UNTERM STRICH: ... genau...
Über die Karriere von Füllwörtern im täglichen Sprachgebrauch / Von Alexander Dick.
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Dies kleine Wörtchen wiederum hat sich seit geraumer Zeit in den erlauchten Kreis der Füllwörter eingeschlichen und sich dabei seiner adjektivischen Funktion völlig entledigt. Es geht nicht mehr um die genaue, will heißen: exakte Verwendung von genau, sondern um ein Häsitationspartikel, wie Linguisten es wohl ausdrücken würden. Also eine Art von "äh", "mmmh". Klingt aber eleganter. Genau.
Im TV-Interview fragt der Journalist, wie sein Gegenüber sich die Ausbreitung von … blablabla … erkläre, und das antwortet erst mal mit: "Genau". Kann übersetzt so viel heißen wie: Ja, ich habe die Frage verstanden. Oder: Ich muss erst mal nachdenken. Sehr en vogue ist auch der affirmative Gebrauch des neuen Lieblingsfüllwortes – in etwa: "Wir haben Ihren Auftrag erfüllt, alle Reparaturen wurden ausgeführt – neues Lenkrad, Nockenwellenbeleuchtung wurde ausgewechselt … Genau." Jetzt wissen Sie’s. Das gibt einem so etwas wie Selbstbestätigung. Genau.
Es heißt, die Karriere dieses Füllwortes vollziehe sich besonders in der jüngeren Generation. Dann besteht noch Hoffnung. Als unsereins jung war, befand sich das Wörtchen "also" im Höhenflug: Also, ich möchte gerne sagen, dass … Oder zu Beginn einer Antwort, die man noch nicht parat hatte: Al-soooo … Also, wer’s mit dem Genau nicht so genau nimmt, hat natürlich jederzeit die Möglichkeit, wieder auf "also" auszuweichen. Und wem das alles zu blöd ist, der kann alternativ auf Füllwörter verzichten – schwer. Oder sich die beliebte Formel "Alles gut" aneignen. Passt auch immer irgendwie. Genau.
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