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Warum spanische Eltern ihren Kindern das Erledigen der Hausaufgaben verbieten sollen

Spanische Eltern werden aufgefordert, ihren Kindern das Erledigen der Hausaufgaben zu verbieten.  

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In Spanien machen Schüler sechseinhalb...er Woche – das soll sich ändern.  | Foto: dpa
In Spanien machen Schüler sechseinhalb Stunden Hausaufgaben in der Woche – das soll sich ändern. Foto: dpa

MADRID. Spanische Schüler haben am vergangenen Wochenende keine Hausaufgaben gemacht – ihre Eltern wollten das so. Der spanische Elternverband Ceapa hat seine Mitglieder für alle Wochenenden im November zum Hausaufgabenstreik aufgerufen.

Spanien gehört zu den Weltmeistern in Sachen Hausaufgaben – sagt eine 2014 veröffentlichte Studie der OECD: Sechseinhalb Stunden in der Woche sitzen die Schüler zuhause über ihren Heften. Zum Vergleich: In Deutschland verbringen die Kinder rund zwei Stunden weniger am Schreibtisch. Rund vier Stunden Hausaufgaben in der Woche seien ideal, meinen die Autoren der Studie. Viele Kinder hätten kaum Zeit zum Spielen. Somit werde in Spanien Artikel 31 der UN-Kinderrechts-Konvention verletzt, wonach Kinder Recht auf Ruhe, Freizeit und Spiel haben, kritisiert der Verband Ceapa.

Der Streik soll das Thema ins öffentliche Bewusstsein bringen. Das ist dem Elternverband gelungen. Wie viele Eltern am vergangenen Wochenende ihren Kindern die Hausaufgaben tatsächlich erlassen haben, ist schwer nachzuprüfen. Aber nun wird darüber geredet, was den Schülern außerhalb des Unterrichts noch zuzumuten sei. Gerade am Wochenende, findet der Elternverband, sollte das Familienleben Vorrang haben. Auf dem Plakat, mit dem er zum Streik aufruft, benennt der Verband ein paar Dinge, die man gemeinsam machen könnte: "Über ein aktuelles Thema reden, ins Museum gehen, einen neuen Ort in der Stadt besuchen", und vieles mehr.

Die Debatte ist nicht neu, nur zum Streik hatte in Spanien noch niemand aufgerufen. Wie fast überall in den entwickelten Ländern ist nach der OECD-Studie auch in Spanien die Hausaufgabenlast über die Jahre von 2003 bis 2012 zurückgegangen, aber weniger als in anderen Staaten. Die Bildungspolitiker sind sich der Problematik bewusst. Die Regionalparlamente von Madrid, Kantabrien, den Kanarischen Inseln und Murcia haben den Schulen Nachdenklichkeit empfohlen. Vor einem Monat schickte das Bildungsministerium von Murcia ein Rundschreiben an die Lehrer, in dem es sie daran erinnerte, dass die Hausaufgaben "nicht zur schweren Last für die Familie" werden dürften. Doch die Verantwortung, darüber zu entscheiden, was zu viele oder vielleicht zu wenige Hausaufgaben sind, bleibt bei den Lehrern.

Unter den Lehrern kommt der Streik nicht besonders gut an. Viele von ihnen ärgert, dass die Hausaufgaben als "eine Strafe" dargestellt würden, während sie "ein Teil des Lehr- und Lernprozesses" seien, sagt Mario Gutiérrez von der Gewerkschaft CSIF. "Zu denken, das Kind sei unglücklich, weil es seine Hausaufgaben zu machen hat, ist eine Täuschung. Das Kind leidet nicht, wenn es Aufgaben hat, das Kind braucht Regeln, denn ohne sie entsteht eine Leere in ihm."

Auch der spanische Bildungsminister Íñigo Méndez de Vigo hält den Streik für "eine sehr schlechte Idee", weil er "Misstrauen gegen die Lehrerschaft" ausdrücke. Das finden auch manche Eltern. Eine Mutter hat ihr Unbehagen in einem Text auf Facebook ausgedrückt, der in diesen Tagen vielfach geteilt worden ist. Es bedeute für die Kinder eine "emotionale Last", dem Lehrer ohne gemachte Hausaufgaben entgegenzutreten, weil es die Eltern so wollten. Das sei eine Last, die viel schwerer wiege als die Hausaufgabenlast.
Schlagworte: Íñigo Méndez de Vigo, Mario Gutiérrez
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