Corona in Afrika
"Unser Sohn sitzt in Uganda fest, bitte helfen Sie uns"
Der Freiburger Nikolai Kirner hat in Afrika Sportprojekte an Schulen betreut. Jetzt sitzt er mit 14 anderen Deutschen in Uganda fest und versucht verzweifelt, das Land zu verlassen.
So, 29. Mär 2020, 19:27 Uhr
Freiburg
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Kirner berichtet, er sitze zusammen mit 14 anderen jungen Deutschen seit dem 20. März in Kampala fest. Er versuche, das Land zu verlassen und nach Deutschland zurückzukehren. Auch in Uganda hätten die Menschen große Angst vor der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus. Er befinde sich mit vier anderen Freiwilligen im Haus eines Projektleiters der Organisation Weltwärts, die bis vor wenigen Tagen in ganz Afrika Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit organisiert hat.
Für das Sportprojekt, an dem Kirner teilnahm, zeichne der Sportverein ASC Göttingen verantwortlich. Er sei die Entsendeorganisation. "Mein Projekt war in Bukoba, Tansania", berichtet Kirner. Er habe dort an zwei Schulen gearbeitet, den Sportunterricht unterstützt und ein eigenes Fußballteam gegründet. "Ich habe es selbst angeleitet und trainiert." Sieben Monate habe er in Tansania verbracht.
Kirner verfolgte aus der Ferne die dramatische Entwicklung in Europa, die Schließung der Grenzen und die Versuche der Bundesregierung, möglichst alle Deutschen, die sich in anderen Ländern aufhalten, nachhause zu holen. Seine Organisation habe beschlossen, ihn nach Uganda zu bringen – in der Hoffnung, dass er zusammen mit den 14 anderen am Flughafen in Entebbe eine Maschine besteigen und nach Deutschland zurückkehren kann.
Seither wartet Kirner in dem Haus des Projektleiters, verlässt es nicht mehr, denn in Afrika begegnen viele Menschen gerade Weißhäutigen zunehmend feindselig. Sie vermuten, Covid-19 sei ein Virus des weißen Mannes. "Wir sollten möglichst zuhause bleiben, aus Sicherheitsgründen", sagt er. Immerhin gebe es eine Terrasse.
Seit zehn Tagen lebt Kirner nun in dem Haus und muss feststellen, dass alle bisherigen Versuche, einen Platz in einem Flugzeug zu bekommen, gescheitert seien. "Ich will wissen, wie es weitergeht", sagt er der BZ. "Die Warterei macht mich müde." Aber das sei gar nicht das Schlimmste. "Das Schlimmste ist, keine Verlässlichkeit zu haben und vor allem selbst nichts an der Lage ändern zu können. Man hat das Gefühl eine Marionette zu sein."
Noch seien alle im Haus in Kampala soweit versorgt, es gebe genügend zu essen und zu trinken. "Aber heute Abend will der Präsident noch eine Rede halten." Kirner befürchtet, dass es von Montag an auch in Uganda eine Ausgangsbeschränkung geben wird. "Je nachdem, wir strikt die ausfällt, werden weitere Shops geschlossen, der Transport wird eingeschränkt oder abgesagt – sei es zum Flughafen oder zu den Supermärkten."
Die BZ kennt Kirner gut. Er hat vor mehreren Jahren ein Schul-Praktikum in der Sportredaktion absolviert. Der Abiturient des Freiburger Rotteck-Gymnasiums interessiert sich sehr für Sport. Im Rahmen der Reihe "Nachgefragt", der vom Gymnasium organisierten Talkshow-Serie, interviewte er den ehemaligen Diskuswerfer Alwin Wagner, einen ehemaligen deutschen Spitzenleichtathleten, der sich später kompromisslos im Kampf gegen Doping engagierte.
"Nur die Fluggesellschaft KLM fliegt Uganda noch an", berichtet Virginia Welling-Kirner, die Mutter, am Abend. "Der ASC Göttingen hat schon drei verschiedene Flüge gebucht für die 15 Freiwilligen, aber alle wurden gecancelt." Auch mit dem Auswärtigen Amt stehe sie nun in Kontakt. Dort heiße es immer: "Haben Sie Geduld." Uganda sei bislang noch nicht als Risikogebiet eingestuft, habe man ihrem Sohn per E-Mail mitgeteilt.
"Wir wissen inzwischen, dass es Rückholaktionen von Nairobi und von Sansibar gegeben hat".