Leuchtspuren am Himmel
Raketenteile verglühen - "wie ein Science-Fiction-Film"
Am Nachthimmel sind große Feuerballen zu sehen, die langsam in kleinere Stücke zerfallen. Einige Menschen denken zunächst an einen Meteor aus dem All. Doch es gibt einen menschengemachten Grund.
dpa
Mi, 19. Feb 2025, 11:34 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Uedem/Lützelbach/Heidelberg (dpa/lsw) - Schauer von Lichtfunken am Nachthimmel: Verglühende Raketenteile leuchteten am frühen Morgen über Deutschland. Auch im Südwesten seien aller Wahrscheilichkeit nach Lichtschweife zu sehen gewesen, erklärte eine Expertin des Hauses der Astronomie in Heidelberg.
Dabei habe es sich um den Wiedereintritt eines Teils einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX in die Atmosphäre gehandelt, teilte ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr mit. Die Rakete sei am 1. Februar in den USA gestartet. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Trümmerteile auf Deutschland gefallen sein könnten.
"Ich habe zuerst an einen hellen Meteor gedacht", sagte Hansjürgen Köhler von der UFO-Meldestelle CENAP, als sein Telefon ab 4.48 Uhr nicht mehr stillstand und Leute ihm das Phänomen schilderten.
Weltraumschrott bröselt auseinander
Doch diese Theorie habe er schnell wieder verworfen, erzählt Köhler, als die Anruferinnen und Anrufer erklärten, die Himmelserscheinung sei teils fast zwei Minuten lang zu sehen gewesen. Sternschnuppen sind nach ein paar Sekunden vorbei. "Aber beim Wiedereintritt von Weltraumschrott in die Atmosphäre dauert es länger, der bröselt dann auseinander und löst sich in Teile auf. Das sieht klasse aus, keine Frage."
Bis an die Nordsee gingen Sichtungen beim CENAP ein, dem wissenschaftlich arbeitenden Centralen Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene mit Sitz im südhessischen Lützelbach. Die Leuchtstreifen seien dabei immer von West nach Ost über den Himmel gezogen.
"Das war schon irgendwie phänomenal."
Ein Mann aus dem hessischen Lichtenfels berichtete im Sender hr3, er sei gerade auf dem Feld beim Düngen gewesen, als er das Himmelsphänomen sah. "Das sah aus wie ein Science-Fiction-Film eigentlich eher - dass die Aliens landen." Etwas Vergleichbares habe er noch nie beobachtet. "Da hat sich was zerteilt, es haben Streifen geglüht, in Weiß und Rot und Orange, und dann ist es so langsam am Horizont verschwunden. Das war schon irgendwie phänomenal."
Zahlreiche Menschen haben wegen der ungewöhnlichen Lichterscheinungen in der Nacht auch die Polizei angerufen. Ein Anrufer aus Bautzen in Sachsen etwa habe von "etwas Hellem am Himmel" oder einem "Lichtball" berichtet, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion in Görlitz. Sprecher der Polizeiinspektionen Magdeburg, in Stendal und in Brandenburg sagten, die Anrufer hätten sich nach den Himmelerscheinungen erkundigt. Schäden seien nicht bekannt.
Aktuell starten viele Falcon-9-Raketen
Derzeit lässt das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk alle paar Tage Falcon-9-Raketen starten. Bei der Falcon 9 wird die erste Raketenstufe - der sogenannte Booster - wieder gelandet. Die zweite Raketenstufe verglüht in der Atmosphäre. Bis diese wieder in die Erdatmosphäre eintritt, kann einige Zeit vergehen, auch Wochen.
Nach Angaben des Weltraumkommandos der Bundeswehr können diese Raketenstufen über allen möglichen Orten der Welt verglühen - häufig passiere das über dem Meer und werde deswegen kaum bemerkt. Die in der Nacht sichtbare Raketenstufe sei irgendwo über Nordirland oder Großbritannien in die Atmosphäre eingetreten, und deswegen auch von Deutschland aus sichtbar gewesen.
"Es ist sehr, sehr selten, dass etwas den Wiedereintritt und das Verglühen übersteht", sagte ein Sprecher des Weltraumkommandos. Deswegen komme es auch so gut wie nie vor, dass solche Raketenteile auf der Erde einschlügen. Es sei nun auch nicht zu erwarten, dass alle paar Tage so ein Schauspiel am Himmel über Deutschland auftrete, denn meistens kämen die Raketenteile eben woanders runter.
Spektakel nicht immer vorhersehbar
Laut der Expertin aus Heidelberg sind solche Ereignisse zudem nur bedingt vorhersehbar. "Wenn Satelliten abgeschaltet werden, kommt häufig eine Ankündigung", so die Sprecherin weiter. Oft würden die Teile aber aus den 50er- und 60er-Jahren stammen und da wisse man häufig nicht vorher Bescheid. "Üblicherweise bleibt nicht mehr als ein Lichtspektakel davon übrig."
© dpa-infocom, dpa:250219-930-379552/2