Account/Login

UNTERM STRICH: Vielleicht ein bisschen zu perfekt

Warum Weltmeister Philipp Lahm nie "Fußballer des Jahres" war / Von René Kübler.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Hätte Jupp Heynckes nicht darauf hingewiesen, es wäre vermutlich niemandem aufgefallen, dass Philipp Lahm in seiner glanzvollen Karriere nie zum "Fußballer des Jahres" gewählt wurde. Wie kann das sein? Weltmeister, Champions-League-Sieger, unzählige Male Meister und Pokalsieger – aber trotzdem nicht Deutschlands Bester. Zu klein (1,70 Meter), um ein ganz Großer zu sein? Sicher nicht. Vielleicht die falsche Position? Außenverteidiger klingt ja als Wort schon nicht besonders attraktiv. Und nicht nach hoher Fußballkunst.

Aber warum hieß der Wahlsieger in den Jahren 1971 und 1979 dann Berti Vogts (1,68 Meter)? Vielleicht weil sie ihn Terrier nannten, weil er ordentlich hinlangen konnte. So wie Karl-Heinz Förster und Jürgen Kohler – beide fußballerisch eher mittelmäßig begabt, aber leidenschaftliche Abräumer. Und ebenfalls "Fußballer des Jahres". Philipp Lahm hat nie dazwischengehauen. Er hatte es nicht nötig. Die, die ihn trainiert haben, sagen, Lahm sei der perfekte Spieler. Schon immer gewesen. Man habe ihm quasi nichts beibringen müssen. Schlau, strategisch, technisch hochwertig.

Mehmet Scholl, einst selbst Nationalspieler und heute TV-Unterhalter, hat Lahms Vermögen am treffendsten umrissen: "Er hat in seiner Karriere 70 Prozent überragend gespielt und die restlichen 30 Prozent Weltklasse." Womöglich war es diese Perfektion, die Lahm zum Verhängnis wurde. Er spielte Fußball, wie er Interviews gab: stets geschliffen, wohl überlegt und aus einem Gefühl der Überlegenheit heraus. Lahm ließ sich nie hin- oder mitreißen. Aber er riss auch nicht mit.

Keine Aufs und Abs. Man musste nie mit ihm leiden. Höchste Experten-Anerkennung war ihm gewiss, aber Lieblinge brauchen Ecken und Kanten. Bei Lahm war nicht die klitzekleinste Eskapade aufzuspüren. "Wahrscheinlich ist er noch nie zu schnell gefahren", vermutet sein früherer Coach Hermann Gerland. Philipp Lahm, das kann man also sagen, hat irgendwie alles richtig gemacht. Fast.

Ressort: Kolumnen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel