Und dann knallen die da ein Klo hin
Im Freiburger Ökostadtteil Vauban wehren sich Bewohner gegen eine öffentliche Toilette. Dabei ist die ökologisch so was von wertvoll.
Eben eine solche wollte die Stadt jetzt aufstellen: ohne Wasserspülung, dabei geruchs- und barrierefrei, unisex, mit Lärchenholz verkleidet, und das Wasser für die Hände kommt vom Regenwasserbehälter auf dem Dach. Man dachte sich dabei: Diese Toiletten haben sich bewährt, drei davon gibt es schon in der Stadt, und der Stadtteilverein findet sie auch okay.
Außerdem ist da der Mensch als solcher. Unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, sozialem Verhalten, Status und sexueller Orientierung muss er regelmäßig jener intimen Tätigkeit nachgehen, für deren Erledigung menschlicher Erfindergeist die Toilette ersonnen hat.
Doch im Vauban formierte sich ein gutes Dutzend Anwohner zum Protest, als das Lärchenholzhäuschen aufgestellt werden sollte. "Baustopp jetzt", hieß es und: "Vor zwanzig Jahren haben wir zusammen die Grünspange gestaltet. Aber jetzt informiert uns keiner und es wird einfach ein Klo hier hingeknallt." Die Parole "Baustopp jetzt" passt ja immer, und folgerichtig zog die Stadt den Dings ein, äh, zog sie sich samt Häuschen zurück.
Es kollidierten hier – "toxisch", wie der aktuelle Fachausdruck lautet – private und öffentliche Interessen. Auch geht es um Mitspracherechte, wie im Vauban üblich wahnsinnig achtsam verbunden mit jederzeit entflammbarem Bürgerzorn. Und dann ist da noch der ganze Ökokram.
Dazu kommt, dass unmittelbar neben dem Dingshäuschen ein Denkmal für Georg Elser, den gescheiterten Hitler-Attentäter, steht – eine delikate Nachbarschaft. Aber die Stele könnte man ein paar Meter weiter aufstellen. Bei gutem Willen. Nach dem wird nun gefahndet.
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