Gastbeitrag
Erzbischof Burger über die Weihnachtsbotschaft: Was ist der Mensch?
Weihnachten zeigt uns, was der Mensch ist: Kind Gottes! Von Gott wie ein Kind getragen zu sein, macht Mut und gibt Hoffnung, an dieser Welt nicht zu verzweifeln, schreibt Erzbischof Stephan Burger.
Sa, 24. Dez 2022, 14:00 Uhr
Kommentare
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
"Was ist der Mensch?" Philosophen haben sich das immer wieder gefragt. Biologen, Anthropologen, Soziologen und Pädagogen haben mit der Frage gerungen. Antworten gibt es somit viele – und keine, die mich zufriedenstellt.
Wenn wir in unsere Welt blicken, sehen wir, dass die Antwort auf diese Frage allzu oft mit der Frage nach Macht, Einfluss und der Deutungshoheit über unser Menschsein gekoppelt ist. Mit dem Streben, sich als Mensch und Menschheit selbst eine Antwort zu geben, neigen wir zu Allmachtsfantasien, denen das Menschliche fehlt. Wir verirren uns in Superlativen: Der Mensch als Herrscher, Krone der Schöpfung. Diese Sicht hat die Welt und die Menschheit allzu oft malträtiert.
Aus meinem Glauben heraus muss sich der Blick des Menschen weiten, weil der Mensch sich nicht selbst verdankt. Gerade an Weihnachten werden wir darauf hingewiesen. Denn im Kind in der Krippe begegnet uns kein Geringerer als der, der uns in seiner Liebe beziehungsfähig gemacht hat.
Gott verschenkt sich an uns Menschen vorbehaltlos aus reiner Liebe. Und er will nichts anderes, als dass wir Menschen auf diese seine Liebe antworten, indem wir diese Liebe annehmen und in ihr unser Leben in Gemeinschaft mit Gott und dem Nächsten gestalten. Damit ist umschrieben, was im Prolog des Johannes-Evangeliums mit den Worten festgehalten ist: "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden." (Joh 1,12).
Weihnachten zeigt uns, was der Mensch ist: Kind Gottes! Und so wie wir Menschen uns der Anziehungskraft eines Neugeborenen nicht entziehen können, so wie wir ihm Schutz, Geborgenheit, Wärme und Liebe entgegenbringen, so nimmt Gott in der Menschwerdung seines Sohnes unser Menschsein an, hebt uns in seine Liebe hinein. Das ändert nicht die Umstände der Geburt, die armseligen Verhältnisse im Stall, die Dunkelheit.
Wenn Gott mir als Mensch eine Chance gibt, wenn er sie meinem Mitmenschen gibt, dann habe ich keinen Grund mehr, dem Mitmenschen die Chance zu verweigern, gemeinsam Kinder Gottes zu sein. Gott ermutigt mich geradezu, seine Liebe zu leben, durch diese gelebte Liebe immer mehr zum eigentlichen Menschsein heranzureifen, immer mehr über alles biologische und soziologische Verständnis hinaus Mensch zu werden.
Gott bestärkt mich darin, die Mitmenschlichkeit und die Sehnsucht nach ihm zu leben. Ja, darin drückt sich unsere Gottebenbildlichkeit, unsere Gotteskindschaft aus. Dafür braucht es weder menschliche Allmacht noch Imperium. Dafür steht seit über 2000 Jahren eine kleine Krippe mit diesem Jesuskind. Das ist Gottes weihnachtliche Antwort auf die Frage "Was ist der Mensch?".
- Gemeinschaft: Stille Nacht, einsame Nacht
- Weihnachtsansprache: Bundespräsident Steinmeier wirbt für Solidarität und Zuversicht
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ