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UNTERM STRICH: Botox für Vierbeiner

Frauke Wolter
  • Mo, 13. Dezember 2021
    Kolumnen

     

Warum in Saudi-Arabien mehr als 40 Kamele disqualifiziert wurden / Von Frauke Wolter.

In jedem Schlechten steckt etwas Gutes, sagt man. Oder: Schöner geht immer. Während also die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter hoch ist, die Stimmung sinkt und überhaupt unsere ganze Demokratie am Wanken ist, hat die Branche der ästhetischen Chirurgie vor kurzem auch in diesem Pandemie-Jahr einen Boom vermeldet. Kein Wunder: Wer ständig Maske trägt, will wenigstens schöne Augen machen können. Die Stirn darf übrigens auch glatter sein, der Bauch wieder straffer. Der Mensch habe in der Krise ein neues Körperbewusstsein entwickelt, lassen die Fachärzte gerne verlauten.

Doch während der Mensch sich gespritzt, gestrafft und gepolstert wohler fühlt und so manche Unbill des Alltags darob vergisst, muss das für Tiere nicht auch gelten. Diese Erkenntnis scheint so mancher Züchter in Saudi-Arabien aber nicht beherzigt zu haben. Hier die Geschichte: In der Hauptstadt Riad fand vor kurzem das jährliche König-Abdulasis-Kamelfestival statt, bei dem das attraktivste Tier gekrönt werden sollte. Wichtig bei der Auswahl sind unter anderem ein eleganter Körper, lange Wimpern und ein großer Kopf. Den Besitzern der schönsten Tiere winken Preisgelder von umgerechnet 58 Millionen Euro.

Weil aber die Juroren aus leidvoller Erfahrung vergangener Jahre wissen, dass bei diesem Contest gerne geschummelt wird, rückten sie mit Bluttests, Ultraschallgeräten und anderen "speziellen und fortschrittlichen" Technologien den Tieren zu Leibe, schreibt der Spiegel. Das Ergebnis: Mehr als 40 "getunte" Kamele tummelten sich auf dem Festival. Ihnen waren Botox oder Kollagenfiller in Lippen und Kiefer gespritzt worden, man hatte ihnen Hormone verabreicht oder gar versucht, mit Gummibändern Körperteile zu strecken (auf die Idee muss man erst einmal kommen...). Die Tiere wurden daraufhin disqualifiziert; was mit den Tierquälern geschah, entzieht sich leider unserer Kenntnis. Ihnen drohen strenge Strafen, meldet die saudische staatliche Nachrichtenagentur. Immerhin.

Ressort: Kolumnen

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