UNTERM STRICH: Der Angriff der Chilischote
Warum Sie bitte so freundlich sind und gefälligst gesund bleiben / Von Martina Philipp.
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Wenn Menschen sich in diesen Pandemie-Zeiten "Bleiben Sie gesund!" zurufen und hin und her mailen wie sonst nur "Schöne Weihnachten!", dann ist das in erster Linie natürlich ein Zeichen von Zugewandtheit, Fürsorge und Verbundenheit. Es gibt allerdings auch Menschen, die dieser wohlwollende Imperativ ein klein wenig unter Druck setzt. Klar, man hat schon Einfluss auf die Gesundheit. Man kann penibel Abstands- und Hygieneregeln einhalten, abends rechtzeitig das Licht ausmachen und ein bisschen mit Tees und Mitteln aus der Traditionellen Chinesischen Medizin experimentieren. Aber gelegentlich möchte man auf die Aufforderung manchmal gern erwidern: "Jo, schon klar, ich versuch’s."
Menschen mit leicht ausgeprägtem Verfolgungswahn grübeln außerdem darüber, was nach dem Ausrufezeichen noch unausgesprochen in Klammern steht. Etwa: "Wehe, du hustest mich mal an." Das geht mittlerweile soweit, dass ein neues Angstphänomen in den psychotherapeutischen Praxen die Runde macht: Hustophobie. Neulich, am Tag, als die Restaurants wieder öffnen durften, verschluckte sich eine Frau im Außenbereich eines Thailokals an einem Stück Chilischote. Sie hätte unheimlich gern gehustet, traute sich aber nicht und schielte panisch nach links und rechts. Tränen liefen ihr über die Wangen, das Gegenüber bot unerschrocken Hilfe an. Was geschah? Früher ging man zum Lachen in den Keller. Dieser Tage flüchtet man dahin, um mal so richtig nach Herzenslust zu husten.