UNTERM STRICH: Küken statt Handys
Die indonesische Stadt Bandung kämpft gegen die Smartphones / Von Michael Saurer.
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Seitdem hat sich viel verändert. Statt elektronischer Küken wird heute der eigene Instagram-Account gefüttert, statt Liebe zu geben, wollen junge Leute heute Liebe – in Form von Likes – bekommen.
Die ältere Generation wittert angesichts derart digitaler Entsozialisierung den Untergang des Abendlands und versucht mit allerlei Methoden, einen Keil zwischen die Youngster und ihre Smartphones zu treiben. Das mit der angeblich schädlichen Handystrahlung funktioniert nicht, schon allein, weil auch die Eltern alle so ein Ding in der Tasche haben. Auch, das Ganze über den Preis zu regeln, klappt nicht – eher verzichten die Jungen monatelang auf Kino, Eis und Süßigkeiten, um das Eingesparte Firmen wie Apple oder Samsung zu geben.
Nun versucht es der Bürgermeister der indonesischen Großstadt Bandung mit einem eher unkonventionellen Vorstoß. Gut möglich, dass er sich dabei an das Tamagotchi erinnerte und nun die Zeit zwei Jahrzehnte zurückdrehen will. Oded Danial, so sein Name, verschenkt die Unplugged-Variante der elektronischen Piepser, also lebende Küken, derzeit an Schüler, um sie von ihren Smartphones wegzulocken. 2000 Küken wurden bislang an Kinder verteilt.
Die Schüler sollen nicht nur von den Handys wegkommen. Sie sollen auch lernen, Tiere zu lieben und Verantwortung zu übernehmen. Ob das klappt? Man müsste den Jugendlichen zunächst einmal die Grundlagen der Biologie erklären. Vor allem, dass man die Küken nicht über Nacht an der Steckdose aufladen sollte.
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