Modespektakel

Victoria’s Secret Show: Viel Glamour, wenig Stoff

Wenn die gesamte Garderobe einer Modenschau in einen Aktenkoffer passen würde, dann wäre es die von Victoria’s Secret. Die Wäschemarke hat wieder ihre jährliche Show zelebriert.  

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Maria Borges strahlt mit ihrer Federpracht um die Wette. Foto: AFP
Es ist so etwas wie die Weltmeisterschaft der Supermodels. Etwa zwei Dutzend junge Frauen – alle möglichst unter 30 Jahren und definitiv unter 60 Kilo – laufen ein paar Meter, und die ganze Welt schaut zu. Einmal im Jahr schickt Victoria’s Secret seine "Engel" kurz vor Weihnachten ins Licht der Scheinwerfer und einmal im Jahr steht die Branche Kopf – wegen der Frauen, der Unterwäsche oder einfach der Show mit viel Glitzer und noch mehr Prominenz. In diesem Jahr wurde die "Victoria’s Secret Fashion Show" 20 Jahre alt.

Im Grunde ist es einfach nur ein Einzelhändler, der seine Produkte zeigt. Doch ähnlich wie Apple hat es Victoria’s Secret geschafft, aus der jährlichen Präsentation ein Weltereignis zu machen – und Prominente, Medien und nicht zuletzt Zuschauer und Kunden machen gern mit. Selbst wenn es Vorwürfe über angebliche Kinderarbeit bei Zulieferern oder Schadstoffe in den Textilien gibt (vor Gericht abgewiesen), selbst wenn es Klagen über mangelnde Qualität oder wie jüngst schlecht manipulierte Werbefotos gibt, auf denen eine Frau nur eine Pobacke hatte (im Internet nachgewiesen) – "VS" ist Kult und nichts Besseres kann einer Marke passieren.

Das Paradoxe ist, dass dieselben Kreise, die die Modenschauen als Hochämter zelebrieren, auch die sind, die sich über ein angeblich unrealistisches Frauenbild in den Fashion Shows erregen. Tatsächlich hat die Universität von Kalifornien herausgefunden, dass die Models in der Regel satte 13 Zentimeter größer (1,78 Meter) und trotzdem satte 13 Kilo leichter (53,5 Kilo) sind als die Durchschnittsamerikanerin. Aber überrascht es wirklich jemanden, dass man zur Präsentation seiner Waren, zumal Unterwäsche, die Schönsten nimmt?

Freunde von Victoria’s Secret, ebenso wie die von Barbie und Miss-Wettbewerben, erinnern zudem daran, dass Fehlernährung zwar Dutzende Millionen Menschen betrifft – aber nur ein verschwindender Bruchteil von ihnen isst zu wenig. Mehr als jeder dritte Amerikaner isst dagegen viel zu viel.

Zu viel hatten Adriana Lima, Alessandra Ambrosio und Candice Swanepoel nun wirklich nicht, weder Gewicht noch Kleidung. Es war stets ein Hauch von Nichts, der die Frauen gerade noch bedeckte. Und natürlich die obligatorischen Engelsflügel, die in diesem Jahr aber eher Federn glichen. Gerade Maria Borges sah aus wie ein Paradiesvogel, mit einer üppigen Federpracht, die ihren Kopf praktisch einrahmte.

Der Star war jedoch Lily Aldridge. Nicht wegen ihrer Flügel, die eigentlich ein Blumenstrauß waren. Doch das Supermodel aus Kalifornien (in wenigen Tagen 30 Jahre alt, 1,75 Meter groß, 53 Kilo schwer) durfte den "Fantasy Bra" tragen. Jedes Jahr wird ein Büstenhalter aus Diamanten kreiert, der immer mindestens eine, manchmal sogar 15 Millionen Dollar (der im Jahr 2000 von Gisele Bündchen gezeigte "Red Hot Fantasy Bra") kostet. Diesmal war er weiß und mit goldenen Applikationen besetzt. Schönheitsfehler: Verkauft wurden von den Dingern in den vergangenen 20 Jahren angeblich ganze zwei, die anderen wurden später wieder auseinandergenommen.

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