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Welt-Vegetarier-Tag

Vegetarisch essen rettet das Klima nicht

Über die pflanzliche Ernährung gibt es viele Halbwahrheiten. Drei Behauptungen und die dazugehörigen Fakten anlässlich des heutigen Welt-Vegetarier-Tags.  

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Ob Gemüseshakes schmecken, ist Geschmackssache.  | Foto: @antoonsparis  (stock.adobe.com)
Ob Gemüseshakes schmecken, ist Geschmackssache. Foto: @antoonsparis  (stock.adobe.com)

Der Deutsche isst nach wie vor gerne Fleisch. Bei 60 Kilogramm lag nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung der geschätzte Pro-Kopf-Verzehr im Jahr 2018. Hoher Fleischkonsum aber schadet dem Klima. Wie gesund und wie klimaschonend ist die Alternative, der Verzicht auf Fleisch? Ein Faktencheck.

Behauptung: Vegetarier ernähren sich klimabewusst.

Bewertung: Stimmt nur teilweise, denn auch manch fleischloses Produkt verursacht hohe Treibhausgas-Emissionen.

Fakten: Die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch verursacht im Schnitt mehr als 15 Kilogramm Treibhausgas-Emissionen, bei Obst oder Gemüse sind es laut Umweltbundesamt (Uba) weniger als ein Kilogramm. Wer weniger Fleisch isst, spart also erst einmal Emissionen. Hinzu kommt, dass der Futtermittelanbau – etwa von Soja in Südamerika – viel Fläche benötigt, für die zum Teil wertvoller Regenwald abgeholzt wird, der das Klima stabilisiert. Aber auch vegetarische Kost braucht Anbauflächen, was wiederum deren Ökobilanz eintrübt. So ist Soja auch die Grundlage vieler vegetarischer und veganer Lebensmittel wie Tofu oder Sojamilch. Zwar gehen laut WWF 80 Prozent des weltweiten Sojaanbaus in die Futtermittelindustrie, die verbleibenden 20 Prozent machen aber auch etwas aus – zumal der Tofuverzehr steigt. Insgesamt hat sich die Sojaproduktion laut der Umweltorganisation WWF in den vergangenen 50 Jahren verzehnfacht.Weil ein Großteil des Sojas in ökologisch bedeutsamen Regionen wie Brasilien oder Argentinien angebaut wird, sollten auch Sojaerzeugnisse kritisch bewertet werden.

Wer tierische Erzeugnisse wie Butter oder Milch konsumiert, hat ebenfalls keine gute Klimabilanz: Entscheidend sei die Reduzierung tierischer Lebensmittel insgesamt, erklärt Michael Bilharz vom Uba. Denn auch Milchprodukte, insbesondere Butter oder Käse, sorgen wegen der Rinderhaltung für hohe Treibhausgas-Emissionen. Laut Umweltgutachten 2012 des Sachverständigenrats für Umweltfragen der Bundesregierung sind es bei der Herstellung von einem Kilogramm Butter bei konventioneller Tierhaltung 23,7 Kilogramm Treibhausgasemissionen und bei einem Kilo Käse 8,5 Kilo. Bilharz sagt deshalb: "Nur Fleisch durch Käse oder Sahne zu ersetzen, bringt für das Klima nichts." Hinzu kommt: Die Viehhaltung trägt nicht nur durch den Flächenverbrauch zum Klimawandel bei. Wiederkäuer wie Rinder stoßen Methangas aus – ein Treibhausgas, das wesentlich stärker auf das Klima wirkt als CO2.

Behauptung: Wer einmal pro Woche auf Fleisch verzichtet, bewirkt wenig.

Bewertung: Stimmt.

Fakten: Würde ein Mensch ein Mal auf einen Hamburger mit 100-Gramm-Fleischbulette (2,11 Kilogramm Treibhausgase) verzichten und stattdessen Spaghetti mit Tomatensoße (0,63 Kilogramm) essen, ergäbe sich eine Ersparnis von 1,48 Kilogramm Emissionen, rechnet Tanja Dräger de Teran vom WWF vor. Würden einmal wöchentlich Spaghetti statt Burger auf den Tisch kommen, würde man im Jahr fast 77 Kilogramm Treibhausgase pro Person einsparen. Zum Vergleich: Der CO2-Fußabdruck pro Kopf und Jahr in Deutschland liegt laut Uba bei 11,6 Tonnen. Experten zufolge müsste der Fleischkonsum insgesamt drastisch sinken, um die angepeilten Klimaziele zu erreichen.

Behauptung: Kinder können auf Fleisch verzichten.

Bewertung: Stimmt nur eingeschränkt.

Fakten: Prinzipiell kann man eine vegetarische Ernährung von einer veganen unterscheiden. Eine rein vegetarische Ernährung ohne Fisch- und Fleischzufuhr aber verbunden mit dem Konsum tierischer Proteine durch Milchprodukte oder Eier ist laut Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung auch für Kinder weitgehend problemlos.

Kritischer sieht es hingegen bei einer strikt veganen Ernährung aus, bei der auf jegliche tierische Eiweiße verzichtet wird. Der Nährstoffbedarf von Kindern und Jugendlichen kann durch eine "ausgewogene, pflanzenbetonte Ernährung überwiegend" zwar gedeckt werden, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Allerdings sei das Risiko einer Mangelernährung größer als bei Erwachsenen. Deshalb müsse man auf eine ausreichende Zufuhr der Nährstoffe achten.

Wenn Kinder Fleisch essen, sei eine ausgewogene Ernährung einfacher, sagt auch UBA-Experte Bilharz. "Einfach das Fleisch weglassen und weiter wie bisher essen, geht nicht." Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät Müttern während der Schwangerschaft und der Stillzeit von veganer Ernährung ab, auch Säuglinge und Kleinkinder sollte nicht auf diese Weise ernährt werden. Störungen der Blutbildung durch Eisen und Vitamin-B-12-Mangel, Wachstumsverzögerungen und irreversible neurologische Störungen könnten die Folgen sein.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 01. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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