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Interview

Warum eine Waldkircher Buchhändlerin Mangas für den optimalen Lese-Einstieg hält

Patrik Müller
  • Mi, 18. September 2024, 12:00 Uhr
    Waldkirch

     

Die Waldkircher Buchhandlung Augustiniok lädt zum Manga-Tag. Caroline Frauenlob ist dort für die japanischen Comics zuständig. Sie beobachtet: "Viele Eltern ziehen ihre Kinder vom Manga-Regal weg"" – das will sie ändern.

Manga-Fans auf einer Messe in Basel  | Foto: Swen Pförtner
Manga-Fans auf einer Messe in Basel Foto: Swen Pförtner

BZ: Frau Frauenlob, viele Buchhandlungen sind nicht beim deutschlandweiten Manga-Tag dabei. Warum Sie?

Mangas sind stark im Kommen. Für viele Menschen sind sie sogar der Einstieg in die Welt der Bücher. Die Hürde ist einfach nicht so groß: Es gibt zwölfjährige Jungs, die gerne am Computer spielen und sich nie trauen würden, ein echtes Buch in die Hand zu nehmen. Wenn die von ihren Eltern in eine Buchhandlung geschleppt werden, bleiben sie vor dem Manga-Regal stehen. Und das ist etwas, was unbedingt gefördert werden sollte. Doch viele Eltern ziehen ihre Kinder vom Manga-Regal weg, sie schauen auf das Format herab und sagen, das sei doch Schund. Und das ist wirklich schade. Ich sage immer: Wenn Sie wollen, dass Ihre Kinder in zehn Jahren Herr der Ringe lesen, lassen Sie sie heute Mangas lesen.

BZ: Warum, denken Sie, mögen manche das Genre nicht?

Viele sagen: Mangas sind ja nichts Echtes, sie stören sich auch am Zeichenstil. Dabei ist das Genre unglaublich reichhaltig: Es gibt sicher Mangas, die sind sehr actionorientiert und eher etwas für Jüngere. Andere sind richtig sozialkritisch und anspruchsvoll.

Caroline Frauenlob (21) stammt aus Waldkirch. Sie machte eine Buchhändlerinnenausbildung in Freiburg und arbeitet jetzt bei Augustiniok in Waldkirch.

BZ: Und andere sind ab 18.

In Mangas finden sich alle Themen, die sich auch in Büchern finden. Einige sind ab 18, weil sie einen hohen Erotikanteil haben. Auf anderen steht die Empfehlung, weil sie sehr schwierig zu verstehen sind oder ein gewisses Wissen voraussetzen, das ein Elfjähriger noch nicht haben kann. Die Altersgaben sind nur Empfehlungen und nicht rechtlich verpflichtend wie die FSK-Angaben auf DVDs, aber wir schauen beim Verkaufen darauf.

Caroline Frauenlob in der Waldkircher Buchhandlung  | Foto: Patrik Müller
Caroline Frauenlob in der Waldkircher Buchhandlung Foto: Patrik Müller

BZ: Ist Waldkirch nicht zu klein für eine Manga-Szene?

Nein, das stelle ich jetzt einfach mal in den Raum. Ich komme aus Waldkirch, ich war hier auf der Schule – und während meiner Buchhändlerinnen-Ausbildung bei Rombach in Freiburg habe ich immer ganz viele Bekannte in der Manga-Abteilung gesehen. Das Problem ist eher, dass viele gar nicht wissen, dass wir so etwas hier in der Buchhandlung auch haben.

"Auf jeden Fall sind Mangafans sehr sympathische Menschen"Caroline Frauenlob

BZ: Die Manga-Zielgruppe ist aber recht jung. Ist es da nicht angesagter, nach Freiburg zu fahren?

In Freiburg ist die Szene auf jeden Fall größer. Ich glaube aber, dass beides parallel existieren kann: In Freiburg trifft man Leute und guckt sich um, holt sich vielleicht eine Inspiration. Am Tag danach denkt man sich dann: Hätte ich das Buch doch nur mitgenommen – und kommt zu uns.

BZ: Ein junges Publikum ist aber auch sehr netzaffin. Gehen die nicht eher zu Ihrer Online-Konkurrenz?

Es gibt viele, die bestellen im Netz. Aber viele bestellen auch bei uns. Das Regal in einer Buchhandlung bietet auf jeden Fall die Möglichkeit, neue Dinge kennenzulernen, im Internet findet man ja im Regelfall nur die Sachen, die man sucht. Und es gibt viele Mangas, die eher Underdogs sind. Wenn man die richtig präsentiert, finden sie ihre Leser. Aber sonst gehen sie unter, weil nie jemand davon gehört hat.

BZ: Wie sind Sie eigentlich zum Thema Manga gekommen?

Das war Zufall. Ich persönlich lese eher Fantasy, aber ich kenne auch viele Manga-Leser. Die Fangemeinschaften sind sich sehr ähnlich: Beide treffen sich auf Conventions, beide verkleiden sich und es macht keinen Unterschied, ob man sich als Fantasycharakter verkleidet oder als Animecharakter. Auf jeden Fall sind Mangafans sehr sympathische Menschen. So bin ich etwas in die Szene reingerutscht – und mittlerweile lese ich selbst gerne Mangas.

Der Manga-Tag findet deutschlandweit am Samstag, 21. September, statt. In der Buchhandlung Augustiniok in Waldkirch beginnt er um 14 Uhr – unter anderem gibt es kostenlose Leseproben.

Ressort: Waldkirch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 18. September 2024: PDF-Version herunterladen

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