napster heruntergeladen habe. Das Programm der Zukunft. Da wird der Computer zur Musicbox.

Naja - das mit der Zukunft stimmt nicht so genau, denn eigentlich gibt es Napster ja schon seit längerer Zeit, aber erst heute bin ich auf die Internetseite http://www.napster.com gegangen und habe ganz einfach, wie das heute im Internet ist, auf Download geklickt: Und schwubdiwupp hab' ich das ganze Programm nach vergleichsweise kurzer Ladezeit auf meinem Computer. Aber es funktioniert eben auf unerklärliche Weise nicht. Und das gerade dann, wenn ich mir die neue Single von Britney Spears runterladen will. Vielleicht liegt's an Britney oder es ist eben Schicksal.

Aber mit dem Napster geht das ja eigentlich so einfach. Da muss man nur zweimal auf dem Desktop, dem Hintergrund von Windows, auf die Weise Maske mit den grünen Augen klicken und dann ist man wohl drin. Mitten in der Welt der MP3's (so heißt das Format, siehe Kasten), Lieder und Songs. Da findet man einfach alle Hits, die gerade aktuell sind und waren. Dieser Shawn aus Boston muss ja schon ein richtig cleveres Kerlchen gewesen sein, als er sein Computerprogramm ins WorldWideWeb gestellt hat.

Da kann man doch in diesem Napster einfach mit anderen Surfern die Hits "tauschen" wie bei einem riesengroßen Basar: Gib mir "Shape of my heart" von den Backstreet Boys und ich gebe dir den "Anton aus Tirol". Aber so einfach ist es dann anscheinend leider doch noch nicht. Wenn ich das Programm geöffnet habe, gibt es eine Liste aller im Netz vorhandenen Musikstücke. Aber das dauert ja bestimmt ewig, bis ich den Titel gefunden habe, den ich möchte - könnte man denken. Ist aber ganz anders: Denn für diese Fälle gibt es eine Art Suchmaschine. Wenn ich zum Beispiel auf der Suche nach "Change the world" von Eric Clapton bin, tippe ich den Namen des Titels oder den des Interpreten in diese Suchmaschine ein.

Nach erfolgreichem Laden spuckt mir der Computer eine Liste der Napster-Benutzer aus, die diesen Song bei sich auf dem Computer haben und die gerade in diesem Moment online sind. Zusätzlich zeigt mir das Programm auch noch die Dateigröße des gesuchten Stückes und die Übertragungsgeschwindigkeit an. Und dann kann ich entscheiden, ob ich es auf meinen Rechner laden möchte. Natürlich hat es um Napster einen Riesenstreit gegeben wegen Urheberrechter und so. Tatsächlich spielt sich alles in einer rechtlichen Grauzone ab. Wer die Songs nur privat nutzt, dürfte eigentlich keine Probleme bekommen.

Diesen ganzen Datenaustausch über den Napster-Server nennt man auf alle Fälle Filesharing. Hat man sich dann entschlossen den Titel in seine persönliche Bestenliste aufzunehmen, "klaut" man ihn sich bei irgendeinem, der gerade online ist. Und nach wenigen Minuten hat man dann seinen Wunschsong bei sich zu Hause und kann ihn anhören. Nun muss man nur noch einen CD-Brenner in seinem Rechner haben und schon kann es losgehen: die eigene CD. Ein Traum wird wahr.

Aber damit man sich bei den anderen Muskfreaks nicht unbeliebt macht, sollte man auch einige MP3's auf seinem Rechner haben und dem WorldWideWeb-Kunden anbieten. Aber nicht gerade die alten Schinken von der Oma (obwohl Oldies auch immer mal wieder gefragt sind). Tja, und so geht das dann den ganzen Tag. Die Leute sitzen vor ihren Computern und laden sich die Lieder einfach runter. Nicht einmal aufstehen müssen sie. Welch ein Luxus! Die Stadt stirbt aus. Die Musikläden können eigentlich dicht machen. Denn wer kauft sich noch die CD im Laden?? Wie umständlich das doch heute geworden ist. Der Zeitaufwand ist viel geringer, wenn man den Computer anwirft, sich mal ins Internet einklinkt und sich den gesuchten Titel herunterlädt.

Einige Napsterexperten bezeichnen das Programm auch als "aktive Demokratie", die auf dem Prinzip von Geben und Nehmen basiert. Das mit dem Geben und Nehmen ist ja ganz nett. Aber das mit der Demokratie hört sich an, als wäre im Internet ein neues Land entstanden: die Republik Napster. Und mit seinen weltweit über 37 Millionen Kunden hat dieser Staat mehr Einwohner als manch ein wirklich existierendes Land. Napster ist die am schnellsten wachsende Anwendung, die es jemals im Internet gegeben hat. Und in einigen Jahren wird dieses Napster bestimmt überbevölkert sein und alle geben und nehmen sich was sie wollen - nur ich nicht. Denn mein Computer "verbietet" mir das immer noch. Deshalb sitze ich jetzt vor dem Bildschirm und höre Internet-Radio. Aber da muss ich eben hören, was gerade kommt, Ich will, dass mein Napster endlich funktioniert, damit ich auch mit MP3's "handeln" kann und nicht mehr in die Stadt rennen muss. Lang lebe die "Republik" Napster!

Ressort: Zisch

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