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Trauer in New Yorker Augen

Erklärungsversuche: Menschen in Manhattan über den Terror.  

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Über ein Jahr ist der 11. September 2001 nun her, der Tag der Anschläge auf das World Trade Center in New York. Längst hetzen die New Yorker wieder durch die Straßen wie zuvor: keine Zeit, einen Gedanken an das schreckliche Ereignis zu verschwenden - es scheint nur so. JuZ-Mitarbeiter Johannes Evers war in New York und fand Menschen, die versuchten, das Unfassbare zu erklären.

New York Downtown. Manhattan. Orientierungspunkt im Hochhausdschungel ist das höchste aller Gebäude, das Empire State Building. Die übersichtlich angeordneten Straßen ziehen sich als pulsierende Adern durch den Stadtkern, der von Hot-Dog-Verkäufern, Touristen und Aktentaschenträgern mit Leben erfüllt wird. Wer nicht mitrennt, bleibt auf der Strecke. Tausende von Menschen, und jeder ist total auf sich selbst eingestellt. Plötzlich eine Leere, ein Nichts. Ein Platz ohne Wolkenkratzer, ein Ort der Ruhe mitten in Manhattan. Ist es hier passiert, fanden hier dreitausend Menschen den Tod? Es muss hier passiert sein. Hier standen die beiden Türme des World Trade Centers. Über ein Jahr nach den Terroranschlägen ist davon nichts mehr zu erkennen. Nur eine kleine Gedenkstätte erinnert an die Verstorbenen. Drumherum eine riesige Baustelle. Keine Zeit für Sentimentalitäten - scheinbar. Wer auf die Aktentaschenträger, Hot-Dog-Verkäufer und Touristen zugeht, trifft Menschen, die sich Zeit nehmen, über die Anschläge zu sprechen. Man kann dabei die Trauer in ihren Augen lesen. Wie würden sie das Unfassbare einem Kind erklären?

Pamela Lee, 42, Mutter aus New York: Ich würde meinem Kind sagen, dass es Menschen in dieser Welt gibt, die stark an etwas glauben. Manchmal ist dieser Glaube so stark, dass er individuelles Leben kontrolliert, nicht beachtet, was richtig oder falsch ist und manchmal zu menschenunwürdigem Verhalten führt. Das ist passiert bei dieser grausamen Sache. Wir wollen, dass jeder glaubt, was er will, so lange dieser Glaube nicht die Grenze überschreitet, andere Menschen zu verletzen.

Tom, 55, aus Kalifornien: Ich möchte meinem Enkelkind nur erklären, dass man keine Menschen hassen darf. Was passiert ist, dafür ist eine kleine Gruppe verantwortlich. Das sind nicht die Moslems oder die Menschen in Afghanistan. Es gibt viele Menschen dort, die das genauso wenig wollten. Es ist einfach passiert und wir müssen darüber hinwegkommen.

Moreen Schmitz, 67, aus New York: Ich habe am 11. September 2001 eine Freundin verloren, die gerade drei Monate verheiratet war. Nur Gott weiß warum. Einem Tier tut man so etwas nicht an, geschweige denn einem Menschen. Unschuldige Menschen wurden ermordet. Ich kann so etwas nicht verstehen und auch nicht erklären.

Sidan aus Ägypten, Hot-Dog-Verkäufer in New York: Ich denke etwas und du denkst etwas, wir wollen alle in Frieden leben, ohne Probleme. Aber diese Menschen, die das getan haben, denken anders als wir.

Jane Tow aus Chicago: Die Welt ist nicht perfekt. Es passieren manchmal schreckliche Dinge. Ich würde mich freuen über eine friedliche Welt, aber ich denke, dies wäre ein Verzicht auf Freiheit. Es gibt Menschen, die wollen auf eine destruktive Weise auf sich aufmerksam machen.

David, 45, aus New York: Es ist schwierig, so etwas mit Worten zu erklären. Ich denke es wäre hilfreicher, mit Kindern zusammen die Bilder anzusehen oder den Platz hier zu besuchen. Ich würde versuchen zu erklären, wie ich mich gefühlt habe in diesem Moment und erkannt habe, dass Worte alleine die Bedeutung von Gerechtigkeit nicht erfüllen.

Denise Concales, 25, aus New York: Es ist schwierig, einem Kind zu erklären, was wir uns selbst nicht erklären können. Ich würde sagen, dass ein paar böse Menschen den Anschlag auf das World Trade Center verübt haben, weil sie Macht haben und allen Menschen zeigen wollen, dass sie wichtiger sind als die Amerikaner. Dafür haben sie andere gute Menschen umgebracht und eines der wichtigsten Gebäude der Welt ausgelöscht. Das einzige, was wir machen können, ist uns selbst davor zu schützen.

Berry Goldmann, 41, aus New York: Manche Menschen wollen etwas aufbauen, Neues erschaffen und gestalten - wie diese Gebäude, andere wollen sie zerstören. Aufbauen ist gut. Zerstören ist schlecht. Es gibt Menschen auf der Welt, die sich in Dunkelheit befinden und deren Verstand gespalten ist. Sie suchen Menschen, um sie zu verletzen.

Ressort: Zisch

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