Zischup-Interview

"Wenn ich spiele, fällt die Angst ab"

Joanna Scheu, Spielerin der Eisvögel des USC Freiburg, findet, dass Frauen im Basketball immer noch benachteiligt werden. Zudem erzählt sie im Interview, wie sie Profisport und Studium miteinander vereinbart. .  

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Joanna Scheu spielt seit dieser Saison für die Freiburger Eisvögel.  | Foto: Privat
Joanna Scheu spielt seit dieser Saison für die Freiburger Eisvögel. Foto: Privat
Zischup: Wie lange spielen Sie schon Basketball?
Scheu: Ich spiele Basketball, seit ich sieben Jahre alt bin, also seit elf Jahren.

Zischup: Was hat Sie motiviert, so lange und engagiert Basketball zu spielen – jetzt sogar in der ersten Bundesliga – ohne aufzugeben?
Scheu: Dranbleiben ist auf jeden Fall schwer, da es manchmal besser und manchmal schlechter läuft. Wenn man schlechtere Phasen hat, denkt man oft darüber nach aufzuhören, aber wenn man dann Erfolge und ein cooles Team hat, macht es wieder Spaß. Die Motivation, dann wieder ins Training zu gehen, ist groß, weil man sich verbessern möchte, gewinnen und seine Teamkameradinnen treffen will. Das alles hat mich letztendlich motiviert, dranzubleiben.

Zischup: Hatten Sie schon das Ziel, Profisportlerin zu werden, als Sie jünger waren?
Scheu: Nein, überhaupt nicht, das hat sich alles so entwickelt. Als ich angefangen habe, wollte ich einfach ein bisschen Spaß haben und Körbe werfen. Nachdem ich in unterschiedlichen Vereinen Spielerfahrung gesammelt hatte und letztendlich in der Nationalmannschaft gespielt habe, dachte ich, dass es schon ganz cool wäre, in der ersten Bundesliga zu spielen. Es war aber nie mein Ziel, Profisportlerin zu werden.

Zischup: Aber hatten Sie Vorbilder im Basketball, an denen Sie sich orientiert haben?
Scheu: Ich finde Satou Sabally richtig cool und eine richtig gute Spielerin. Von den Herren mag ich Dennis Schröder und Kyrie Irving und finde, dass sie richtig gute Basketballspieler sind.

Zischup: Würden Sie dann auch mal gerne mit ihnen oder auch mit anderen Spielerinnen aus der Bundesliga oder der WNBA (Women’s National Basketball Association; dt.: nordamerikanische Frauenbasketball-Profiliga) zusammenspielen und wenn ja mit welchen?
Scheu: Es wäre schon krass, mal mit Satou zu spielen.

Zischup: Sie kommen ja aus Stuttgart. Wann und wieso haben Sie sich dafür entschieden, nach Freiburg zu den Eisvögeln zu wechseln?
Scheu: Nachdem ich mein Abitur gemacht hatte, war für mich klar, dass ich in eine andere Stadt ziehen würde. Als mich Harald Janson, der Trainer der Eisvögel, dann gefragt hat, ob ich nach Freiburg kommen möchte, um bei den Eisvögeln zu spielen, entschied ich mich, den nächsten Step zu machen und nach Freiburg zu gehen. Außerdem finde ich, dass Freiburg eine schöne Stadt ist. Ein weiterer Grund, nach Freiburg zu ziehen, war, dass ich bereits einige Spielerinnen kannte, wie Paula Paradzik und Luisa Nufer. Von Annika Soltau wusste ich, dass sie die nächste Saison zu den Eisvögeln kommen würde, weshalb klar war, dass ich schon ein bisschen Anschluss im Team haben würde. Hier habe ich also ein tolles Team, ich kann Basketball in der ersten und zweiten Bundesliga spielen und gleichzeitig studieren. Das ist eigentlich perfekt.

Zischup: Also spielen Sie nicht vollberuflich Basketball?
Scheu: Nein, ich spiele nicht vollberuflich Basketball, ich studiere nebenher.

Zischup: Wie viel Basketball spielen Sie in der Woche?
Scheu: Ein Tag ist immer "off", sonst haben wir immer zweimal am Tag Training, für zirka zwei Stunden. Am Wochenende habe ich meistens zwei Spiele, eins mit der ersten und eins mit der zweiten Mannschaft.

Zischup: Können Sie das Basketballspielen gut mit dem Studium vereinbaren?
Scheu: Es ist tatsächlich schwer, weil wir in der Regel zwei Trainingseinheiten pro Tag haben. Unsere Trainer sind da aber sehr tolerant und flexibel. Wenn man beispielsweise eine Veranstaltung an der Uni hat, kann man diese problemlos besuchen. Trotzdem ist es natürlich viel Stress, weil wir viel Training haben und gleichzeitig viel für die Uni machen müssen. Man muss seine Sachen also gut koordinieren, damit man Sport und Studium miteinander vereinbaren kann.

Zischup: Haben Sie viel Druck vor oder während des Spiels und wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Scheu: Ja, auf jeden Fall. Also ich habe echt Respekt, vor allem vor den Spielen in der ersten Bundesliga. Dort gucken immer so viele Leute zu, und dadurch, dass ich eher kurze Einsätze habe, mache ich mir schon viel Druck, dass ich dann gut spiele. Aber ich finde, sobald man auf dem Spielfeld steht, fällt das von einem ab. Man vergisst dann irgendwie, dass man Angst hat. Wenn ich spiele, vergesse ich alles, was um mich herum passiert.

Zischup: Also gehen Sie einfach damit um, indem Sie spielen?
Scheu: Ja genau, ich versuche einfach tief durchzuatmen, mir keinen Kopf zu machen und einfach zu spielen.

Zischup: Kommen wir zu meiner letzten Frage: Vor kurzem war der Weltfrauentag. In diesem Zusammenhang wurde auf die Benachteiligung der Frau in vielen Bereichen aufmerksam gemacht. Wie schätzen Sie die Situation im Basketball ein?
Scheu: Das ist eine schwere Frage. Ich würde sagen, dass Frauen auch im Basketball benachteiligt werden. Deutlich wird dies zum Beispiel daran, dass fast alle Spielerinnen neben dem Profisport noch studieren oder arbeiten müssen, weil sie vom Basketballspielen allein nicht leben können. Bei den Männern ist es oft so, dass sie einfach nur Basketball spielen können, ohne zusätzlich arbeiten zu müssen, um den Lebensunterhalt zu sichern – und das sogar in der zweiten Bundesliga. Zwar bekommen wir Spielerinnen eine Wohnung, manche auch ein Auto zur Verfügung gestellt, was gut ist. Damit sich aber auch Frauen ganz auf den Sport fokussieren können, dieser professioneller wird und sie eben nicht noch nebenher arbeiten müssen, muss auf jeden Fall noch viel passieren.

Joanna Scheu (18) spielt seit Anfang der Spielsaison 2023/2024 bei den Eisvögeln USC Freiburg, während sie an der Albert-Ludwigs-Universität studiert. Die Stuttgarterin hat davor unter anderem in der U18-Nationalmannschaft gespielt.
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