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UNTERM STRICH: Wenn der Postmann keinmal klingelt

Bettkasten, Speicher, Unterholz – zum Briefkasten gibt es Alternativen / Von Stefan Hupka.  

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Was ein Postgeheimnis ist, weiß jedes Kind – spätestens von Janosch, dem Buchautor. Da sagt der Chef der Hasenpost zum Dienstantritt: "Ihr müsst schnell und schweigsam sein. Dürft die Briefe nicht lesen und das, was darin steht, niemandem erzählen. Alles klar? Alles klar, riefen die Hasen mit den schnellen Schuhen und alles war klar." Da irrt der verehrte Janosch. Denn nicht klar ist damit folgendes: Auch wer Briefe nicht liest und, was darin steht, nicht weitererzählt, kann das Postgeheimnis verletzen – wenn er Briefe nicht zustellt, obwohl er der Briefträger ist. Damit ist ein Vertreter des ansonsten ehrbaren Berufsstandes jetzt am Bodensee aufgeflogen. Er hatte einige hundert Briefe, die er in Salem hätte austragen sollen, in nahen Wäldern "entsorgt", wo Waldarbeiter und Pilzefinder (Janosch) auf sie stießen. Über Motive hüllt sich die Post in Schweigen. Sie verrät nur, dass der Mann nicht mehr für sie tätig sei und man versuche, die Adressaten zu entziffern.

Meist ist dann von "Überforderung" die Rede. Richtig: meist. Denn diese Art der Zustellung wird öfter praktiziert, als man für möglich hält. Schon eine Kurzfahndung bei dpa ergibt sieben Treffer in acht Jahren, fünf allein im Land und der Region. In Breisach hatte ein 45-Jähriger 7600 Sendungen daheim postlagernd. In Friedrichshafen fand man bei einem Twen 2500 Briefe auf dem Dachboden. Und in Frankfurt hortete ein 23-Jähriger, der bei den Eltern wohnte, Post in Kleiderschrank, Bettkasten und Keller, darunter die eigene Gehaltsabrechnung. Es brauchte zwei Laster zum Abtransport.

Briefträger, die nichts bringen, Feuerwehrleute, die zündeln – so hat jeder Berufsstand seine schwarzen Schafe. Journalisten? Lieber nicht dran denken. Doch was könnten beim Postmann die Gründe sein – Rache, Sammlerstolz, Angst vor Hunden? Vielleicht. Von seinen rund 100 000 Briefträgern, klagt der Postchef, werden jährlich 1500 von Hunden gebissen. Durch Roboter will er die Briefträger dennoch nicht ersetzen. Wieso nicht? Die wüssten nicht, wo sie klingeln müssen.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 12. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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