Vager Blick in die Gesellschaft

DRAMA: "Tigermilch" erzählt vom Multikulti-Berlin.  

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Nini lebt mit ihrer Unterschichtfamilie in einem Berliner Hochhaus. Ihre irakische
Freundin Jameelah wohnt im Nachbarblock mit ihrer alleinerziehenden Mutter, die als Krankenschwester arbeitet. Die beiden frühreifen Mädchen betäuben sich mit "Tigermilch", einem Gebräu aus ihrer Schulmilch, die sie mit Weinbrand aufpeppen. Danach erproben sie auf dem Babystrich ihre Wirkung auf Männer: Das klingt nach einem weiteren uninspirierten Film über den Berliner Großstadtdschungel. Obendrein wird die Coming-of-Age-Thematik mit der Utopie einer multikulturellen Gesellschaft verquirlt. Die Irakerin ist in der Schule eine Überfliegerin, Nini dagegen hat drei Fünfen im Zeugnis. Ihr pulsierendes Lebensgefühl dient als Beispiel für gelebte Integration – doch klingen die Dialoge hölzern.

Doch dann verblüfft der Film mit einer
unerwarteten Wendung. Vor Ninis und Jameelahs Augen wird ihre Freundin, die
Muslima Jasna (Luma Zimic Mijovic), getötet. Ein "Ehrenmord" kommt sonst nicht in dieser Art Film vor. Das Leben hat die beiden Mädchen eingeholt. Dank dieser Entwicklung gewinnen auch die von Flora Li Thiemann und Emily Kusche anfangs uninspiriert gespielten Figuren an Kontur. Jameelah hat Angst vor Ausweisung und – mehr noch – vor der Blutrache. Ihr Blick auf die naive deutsche Freundin, die sich all das nicht vorstellen kann, wird neid- und hasserfüllt. Die plötzliche Distanz zwischen den Freundinnen verbildlicht einen Riss quer durch die Gesellschaft. Leider bleibt dieser Blick in die Parallelgesellschaft vage. Dennoch bleibt der Film in Erinnerung, denn er ist mit einigen Spritzern Blut aus der wirklichen Welt getränkt. (Läuft in Freiburg und Lörrach. Ab 12.)

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