Studie

Lesen und zuhören gleichzeitig - warum funktioniertt das nicht?

„Hallo, haalloo, haaallloooo!“ Wer intensiv auf Bildschirm oder Handy guckt, scheint manchmal regelrecht taub. Forscher haben nun einen Grund ausgemacht: Verarbeitet das Gehirn angestrengt visuelle Reize, bleibt fürs Hören keine Kapazität mehr.  

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Wer konzentriert etwas liest, überhört...8211; zum Beispiel Verkehrsgeräusche.   | Foto: dpa
Wer konzentriert etwas liest, überhört leicht anderes – zum Beispiel Verkehrsgeräusche. Foto: dpa
Schon mal beim Lesen im Bus die Haltestellen-Ansage überhört? Warum das nicht ungewöhnlich ist, erklären britische Wissenschaftler in einer aktuellen Studie. Schuld ist demnach die begrenzte Kapazität des Gehirns. Beim Hören und Sehen werden vermutlich die gleichen neuronalen Ressourcen genutzt, berichtet das Team im Journal of Neuroscience. Benötigt ein Sinn viele Ressourcen, wird die Verarbeitung des anderen vorübergehend unterdrückt.

Die Wissenschaftler um Katharine Molloy vom University College London hatten Versuchspersonen gebeten, an einem Bildschirm Aufgaben zu lösen. Sie mussten aus einer Gruppe von Buchstaben einen bestimmten heraussuchen. Zum Teil waren die Experimente leicht, zum Teil erforderten sie viel Konzentration. Zwischendurch spielten die Forscher den Probanden Töne vor. Während des Versuchs scannten sie die Hirnaktivität per Magnetenzephalographie. "Die Hirnscans zeigten, dass die Leute Geräusche nicht ignorierten oder herausfilterten, sie hörten sie von vornherein nicht", beschreibt Maria Chait, eine der Forscherinnen, das Ergebnis. Bei starker visueller Konzentration wurden die Geräusche früh in der neuronalen Verarbeitungskette unterdrückt. Dies zeigte sich durch eine verminderte Aktivität im zuständigen Gehirnbereich. Auch eine später auftretende Hirnaktivität, die eine bewusste Wahrnehmung von Sinnesreizen anzeigt, war bei starker Konzentration vermindert. Das Geräusch kam sozusagen nie im Bewusstsein der Probanden an.

"Das Phänomen der ‚Taubheit durch Unaufmerksamkeit’ ist eine alltägliche Erfahrung, und jetzt wissen wir, warum", sagt Mitautorin Nilli Lavie. "Das kann erklären, warum man die Ansage einer Zug- oder Bushaltestelle verpasst, wenn man sich auf Telefon, Buch oder Zeitung konzentriert." In anderen Situationen seien die Konsequenzen ernsthafter, etwa für Chirurgen, die bei einer Operation akustische Warnungen von Überwachungsgeräten verpassen. Oder bei Fahrern, die sich auf komplizierte Navigationsanweisungen konzentrieren und dann wichtige Verkehrsgeräusche nicht wahrnehmen.
Schlagworte: Nilli Lavie, Maria Chait, Katharine Molloy
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