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Was war die Welt schön, als der Hase noch Eier legte

Ostern ist das Fest mit den durchgeknalltesten und absurdesten Bräuchen - und genau deshalb das wunderbarste Fest von allen.  

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Weihnachten ist der schönste Tag im Jahr eines Kindes. Heißt es. Was aber niemand wahrhaben will: Das stimmt gar nicht. Wer braucht schon Schokonikoläuse? Wer will wirklich Adventskalender öffnen? Wer will sich Tannen ins Wohnzimmer stellen, die immer schief stehen und nach zwei Tagen anfangen zu nadeln und zu nerven? Wer will diesen Geschenke-Stress, wer will Verwandtenbesuche, wer will Schäufele mit Peterlekartoffeln? Kann das irgendjemand gut finden?

Kaum - schließlich gibt es doch noch ein Fest, das ganz anders ist als Weihnachten, an dem man keine Verwandten besuchen und keine Geschenke machen muss, an dem man keinen Stress hat. Dieses Fest heißt Ostern. Ostern nimmt eigentlich keiner mehr richtig ernst und das ist der Vorteil daran. Der zweite Vorteil an Ostern sind diese wunderbaren Bräuche, die man überhaupt nicht braucht und die keiner versteht: Warum pflückt man einen Osterstrauch, warum hängt man hässliche, mit Naturfarben bemalte Eier dran, die man vorher stundenlang ausblasen musste? Weiß keiner. Interessiert auch keinen.

Und dann der Osterhase. Warum gerade ein Hase? Diese Frage bewegt alljährlich Millionen von Kindern und in der Sendung mit der Maus wird dann auch immer aufgeklärt warum und wieso und weshalb und die Kinder finden's immer ganz toll und erzählen es allen. Aber mal ganz ehrlich: Wer weiß das heute noch? Gut, wahrscheinlich alle Erwachsene, die jeden Sonntag die Sendung mit der Maus anschauen, aber das dürften nicht allzu viele sein.

Das Wichtigste an diesen Bräuchen ist, dass es sie gibt und dass jeder sie jedes Jahr aufs Neue zelebriert und sich erinnert, wie das früher alles war - als noch alles gut und der Osterhase noch glaubhaft war. Was für ein schlimmer Tag, als mir klar wurde, dass das nicht geht mit Eiern und Hasen! Den Verlust des Weihnachtsmanns habe ich noch verkraftet, der war fett und überhaupt und außerdem gab es Knecht Ruprecht. Aber der Osterhase! So ein friedliches, süßes, nettes Tier mit langen Zähnen. Und war es nicht wunderbar, im Frühling (na ja, meistens hat es trotzdem geregnet) im Garten rumzutollen und Schokoladenostereier und -hasen zu suchen, die der Vater schon Tage zuvor, bei stundenlangen Rundgängen im Garten versteckt hatte und dann meistens selbst nicht mehr fand? Die Verstecke mussten ja jedes Jahr neu und natürlich noch ausgefallener sein. Da zählte bald auch nicht mehr, ob sie für das Kind noch erreichbar sind. Welches Kind sucht schon in der Regenrinne nach seinen Gubor-Eiern oder gräbt den halben Garten um für einen Milka-Hasen?

Aber trotzdem war das Suchen immer das Beste an Ostern und viel besser als Geschenke einfach unter dem Weihnachtsbaum hervorzukramen. Allerdings kostete das manchmal auch Tränen: Wenn Papa keine Zeit zum Verstecken hatte oder einfach zu einfallslos war und die Osternester gleich auf den Weg stellte, trat garantiert jemand drauf. Aber was soll's, kaputte Eier sind immer noch besser als Eier, die man erst Jahre später beim Rasenmähen wieder findet.

Diese Erinnerungen sind wirklich gegen nichts einzutauschen, kein Weihnachten und kein Geburtstag und schon gar nicht Silvester kommen je an Ostern ran. Hasen, die Eier legen, das ist einfach so bescheuert und durchgeknallt, dass es schon wieder gut ist. Ostern ist das Fest der Feste. Und auch, wenn die Weihnachtsgeschäftemacher es nicht wahrhaben wollen: Ostern ist der schönste Tag im Leben eines jeden Kindes. Und das gilt sicherlich auch für so manchen Erwachsenen.

Sebastian Lehmann

Ressort: Zisch

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