UNTERM STRICH: Deutsch-Prüfung mit Hindernissen
Warum 40 000 Realschüler heute keine Abschlussklausur schreiben / Von Jens Schmitz.
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Am heutigen Mittwoch zum Beispiel hätten an den Realschulen im Land Abschlussprüfungen im Fach Deutsch stattfinden sollen. Daraus wurde nichts, denn eine Gemeinschaftsschule in Bad Urach hatte bemerkt, dass jemand einen Umschlag mit den Aufgaben schon Tage zuvor geöffnet hatte. Der wurde so zum Kuvert der Pandora: Das Kultusministerium sagte das Examen landesweit ab. "Uns blieb nichts anderes übrig", erklärte Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU). "Das Risiko war schlicht zu groß, dass die Aufgaben nachher im Netz kursieren."
Wer das Siegel erbrochen hat, ist unklar; das Ministerium schaltete die Polizei ein. Bei den 96 Schülern der Bad Uracher Abschlussklasse wäre Wissensdurst noch am ehesten verständlich: Im Unterschied zu Adam und Eva hatten sie immerhin eine Klausur zu bestehen. Allerdings müssen nun 40 000 Realschüler bis zum Nachholtermin am 27. April weiterbibbern, ohne dass das jemandem nützt. Und Präparation kann selbst dann ihre Tücken haben, wenn sie gelingt: 2011 unterlag eine Realschülerin vor dem Verwaltungsgericht Kassel, weil sie aus ihr offenbar bekannten Prüfungspapieren die Hinweise für Korrektoren zu genau mitkopiert hatte. Charmanter ging 2015 ein Abiturient aus Nordrhein-Westfalen vor, der bei seiner Regierung die Aufgaben vorab verlangte und sich dabei aufs Informationsfreiheitsgesetz berief. Erfolg hatte er freilich nicht.
Eisenmanns Ministerium führt die aktuelle Panne auf Fehler der Lehrer zurück. Statt im Tresor der Schule sei der Examensumschlag von mehreren Personen nacheinander verwahrt worden, zeitweise sogar zu Hause. Der Zehntklässler-Jahrgang bleibt nun in Deutsch vorerst statt abschluss- nur leidgeprüft. Man lernt halt wenn, dann meistens fürs Leben.
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