Südostasien

Was wird aus Myanmars Elefanten?

Arbeitselefanten gehören in Myanmar zum Straßenbild – aber vielleicht nicht mehr lange. Abholzungsverbote machen die Dickhäuter arbeitslos – und ihre Zukunft ist wenig rosig. Tierschützer kämpfen für sie.  

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Ähnlich wie dieser Arbeitselefant in I...in Myanmar Baumstämme für Holzfäller.   | Foto: dpa
Ähnlich wie dieser Arbeitselefant in Indien schleppen auch die Elefanten in Myanmar Baumstämme für Holzfäller. Foto: dpa
Mit Girlanden geschmückt steht der Elefantenbulle Phoe Kwar vor dem Tempel. Zehn Jahre arbeiteten er und sein Mahut, sein Elefantenführer, für Holzfäller im Dschungel von Myanmar. Doch diese guten Zeiten seien vorbei, bedauert Mahut Kalu Sai. "Wir waren glücklich im Dschungel, aber seit vergangenem Jahr arbeiten wir auf der Straße und wirken bei religiösen Zeremonien oder Festen mit." Dieses Dasein sei weit anstrengender als das Schleppen von Baumstämmen und Transportieren von Lasten, findet der 19-Jährige.

Kalu Sai kommt aus einer Familie von Mahuts. Er hat mit Phoe Kwar gelebt und gearbeitet, seit der Elefant gefangen wurde. Damals waren beide acht Jahre alt. Phoe Kwar bedeutet im Karen-Dialekt "Jüngerer Sohn". "Wir verstehen uns wie Brüder", sagt Kalu Sai. "Aber ich weiß nicht, wie lange wir noch zusammen sein werden. Der Chef will ihn verkaufen."

Das Einfangen von wilden Elefanten wird von Tierschützern scharf kritisiert, da der Wille der Tiere oft mit brutalen Methoden gebrochen wird – sie werden tagelang angekettet oder mit spitzen Metallgegenständen verletzt. Dies ist in Südostasien durchaus noch verbreitet.

Während der Militärdiktatur in Myanmar (1962 bis 2011), als das Land weitgehend isoliert war, arbeiteten im Schnitt bis zu 5000 Elefanten in der Teak-Industrie. Doch die neue – immer noch vom Militär dominierte – Regierung erließ Exportverbote und führte Abholzungsbeschränkungen ein, um den Raubbau einzudämmen.

Nach Informationen des Ministeriums für Forstwesen sind etwa 2200 Arbeitselefanten im Besitz der staatlichen Forstbetriebe, 2600 weitere in privaten Händen. Für arbeitslose Dickhäuter im Staatsbesitz haben die Behörden sieben Camps eingerichtet. Sie sollen unter anderem den Tourismus ankurbeln – Elefantenreiten ist ein beliebtes Urlaubsvergnügen für viele.

Private Elefantenbesitzer hätten es nun sehr schwer, sagt Tha Cho aus Bagon. "Es ist schwierig genug, diese riesigen Tiere zu ernähren." Vor dem Verbot besaß er zehn Rüsseltiere, die er an Holzfäller vermietete, musste aber sechs von ihnen seitdem verkaufen. Die neuen Besitzer wollten die Elefanten ins Ausland bringen und in der Tourismusindustrie einsetzen, sagt er.

Für viele Elefanten ist ein solcher Karrierewechsel kein Fortschritt: Im benachbarten Thailand – wo es vor Jahren eine ähnliche Entwicklung von Arbeitselefanten hin zum Tourismus gegeben hat, kritisieren Tierschützer immer wieder die Zustände in den Elefantencamps. Auch hier würden Elefanten mit großer Grausamkeit gefügig gemacht.

Elefanten könnten wieder in die freie Wildbahn entlassen werden, sagt ein Sprecher vom Tierschutzbund Myanmars. Das sei allerdings auch nicht unproblematisch: Wegen der Abholzung gibt es nicht genügend Lebensräume für die Tiere. Offiziellen Zahlen zufolge fiel der Waldbestand von 58 Prozent der Gesamtfläche 1990 auf 45 Prozent im Jahr 2015. Der Asiatische Elefant steht auf der Roten Liste bedrohter Tierarten der Weltnaturschutzunion IUCN.

Elefanten kämen so in Konflikt mit dem Menschen, sagt der Tierschutzbund-Sprecher. Immer wieder gibt es Berichte über Tote und Verletzte bei Elefanten-Attacken oder über wilde Dickhäuter, die in Siedlungen eindringen.

Die in Thailand ansässige Stiftung "Save Elephant" kämpft für die Elefanten und versucht mit Demonstrationen, etwa in Myanmars Wirtschaftsmetropole Rangun, die Öffentlichkeit auf das Schicksal der Dickhäuter aufmerksam zu machen. "Myanmar muss seine Elefanten schützen", sagt Gründerin Sangduen Chailert. "Sonst kennen kommende Generationen Elefanten nur noch als Statuen in den Pagoden und Tempeln."

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