Texas

US-Behörde gibt nach Schulmassaker von Uvalde Fehler zu

Polizisten griffen beim Schulmassaker von Uvalde wegen einer Fehleinschätzung mehr als eine Stunde lang nicht ein. "Dafür gibt es keine Entschuldigung", sagte der Direktor der texanischen Sicherheitsbehörde.  

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Ein Mitglied der texanischen Highway P... für die Opfer des Massakers in Uvalde  | Foto: Michael M. Santiago (AFP)
Ein Mitglied der texanischen Highway Patrol an der Trauerstätte für die Opfer des Massakers in Uvalde Foto: Michael M. Santiago (AFP)
Nach dem Schulmassaker mit 21 Todesopfern in der US-Kleinstadt Uvalde hat die zuständige Sicherheitsbehörde schwere Fehler bei dem Einsatz eingeräumt. Es sei falsch gewesen, nicht früher in den Klassenraum einzudringen, in dem sich der Amokläufer mit Schülern und Lehrern verschanzt hatte, sagte der Direktor der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, Steven McCraw, am Freitag. "Es war die falsche Entscheidung. Punkt", bekannte er, "dafür gibt es keine Entschuldigung."

Der Behördenchef berichtete, dass der Schütze etwa um 11.33 Uhr die Schule und schließlich den Klassenraum betrat, in dem er das Massaker anrichtete. Bereits um kurz nach 12 Uhr seien 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum postiert gewesen, hätten aber keine Versuche unternommen, in den Raum einzudringen und den Schützen zu stoppen, sagte McCraw. Stattdessen sei in jenem Moment die Entscheidung getroffen worden, auf Spezialkräfte zu warten.

Die Einsatzkräfte vor Ort seien davon ausgegangen, dass der Schütze nicht mehr schieße, sondern sich lediglich verbarrikadiert habe. Dies habe sich im Nachhinein als Fehleinschätzung erwiesen. Erst um 12.50 Uhr öffneten Spezialkräfte die Tür zum Klassenraum mit einem Schlüssel, wie McCraw weiter schilderte. Diesen Schlüssel hätten sich die Einsatzkräfte vom Hausmeister besorgt.

Einsatzleiter ging von "verbarrikadiertem Individuum" aus

In den USA werden Polizisten ausgebildet, bei Amokläufen oder Schusswaffenangriffen an Schulen so schnell wie möglich den Täter auszuschalten, um weitere Todesopfer zu verhindern. Ein anderes Vorgehen wird beispielsweise bei Geiselnahmen angewandt. McCraw sagte, die Einsatzkräfte seien zwischenzeitlich davon ausgegangen, dass der Angreifer kein "aktiver Schütze" mehr sei und dass keine weiteren Kinder mehr in Gefahr seien. "Der Einsatzleiter vor Ort dachte zu diesem Zeitpunkt, dass es von einem aktiven Schützen zu einem verbarrikadierten Individuum übergegangen ist."



In der Zwischenzeit hatten Schulkinder aus zwei miteinander verbundenen Klassenzimmern mehrfach den Notruf gewählt. Um 12.03 Uhr rief eine Schülerin bei der Polizei an und sagte, sie befinde sich in Klassenzimmer 112. Um 12.10 Uhr rief das Mädchen erneut an und sagte, es gebe zahlreiche Tote. In einem weiteren Anruf um 12.16 Uhr sagte die Schülerin, dass acht bis neun Mitschüler am Leben seien. Um 12.43 Uhr und 12.47 Uhr bat eine Schülerin über den Notruf, "bitte jetzt die Polizei zu schicken", wie McCraw sagte. Um 12.50 Uhr sind demnach auf der Aufnahme Schüsse zu hören, um 12.51 Uhr ist dann zu hören, wie Polizisten die Kinder aus dem Klassenzimmer bringen.

Auf die Frage, wie viele Kinder während der Wartezeit erschossen worden seien und womöglich hätten gerettet werden können, sagte McCraw, dies werde noch untersucht.

Polizei machte widersprüchliche Angaben über den Tatverlauf

McCraw korrigierte Angaben über Veröffentlichungen des Schützen auf Facebook. "Ich möchte etwas richtigstellen, was zu Beginn der Ermittlungen gesagt wurde", sagte er. So habe der 18 Jahre alte Schütze seine Tat nicht öffentlich auf Facebook angekündigt. Stattdessen habe er private Nachrichten über einen Messenger-Dienst abgesetzt. McCraw berichtete außerdem, dass der Angreifer bereits vor dem Massaker in Gruppenchats bei Instagram über den Kauf von Waffen sprach und die Tat in dem Netzwerk zumindest andeutete. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, hatte am Mittwoch von Postings des Täters nur wenige Minuten vor der Tat auf Facebook gesprochen.

Darüber, wie genau sich die Tat abspielte, hatte es in den vergangenen Tagen widersprüchliche Angaben von der Polizei gegeben. Zunächst hieß es, der Schütze sei bereits vor der Schule von einer Sicherheitskraft konfrontiert worden. Das bestätigte sich nun nicht. Stattdessen konnte der 18-Jährige den Angaben zufolge ungehindert durch eine unverschlossene Tür in die Schule laufen.

Zuletzt wurden immer mehr kritische Stimmen von Eltern aus Uvalde laut. Sie werfen der Polizei vor, zu zögerlich gehandelt zu haben. "Ich habe einem der Beamten selbst gesagt, wenn sie nicht reingehen wollen, sollen sie mir seine Waffe und eine Weste leihen, und ich werde selbst reingehen, um die Sache zu regeln", sagte Victor Luna zu CNN. Sein Sohn Jayden habe das Massaker überlebt. Die Polizei habe ihren Job gemacht, sagte Luna. Aber sie hätte es schneller tun können. Andere Eltern äußerten sich ähnlich in US-Medien.

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