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Was wollt Ihr denn hören?

Laut der Sinus-Jugendstudie sind junge Leute heute nur noch angepasst. Die Jugendredaktion findet das aber nicht schlimm.  

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Deutschlands Teenager stehen nach der neuen Sinus-Studie auf das, was für junge Leute früher ein Schimpfwort war: Mainstream. Abgrenzung und Provokation sind einem Kuschelkurs mit den Erwachsenen gewichen. JuZ-Autorin Selina Cataltepe nervt an diesem Ergebnis eigentlich nur die Erwartungshaltung der Erwachsenen.

Es klingt fast schon wie ein Vorwurf, wenn die Sinus-Jugendstudie titelt "Deutschlands Jugend ist kaum noch rebellisch". Das klingt so wie: Was fällt denen bloß ein? Furchtbar, die Jugend von heute. Nicht mal mehr aus der Reihe tanzen können die! Früher, da war man Punk, Hippie, auf Krawall gebürstet, heute ist vom sogenannten Kuschelkurs der jungen Leute die Rede. "Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit" diagnostizieren Forscher einer ganzen Generation.

An dieser Stelle mal eine Frage an die Erwachsenen: Was wollt Ihr denn hören? "Sex, Drugs and Rock’n’Roll" ist eben auch schon ein paar Jährchen her. Ist es nicht gerade Teil der Rebellion, nicht so zu sein wie die Elterngeneration? Und wenn Provokation, Freigeist, Individualismus und solche Dinge in der Vergangenheit Trend waren, ist es doch wirklich nicht unglaublich überraschend, wenn all das heute irgendwie "out" zu sein scheint. Angepasstheit und Harmoniestreben werden in der Studie nicht als Tugenden gesehen, sondern als Problem. Irgendwie schräg.

Es sind doch mitunter die Erwachsen, die den Jugendlichen das Anderssein überhaupt nicht mehr möglich machen. Wohin man auch sieht, findet man Eltern, die den Werten und dem Lebensstil ihrer jugendlichen Kinder hinterhereifern. Seien es Familienväter, die Whatsapp-Kettenbriefe herumschicken und Selfies auf Facebook mit 2000 Hashtags versehen, Rentner, die mit knallroten Nike-Schuhen, Chicago-Bulls-Cap und fetten Kopfhörern im Bus sitzen, oder Mütter, die ihren Töchtern stolz den zentimeterlangen Tunnel-Ohrring präsentieren. Und hätte man Graffiti noch vor ein paar Jahren als unerhört und furchtbar beschimpft, finden heute doch viele beispielsweise den Schriftzug "Die Welt geht vor die Hunde, Mädchen, traurig aber wahr" am Lahrer Max-Planck-Kindergarten eher poetisch als provokant. Der Mainstream ist ein nicht zu leugnendes, aber nicht nur jugendliches Phänomen. Ob die Welt aber deshalb vor die Hunde geht, mögen uns bitte die Kreativlinge mit ihren Spraydosen beantworten. Natürlich auf legalem Wege, die Jugend ist schließlich angepasst und gut erzogen.

Ressort: Neues für Schüler

Dossier: Jugendredaktion Lahr

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