Vorm Rennen ist der Big Mac tabu
Junge Radsportler müssen ganz schön viele Opfer bringen, um weit vorne mitzufahren.
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Jugendliche Radfahrer sind ja nicht anders als andere Jugendliche. Gelegenheiten gibt es genug: "Hast du Lust, heut' abend mit uns um die Häuser zu ziehen und die Clubs unsicher zu machen?" Da fällt es schwer "nein" zu sagen. Und doch bleibt jungen Rad-Assen kaum eine andere Wahl: Wer den Radsport später einmal professionell ausüben möchte, muss einige Lebensgewohnheiten ändern. Während sich Mitschüler Samstagabends auf Parties amüsieren, heißt es für aktive Radfahrer sich auf das Rennen am folgenden Tag einzustellen. Dazu gehört, das Material zu überprüfen und womöglich die Taktik für das Rennen mit dem Trainer zu besprechen. Die wichtigste Vorbereitung ist allerdings, genügend Schlaf zu bekommen, um am nächsten Tag gut erholt an den Start gehen zu können. Klar ist Nikotinkonsum ein absolutes Tabu und Alkohol ist höchstens außerhalb der Saison - und dann auch nur in sehr geringen Mengen - erlaubt. Hinzu kommt natürlich noch die Ernährung. "Vor einem Rennen sollte man nicht noch schnell zu Mc Donald's gehen, um sich irgendeinen Scheiß reinzuschieben", sagt Ronny Lüdtke, 18 Jahre von der deutschen Juniorennationalmannschaft.
Müssen Radfahrer nicht nur auf Alkohol und Zigaretten verzichten, sondern gar noch als "Körnerfresser" leben? So extrem ist das nicht. Gemüse und Getreide gehören allerdings auf den individuellen Ernährungsplan jedes Radfahrers. Nicht umsonst werden bei der Tour de France unzählige Kilo Nudeln verzehrt - und das bereits zum Frühstück. Sie enthalten vor allem viele Kohlenhydrate und sind notwendig, um eine lange und kräftezehrende Rundfahrt überhaupt durchzustehen.
Aber nicht nur die "leiblichen Genüsse" bleiben für jugendliche Rennradfahrer manchmal auf der Strecke, sondern auch Zeit für Hobbys - auch schon, wenn man in der Amateurklasse fährt. Und sogar die Schule muss unter der Zeitnot leiden: vormittags Schule, danach gleich Training und abends, vor dem Schlafengehen, noch schnell ein paar Hausaufgaben erledigen - da bleibt kaum Zeit, noch auf eine Klassenarbeit zu lernen.
"Wir kämpfen wie die Soldaten in einer Schlacht." Bobby Julich, Radrennprofi
Und später? "Mein Leben hat sich seit dem Wechsel ins Profilager kaum geändert", erzählt Torsten Hiekmann, 22 Jahre, der seit zwei Jahren für das Team Telecom fährt, "das Training ist dasselbe geblieben, nur die Rennen, die sind härter." Dasselbe Training, das heißt: bis zu 30 000 Trainingskilometer im Jahr. Was motiviert einen dazu? Viele wollen ganz einfach ihre Grenzen kennen lernen. Und: es gibt einen unglaublichen Kick, wenn man einen Berg bezwingt, der einem mal Respekt eingeflößt hat. Micha Fischer, 19 Jahre, B-Amateur und Fahrer beim Team Rothaus: "Im Vordergrund steht bei mir immer noch der Spass. Man lernt viele neue Leute kennen und kommt in der Weltgeschichte herum."
Und ein weiteres Plus: der Radsport ist eine Mannschaftssportart. Bei Stürzen, Pannen oder ähnlichen Katastrophen stehen immer Teamkollegen zur Seite. Der Fahrer wird dann kräfteschonend im Windschatten wieder an das Fahrerfeld herangeführt. "Wir kämpfen wie Soldaten in einer Schlacht", sagt Bobby Julich, einst Edelhelfer von Jan Ullrich beim Team Telekom. Aber auch bei ihm ist - wie bei allen Radsportlern, Hobbyfahrern, Amateuren und Profis - ganz klar, dass in dieser Sportart nur mit Spaß etwas zu erreichen ist. Denn der ist Futter für die Motivation, die man braucht, um mit Disziplin weiter zu machen und zu treten, treten, treten . . .
Carolin Rodenbücher
und Juliane Langholz
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