Account/Login

"Was ich mache, sind Einzelstücke"

Es gibt Adressen, die findet man nur zufällig. Etwa weil man sich versehentlich in der Haustür irrt oder in einer kleinen Gasse verläuft. Und plötzlich ist da ein Laden, der so ganz anders ist als die Kaufhäuser in der Innenstadt. Gut möglich, dass dieser Laden dann die Sattlerei Eckert in Freiburgs Granatgässle ist. Yven Eckert, Schüler der 9a des Kreisgymnasiums in Bad Krozingen, hat seinen Vater, den Sattlermeister Norbert Eckert, zu seinem Beruf befragt. Er wollte wissen, warum es immer weniger von seiner Sorte gibt. Yven ist der Sohn von Norbert Eckert.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen

Es gibt Adressen, die findet man nur zufällig. Etwa weil man sich versehentlich in der Haustür irrt oder in einer kleinen Gasse verläuft. Und plötzlich ist da ein Laden, der so ganz anders ist als die Kaufhäuser in der Innenstadt. Gut möglich, dass dieser Laden dann die Sattlerei Eckert in Freiburgs Granatgässle ist. Yven Eckert, Schüler der 9a des Kreisgymnasiums in Bad Krozingen, hat seinen Vater, den Sattlermeister Norbert Eckert, zu seinem Beruf befragt. Er wollte wissen, warum es immer weniger von seiner Sorte gibt. Yven ist der Sohn von Norbert Eckert.

Zischup: Wie kamst du denn zu deinem Beruf?
Eckert: Mein Vater war auch schon Täschner, und so hat sich das dann ergeben.
Zischup: War das früher dein Traumjob?
Eckert: Nein, früher wollte ich lustigerweise Pilot werden. Doch als ich dann bei meinem Vater öfters mal in der Werkstatt ausgeholfen habe, hat sich das dann so ergeben.
Zischup: Wann bist du in diesen Beruf eingestiegen?
Eckert: Als ich so um die 14, 15 Jahre alt war, bin ich nachmittags immer in die Stadt gefahren und habe meinem Vater geholfen. Später durfte ich dann schon einzelne Aufträge selbst erledigen, wie zum Beispiel einen neuen Riemen anbauen.
Zischup: Wie bist du dann schlussendlich Sattlermeister geworden? Und wie ist es eigentlich als Sattlermeister zu arbeiten?
Eckert: Zwischen den Jahren 1986 und 1988 bin ich bei meinem Vater in die Lehre gegangen. Als ich diese abgeschlossen hatte, bin ich weiter in die Abendschule gegangen und habe 1991 meine Meisterprüfung gemacht. 1992 war ich dann selbstständig und habe den Betrieb übernommen. Von da an konnte mein Vater auch nicht mehr regelmäßig arbeiten und ist dann so wie ich früher nur noch zum Helfen gekommen. Ich finde, als Selbstständiger zu arbeiten, hat seine Vor-und Nachteile. Zum einen ist es entspannt, da du dein eigener Chef sein kannst. Zum anderen liegt eine große Last auf dir, zum Beispiel wenn du mal kurzfristig arbeitsunfähig wird.
Zischup: Was macht ein Täschner oder Sattler eigentlich? Oder gibt es da verschiedene Gruppen?
Eckert: Sattler ist der Oberbegriff. Die Sattler früher stellten eben hauptsächlich Sättel her und reparierten diese. Heutzutage gibt zum Beispiel Täschner, Schuster, Riemer. Diese Handwerker haben alle mit Leder zu tun, erledigen aber verschiedene Aufgaben. Ich bin in diesem Sinne ein Täschnermeister, da ich viel mit Taschen arbeite, sie herstelle und natürlich auch repariere. Dann gibt es da auch Unterschiede in der Größe. Die einen arbeiten in kleinen Werkstätten, die anderen fertigen LKW-Planen.
Zischup: Mit was für Hilfsmittel arbeitet ein Täschner?
Eckert: Es kommt immer darauf an, was ich gerade brauche. Als Materialien benötige ich natürlich viele verschiedene Sorten Leder. Dann arbeite ich auf jeden Fall mit Nähmaschinen und allerlei Werkzeugen.
Zischup:
Wie entsteht zum Beispiel eine handgefertigte Tasche aus Leder?
Eckert: Zuerst muss der Täschner mit dem Kunden eine genaue Skizze der gewünschten Tasche anfertigen. Dabei wird das Aussehen der entstehenden Tasche besprochen. Danach werden Besonderheiten ausgesucht, wie zum Beispiel, was für Leder oder welche Beschläge für die Tasche verwendet werden sollen. Dann wird ein Termin festgehalten, an dem die Tasche fertig sein soll. Ist das erledigt, mache ich mich an die Arbeit, das heißt ich mache eine Planung auf Schablone und übertrage diese dann aufs Leder. Dann werden die verschiedenen Teile zusammengesetzt und mit Beschlägen wie zum Beispiel Schnallen oder Riemen ausgestattet.
Zischup: Gibt es noch andere vom Typ deiner Arbeit in der Umgebung?
Eckert: Ja, es gibt noch einen Schuhmacher und einen Kunsthandwerker, der nur von Hand arbeitet.
Zischup: Ist es schwer, mit den großen Firmen mitzuhalten, die alles in Fabrikarbeit herstellen?
Eckert: Nicht wirklich, denn das, was ich mache, sind Einzelstücke nach Kundenwunsch. In der Fabrik wird nur Massenware hergestellt, wobei der Kunde keinen Einfluss auf das hat, was er bekommt. Nur zieht es viele Kunden immer mehr zu solche Billigläden. Dort ist die Qualität zwar nicht so hoch, aber heutzutage denken die jungen Leute viel mehr ans Geld.
Zischup: Warum sterben solche kleinen Läden wie deiner eigentlich immer mehr aus?
Eckert: Früher war es in vielen Familien selbstverständlich, dass die Kinder die Geschäfte ihrer Eltern weitergeführt haben, egal ob sie etwas anderes wollten oder nicht. Heute ist es so, dass jeder das macht, was er will, und den Beruf ergreift, der am Besten zu ihm passt. Auch ist es schwer vorstellbar für die jungen Leute, als Selbstständiger zu arbeiten. Einen geeigneten Nachfolger zu finden, gerade in seltenen Berufen, ist deshalb nicht einfach.

Ressort: Schülertexte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel