Boom von Mitmachaktionen

Vögel, Igel, Maulwurf - bitte zählen!

Im Winter soll man Vögel zählen, im Sommer Insekten - und Eichhörnchen eigentlich jederzeit. Es gibt immer mehr solche Mitmachprojekte. Aber was bringen die eigentlich?  

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Solche Mitmachaktionen können eine große Datengrundlage schaffen und dadurch Erkenntnisse über langjährige Trends bringen. Foto: Oliver Berg/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Hilpoltstein/Berlin (dpa) - Viele Menschen begeistern sich für die Natur, beobachten gerne Tiere, bestimmen Pflanzen und Pilze. Das zeigt allein ein Blick ins Internet, wo Menschen unzählige Fotos von ihren Entdeckungen posten - nicht immer nur fürs private Vergnügen. 

Im Dienste von Wissenschaft und Naturschutz sammeln Menschen überall in Deutschland alle möglichen Daten zu Tieren, Pflanzen und Pilzen. Dank Smartphone ist das heutzutage so einfach wie noch nie. Mitmachaktionen erleben einen Boom, besonders solche, bei denen Bürgerinnen und Bürger Tiere melden können, die sie zufällig sehen. Doch welchen Sinn und wissenschaftlichen Wert hat das?

Eine der größten Zählaktionen in Europa

Tausende Menschen werden sich am Wochenende wieder für eine Stunde auf die Lauer legen, um die Vögel vor ihrem Fenster oder im Park zu beobachten. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Bayern erhoffen sich dadurch Erkenntnisse über langfristige Veränderungen in der Vogelwelt. 

finanziellen Ressourcen für eine rein fachlich gestützte Erhebung sind begrenzt, und wir verzeichnen seit Jahren einen Rückgang bei den Artenkennern und Artenkennerinnen." 

Das Thünen-Institut setzt deshalb seit 2022 auf die "Hummel-Challenge", bei der jährlich Menschen in einem bestimmten Zeitraum die nützlichen Insekten mithilfe einer App erfassen. Diese ergänzt ein standardisiertes Hummel-Monitoring, bei dem auch Ehrenamtliche bundesweit mithelfen. Die "Hummel-Challenge" bringe eine wertvolle Datengrundlage, sagt Ogan. "Dank tausender Meldungen konnten unter anderem Erstnachweise von Arten außerhalb ihrer bekannten Verbreitungsgebiete dokumentiert werden."

Aussagekraft hat Grenzen

Auch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin setzt auf solche zufälligen Sichtungen von Bürgerinnen und Bürgern, um mehr über Igel und Maulwürfe oder Eichhörnchen in der Stadt zu erfahren. 

"Zufallsmeldungen sind natürlich keine systematische Datenerhebung und haben deshalb natürlich auch Schwächen", sagt Miriam Brandt, Leiterin der Abteilung Wissenschaftsmanagement. "Wenn zum Beispiel in einem Stadtteil in Berlin weniger Eichhörnchen gemeldet werden, dann weiß ich nicht, ob dort tatsächlich weniger Eichhörnchen leben oder einfach weniger Melder."

Aussagen zur Populationsgröße seien mit dieser Methode deshalb nicht möglich, betont Brandt. Man könne aber durchaus Informationen über die Lebensweise oder den Gesundheitszustand der Tiere bekommen. 

Dass das Leibniz-Institut ausgerechnet Igel, Maulwürfe und Eichhörnchen für die Projekte ausgesucht hat, ist kein Zufall: "Neben der Tatsache, dass es auch zu solchen relativ bekannten Arten noch viele offene wissenschaftliche Fragestellungen gibt, ist von Vorteil, dass man im Gegensatz zu vielen Vögeln kein Bestimmungsproblem hat - und natürlich sind sie auch Sympathieträger", erläutert Brandts Kollegin Anke Schumann. Dadurch sei es leichter, Leute zum Mitmachen zu motivieren. 

Ein wichtiges Ziel: Menschen begeistern 

Haussperling oder Feldsperling? Blaumeise oder Kohlmeise? Und woran erkennt man eine Heckenbraunelle? Dass bei der Bestimmung der Wintervögel jedes Jahr ähnliche Fehler passieren, kalkulieren Nabu und LBV mit ein. "Nicht die absoluten Zahlen, sondern die langjährigen Trends sind relevant", sagt Nabu-Experte Martin Rümmler. 

Citizen Science hat aber einen noch viel größeren Wert als nur viele Daten zu erfassen, da sind sich die Fachleute einig: Die Projekte können die Menschen auf die Natur um sich herum aufmerksam machen und für deren Schutz begeistern. "Nur was man kennt, will man auch schützen", sagt LBV-Expertin Nelson.

© dpa‍-infocom, dpa:250109‍-930‍-338924/2

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