Tussi-Gehabe statt Gang-Geprotze
Beim Streetdance Contest mussten Jungs draußen bleiben, was zumindest jene Mädchen bedauerten, die gerne sexy tanzen.
Jessica Vanscheidt
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Pech für die Jungs: Träger des Y-Chromosoms waren nicht zugelassen beim zweiten Streetdance Contest, der kürzlich im Freiburger Haus der Jugend ausgetragen wurde. Bühne wie Zuschauerplätze waren reserviert "for girls only".
Die Jüngsten aus der Altersgruppe der Zehn- bis 13-jährigen waren zumeist froh, dass keine Jungs anwesend waren: Es sei ihnen, sagten viele, weniger peinlich vor Mädchen zu tanzen als vor Jungs. Lawa, die einzige Solotänzerin in der Altersgruppe ab 16 Jahren, war anderer Meinung: "Jungs lockern das Ganze auf, sie sind nicht so verbissen. Wenn nur Mädchen da sind, gibt es sehr viel Tussi-Gehabe. Außerdem macht es mehr Spaß, vor Männern zu tanzen. Ich versuche gerne, sexy zu tanzen, das geht vor Mädchen nicht so gut."
Ein sexy Tanz ist Streetdance durchaus. Seine Wurzeln hat er im Breakdance, der in den 70er Jahren in den New Yorker Ghettos entstand - und damals eine reine Männerangelegenheit war: Anstatt sich gegenseitig an den Kragen zu gehen, fingen rivalisierende Gangs an, ihre Kämpfe über diesen akrobatischen und kraftraubenden Tanz auszutragen. So hart geht es beim Streetdance, der mittlerweile in Europa weit verbreitet ist, nicht zu. Der Tanz ist eine Mischung aus Breakdance, Jazzdance und viel Improvisation. Kraftprotzereien und Gang-Gehabe spielen keine große Rolle.
Oder vielleicht doch? Einige Teilnehmerinnen am Contest schienen das anders zu sehen und beschimpften sich gegenseitig nach den Auftritten. Während die Veranstalterinnen mahnten, die Sache weniger ernst zu nehmen, fingen manche Mädchen an, die Abwesenheit des anderen Geschlechts zu bedauern. Die Jungs, meinten einige, könnten wohl helfen, das ausgeprägte Konkurrenzdenken unter den Mädchen ein bisschen runterzufahren.
Profis wie die 26-jährige Maya von der Basler Gruppe Six-Fold (die unter anderem mit DJ Bobo und C-Block auf Tour waren) sahen das Ganze entspannter: "Es macht keinen großen Unterschied, ob man vor Jungs tanzt oder nur vor Mädchen", meinte Maya. Der rein weibliche Wettbewerb sei aber eine gute Chance vor allem für jüngere Mädchen. "Die sind einfach viel lockerer und trauen sich mehr zu, wenn keine Jungs da sind." Maya selbst tanzt seit neun Jahren und trainiert fast täglich. Gerade für Mädchen sei toll, dass Streetdance nicht so kraftaufwendig ist wie etwa Breakdance. Von einer generellen Abschottung vom "starken Geschlecht" hält Maya jedoch nichts: "Die Mädchen sollten sich schon zutrauen, auch vor Jungs zu tanzen." Ob die Konkurrenz männlich oder weiblich ist, spielt für sie keine Rolle. Niemand gewinne wegen seines Geschlechts. "Entscheidend ist, wie gut du tanzen kannst." Bleibt festzuhalten: Man muss sich behaupten, egal ob man männlich oder weiblich ist. Wer den Mut hat, allen zu zeigen, was er/sie kann, wird respektiert - und zwar unabhängig vom Geschlecht. Ohne Jungs trauen sich zwar manche Mädchen mehr, aus sich rauszugehen. Aber dem starken Geschlecht zu zeigen, dass frau mindestens genauso gut ist - das kann natürlich auch Spaß machen.
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