Rucksacktouristen

Weltreise für einen guten Zweck

Als Rucksacktouristen wollen Anita Kisiala und Nico Hopp die Welt verbessern, finanziert mit Hilfe des Internets.  

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Anita Kisiala und Nico Hopp stehen im ...nal Park im Nordwesten von Australien.  | Foto: dpa
Anita Kisiala und Nico Hopp stehen im Bungle Bungle National Park im Nordwesten von Australien. Foto: dpa

FRANKFURT (dpa). Anita Kisiala und Nico Hopp aus Hessen reisen um die Welt – für den guten Zweck. Über Crowddonating wollen sie das Projekt finanzieren. Eine Methode, die aus Sicht von Experten immer beliebter wird.

Coladosen, Plastikflaschen, ein weiterer Sack landet auf der randvollen Tragfläche des Mülllasters. Fertig sind die Sammler noch nicht, sie suchen weiter. So haben es Anita Kisiala und Nico Hopp mit ihrer Kamera festgehalten. Das Video zeige keine Mülldeponie, sondern einen Strand der Insel La Réunion. Dort haben die beiden außerdem gemeinsam mit örtlichen Gruppen ein Hai-Warnprogramm organisiert, um die Strände für Surfer sicherer zu machen. Einem Dschungelführer aus Sumatra, der während einer Flut seine Existenz verlor, verschafften sie einen Internetauftritt für einen neuen Kundenkreis. Ihre Aktionen soll jeder sehen, deshalb stellten sie den Clip in ihren Reiseblog "youkeepustraveling" (deutsch: Ihr haltet uns auf Reisen), um auf diese Weise Leute zum Spenden zu bewegen.

Ein Abend mit Freunden, ein paar Gläser Wein und der Wunsch, die Welt ein bisschen zu verbessern: So sei die Idee der Charity-Reise entstanden, sagt der 35-jährige Hopp aus Wiesbaden. Vor zwei Jahren wohnten er und seine Freundin noch in Frankfurt. Hopp leitete eine Agentur als Produktgestalter, Kisiala arbeitete als Pädagogikdozentin für die Organisation Internationaler Bund. "Das allein hat uns aber nicht gereicht. Wir wollten unser Leben möglichst sinnvoll gestalten und was Gutes tun", sagt die 31-Jährige aus Rüsselsheim.

Von heute auf morgen haben sie ihren Job an den Nagel gehängt und Wohnzimmer gegen Rucksack getauscht. Die Reaktionen in den Familien waren hart, der Start schwer: Sätze wie "Denkt an eure Zukunft", "Überlegt euch das gut" haben sie oft gehört. Doch die Vision hat gesiegt: Um die Welt reisen und helfen, Missstände zu beseitigen. In Indonesien und der französischen Übersee-Insel La Réunion im Indischen Ozean waren sie schon, jetzt sind sie an Australiens Westküste.

Heiß Duschen ist Luxus, ein kaltes Getränk gibt es nur manchmal. So sparen sie Geld für ihre sozialen Projekte. Neben dem Ersparten soll ein Großteil deshalb über Crowddonating finanziert werden. Bislang flossen seit Februar 2014 etwa 1500 Euro Spenden in ihre Reisekasse. Das Prinzip der Schwarmfinanzierung ist einfach: Über ihre Homepage sammeln sie Spendengelder, die vollständig in die Arbeit vor Ort fließen sollen.

Im Gegensatz zur Crowdfunding-Methode erhalten die Geldgeber keine Gegenleistung, sondern das Resultat ist ihr Dankeschön. Spender sehen darin eine Möglichkeit, einen positiven Beitrag zu leisten – über den auch Hopp und Kisiala mittels regelmäßiger Blog-Einträge und Videos ihre Spender informieren. Diese Transparenz sei wichtig, so Hopp. "Jeder soll wissen, wo sein Geld in der nächsten Woche landet."

Für Unternehmer wie das Blogger-Duo Hopp und Kisiala ist die Finanzierung von außen oft die wichtigste Geldquelle. "Sponsoren zu bekommen, ist sehr aufwendig. Große Firmen machen bei so kleinen Projekten eher weniger mit", sagt Björn Lampe, Projektleiter bei "betterplace.org", einer deutschen Online-Spendenplattform. Der Trend, Projekte über fremde Geldgeber zu finanzieren, nimmt zu. Dabei gibt es verschiedene Wege des Crowdfundings, wie René Klein sagt, Chefredakteur des Existenzgründerportals "Für-Gründer.de". "Gerade bei Unterstützungen gegen kreative Gegenleistungen wächst der Markt. Da kann man eben direkt mit der Zielgruppe in Verbindung treten, und das auf einer sehr persönlichen Ebene."

Wie viel Geld in Deutschland in diese Finanzierungsart fließt, ist laut "better-place.org" bislang kaum aufgeschlüsselt. Fakt ist aber: Auf Crowdfunding-Plattformen wurden 2014 rund 8,7 Millionen Euro erzielt, im Vorjahr waren es knapp drei Millionen weniger. Rund 60 Prozent der Projekte waren 2014 laut einer Studie der Plattform "Für-Gründer.de" erfolgreich. Projektleiter Lampe schätzt die Erfolgsquote im Schnitt auf rund 30 Prozent. "Im Crowddonating würde ich behaupten, dass die Quote ähnlich ist".

Angst vor dem Scheitern kommt gelegentlich auch bei Anita Kisiala auf, wie sie selbst sagt. "Manchmal habe ich den Gedanken auszusteigen." Doch dann siegte bislang immer die Idee "Es gibt noch viel zu tun".

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