Interview
Warum traumatisierten jungen Flüchtlingen geholfen werden muss
Migranten, die ihre Traumata mitgebracht haben, brauchen dringend Unterstützung, fordern die Therapeuten Gehad Mazarweh und Angelika Rees. Auch weil es um den Schutz der Bevölkerung geht.
Sa, 23. Mär 2019, 18:23 Uhr
Südwest
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Mazarweh: Weil wir als Fachleute ermessen können, was es bedeutet, in unserer Gesellschaft mit Traumatisierten zu leben. Daher ist unser Appell: Lasst uns gemeinsam tun, was getan werden sollte, auch, damit wir uns gegen Gefahren schützen. Ich persönlich halte es schon für ein Problem, wenn Jugendliche gelangweilt irgendwo herumspazieren, nicht wissen, wie sie ihre Zeit verbringen sollen und auch keinen Sinn in ihrem Leben sehen.
BZ: Wer oder was könnte ihnen diesen Sinn verschaffen?
Mazarweh: Wir alle sind es. Wir können diesen jungen Leuten einen Sinn im Leben geben, nachdem sie alles verloren haben. Gerade die jungen Menschen, die durch die Flucht und möglicherweise Verlust ihrer Familien besonders stark verunsichert sind, brauchen das Gefühl, dass sie willkommen sind. Sie wollen dazu gehören, sie brauchen eine sinnvolle Beschäftigung und dafür Anerkennung, damit sie Selbstvertrauen aufbauen und sich entwickeln und integrieren können.
BZ: Wir, das sind die ganze Gesellschaft?
Mazarweh: Jeder nach seinen Möglichkeiten. Ein junger Mensch, der alles verloren hat, vor allem seine Familie – das Kollektiv, das ihm Schutz gegeben hat –, wenn all das nicht mehr da ist zur Orientierung, dann fühlt sich dieser Mensch verloren.
BZ: Und unser teures und personell aufwendiges Auffangsystem aus Behörden, Betreuern, Lehrern und Sozialarbeitern leistet diese Arbeit nicht?
Mazarweh: Seit 2015 hat sich viel entwickelt: Es ...