UNTERM STRICH: Die Angst vor den Langnasen
In Tokio konnten Ausländer jahrelang kostenlos einen Park besuchen / Von Michael Saurer.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Erst im vergangenen Jahr zog deshalb eine 16-jährige Schülerin in Osaka vor Gericht, weil sie über Monate von Lehrern und Schulleitung gemobbt wurde. Der Grund: Sie hatte von Natur aus ein wenig hellere Haare als der Japaner sie gemeinhin hat und weigerte sich, sie dunkel zu färben. In einem Land, in dem ethnische Minderheiten kaum eine Rolle spielen, wird alles was fremd wirkt bisweilen mit einer gewissen Skepsis bedacht.
Dass diese sogar in waschechte Panik ausarten kann, sah man dieser Tage in einem öffentlichen Garten in Tokio. Der Shinjuku-Gyoen-Garten ist nicht nur für sein Teehaus bekannt, sondern mittlerweile auch für einen Ticketverkäufer, der dort bis vor kurzem die Eintrittsgelder kassiert hat. Offenbar hatte der Mann über Jahre hinweg alle Ausländer einfach durchgewunken, ohne von ihnen die üblichen 200 Yen Eintrittsgebühr zu verlangen. Nicht aus übermäßiger Freundlichkeit gegenüber den Touristen, sondern weil er Angst vor ihnen hatte. Offenbar konnte er kein Englisch und wurde einmal von einem Ausländer angeschrien, weshalb er sich lästige Fragen – etwa zu Öffnungszeiten, Höhe der Eintrittsgebühr oder Zahl der Toiletten – vom Hals halten wollte. Wie das Nachrichtenportal Sora-News berichtet, entgingen dem Park so rund 200 000 Euro.
Nun flog das Ganze auf und der 70-Jährige steht am öffentlichen Pranger, was in Japan so ungefähr das Schlimmste ist, was einem passieren kann. Er hat mittlerweile gekündigt und bot an, die Hälfte seiner Ruhestandsprämie als Wiedergutmachung abzutreten. Konsequenter wäre es, wenn ein Gericht verfügen würde, dass er Sozialstunden dort ableisten müsse, wo besonders viele Ausländer zugegen sind. Schließlich raten Psychologen, dass man sich seinen Ängsten stellen soll.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ