UNTERM STRICH: Wer zu früh pfeift
Wie es einem Schiedsrichter in Kameruns Hitze erging / Von Johannes Dieterich.
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Das Spiel startete um 14 Uhr und zog sich bei erbarmungsloser Hitze zur 85. Minute hin. Zu diesem Zeitpunkt pfiff Schiedsrichter Janny Sikazwe das Match ab. "Wir versuchten zu trinken, aber das Wasser löschte den Durst nicht", erzählte Sikazwe jetzt bei seiner Rückkehr nach Sambia. "Meine Sprühdose, die Kopfhörer und die Pfeife brannten vor Hitze, ich hätte sie am liebsten weggeworfen." Doch weil man als Schiedsrichter darauf getrimmt sei, "wie ein Soldat zu sein", kämpfte sich Sikawze durch, zumindest bis zur besagten 85. Minute, als er gerade noch über genügend Luft für die zwei finalen Pfiffe verfügte. Davon wollten die Tunesier allerdings nichts wissen. Sie lagen 0:1 zurück und gaben erregt zu verstehen, dass sie noch fünf Minuten Zeit zum Ausgleich hätten. Sikwaze ließ sich breitschlagen, doch es folgten die schlimmsten Minuten seines Lebens ("Ich stand kurz vor dem Koma"). Und so pfiff Sikawze erneut ab. Dieses Mal waren es nur 17 Sekunden bis zum Ablauf der 90 Minuten. Die Tunesier rückten ihm auf die kochende Pelle, der Trainer drehte ihm gar den Arm um, damit er einen Blick auf seine Armbanduhr werfe. Doch Sikazwe befand sich da bereits im entrückten Zustand: "Ich hörte Stimmen und Lärm, ich wusste aber nicht, woher sie kamen."
Nach dem Besuch der Präsidenten des Afrikanischen Fußballverbands und einiger Ärzte durfte Janny Sikazwe schließlich in sein kühleres Zuhause zurückkehren. Dort begrüßte er seine Familie mit den Worten: "Ihr habt Glück, dass ihr noch mit mir reden könnt: Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können."