Zisch-Interview

"Wenn ihr aufsteht, gehen wir schlafen"

Die Familie Dopfner ist nach Australien ausgewandert. Jörg Dofner ist in Melbourne Schulleiter der Deutschen Auslandsschule und spricht im Interview mit seiner Patentochter über sein Leben in Down Under.  

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Jörg Dopfner Foto: Privat
Zisch: Wie bist du auf die Idee gekommen, nach Australien zu gehen?
Dopfer: Unsere beiden Kinder, Marie und Anna, waren schon immer sehr daran interessiert, wie es wohl ist, in anderen Ländern zu leben, zur Schule zu gehen und die Kultur dort zu entdecken. Wir haben gemeinsam überlegt, ob wir das Abenteuer Ausland nochmal wagen wollen. Wir waren schon mal alle vier in der Türkei an einer Deutschen Auslandsschule und haben viele tolle, aber auch ein paar nicht so gute Erfahrungen gemacht. Auch wenn es so weit weg ist, wie es nur geht, fanden wir die Idee mit Australien von Anfang an sehr spannend.

Zisch: Macht es dir Spaß, Schulleiter zu sein?
Dopfer: Ja! Es macht mir viel Spaß. Jeder Tag ist anders und ich lerne auch ganz viele neue Sachen dazu, die es so an Schulen zu Hause in Deutschland nicht gibt. Alle Lehrerinnen und Lehrer und Mitarbeiter der Deutschen Schule Melbourne (DSM) sind ein wunderbares Team und helfen zusammen, dass unsere Kinder viel Spaß in der Schule haben und auch viel lernen.

Zisch: Hast du schon ein Känguru gesehen?
Dopfer: Wir haben schon ganz viele Roos gesehen, so nennen die Australier hier die Kängurus. Sie springen tatsächlich auch hier in Melbourne im Park rum. Vergangenes Wochenende waren wir in einem Park namens "Woodlands". Das ist 20 Minuten von unserem Haus entfernt. Dort haben wir eine ganze Gruppe Grauer Kängurus gesehen. Da die Kängurus hier in Australien keine natürlichen Feinde haben, sind sie ganz neugierig und springen nicht gleich davon. Anders als zum Beispiel die Rehe und Hasen im Schwarzwald, die immer auf der Hut vor Füchsen und zum Beispiel Greifvögeln sind.

Zisch: Wie gefällt dir die Stadt Melbourne? Was ist anders als Freiburg?
Dopfer: Melbourne ist riesig! Hier leben knapp fünf Millionen Menschen. Die Menschen hier sind wirklich sehr nett. Wir haben wunderbare Nachbarn. Ich finde es sehr spannend, dass wir nun auch mal in einer echten Großstadt leben können. Es gibt unglaublich viel zu entdecken, und Melbourne ist voller verschiedener Menschen und Kulturen aus der ganzen Welt. Wir leben in einem Vorort. Der Stadtteil neben uns heißt Heidelberg. Früher gab es hier viele Einwanderer aus Deutschland, die die Ortsteile nach ihren Heimatorten benannt haben. Heidelberg auf den Straßenschildern zu sehen, ist schon manchmal komisch. Ansonsten erinnert uns hier kaum etwas an zu Hause in Freiburg. Die Vögel sehen anders aus und singen anders. Ab und zu haben wir auch mal einen Papagei bei uns im Garten.

Auch die Bäume sehen ganz anders aus als im Schwarzwald. An Weihnachten haben wir einen Plastik-Weihnachtsbaum gekauft, weil es in Australien kaum Nadelbäume gibt. Wenn ihr in Freiburg morgens aufsteht, gehen wir schlafen, und wir haben auch gerade Sommer, nicht Winter wie ihr. Es gibt großartige weite Landschaften. Man kann stundenlang Auto fahren, ohne jemanden zu treffen.

Zisch: Was ist speziell an deiner Schule?
Dopfer: Deutsche Auslandsschulen sind immer ganz besondere Schulen. Unsere Lehrerinnen und Lehrer sagen, dass die DSM wie ein Stück Zuhause ist, obwohl man ganz weit weg ist. Viele unserer Schülerinnen und Schüler sprechen kein Deutsch, wenn sie zu uns kommen. Meistens sprechen sie Englisch oder noch eine andere Sprache. Wir haben Unterrichtsstunden auf Deutsch und Englisch. In Australien gibt es nur noch eine andere Deutsche Auslandsschule, in Sydney, und das ist 1500 Kilometer weit weg.

Zisch: Was vermisst du in Australien?
Dopfer: Das ist eine wirklich knifflige Frage. Immer mal wieder vermisse ich unsere Familie in Deutschland. Am allermeisten meine Schwester, die bei Heidelberg wohnt. Natürlich auch unsere Freunde, wie deine Mama, deinen Papa, dich und deine Schwestern. Wir entdecken aber auch jeden Tag etwas Neues und Verrücktes. Dass hier die Autos und Fahrräder auf der linken Seite fahren, fühlt sich zum Beispiel immer noch merkwürdig an. Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Familie und allen unglaublich dankbar, dass wir dieses Abenteuer gemeinsam unternehmen. Australien, so wie wir zu erleben, ist ein wunderbares Geschenk.
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