Berlin
Tierheim verpartnert einsame Tiere in Singlebörse
Singlebörsen boomen. Auch Tierheime vermitteln einsamen Katzen, Ratten oder Meerschweinchen Partner. Papagei Rocco hat so im Berliner Tierheim seine große Liebe gefunden.
dpa
Fr, 24. Mär 2017, 0:00 Uhr
Panorama
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Tierärzte warnen davor, Papageien allein zu halten. Sie brauchen mindestens einen Partner, denn die Vögel sind Schwarmtiere. Der mittlerweile elfjährige Rocco ist da keine Ausnahme. Schon früh machten sich Halterin Frommke und ihr Mann auf die Suche nach einer Partnerin für den Graupapageien.
Doch mehrere Vermittlungsversuche von einem Vogelzüchter aus dem nahen Oranienburg schlugen fehl. Immer wieder versuchte Rocco, die potenziellen Partnerinnen zu verjagen. "Das war manchmal ganz schön dramatisch", erzählt Frommke. Rocco habe sogar versucht, den Käfig der Weibchen zu öffnen, um sie zu attackieren. Der Grund: "Papageien sind da wie Menschen, die nehmen nicht jeden", sagt Frommke.
Dann sah sie vor anderthalb Jahren einen Fernseh-Bericht über Graupapageien im Tierheim Berlin und rief kurzerhand dort an – mit Erfolg: Sie solle doch einfach mal vorbeikommen. "Doch als mir die Pfleger dann sagten, dass ich Rocco dalassen sollte, dachte ich: Nein, das geht nicht", sagt Frommke – zumal sie ihn erstmal nicht besuchen durfte, er sollte sich von ihr entwöhnen. Doch Rocco zur Brautschau im Tierheim zu lassen, sei die einzige Möglichkeit, erklärte man ihr. Besonders schlecht kann es ihm dort nicht ergangen sein: Er scharte einen regelrechten Harem von 20 Graupapageien-Damen um sich.
"Wir pflegen die Tiere, lassen sie Artgenossen beschnuppern und schauen dann, wie es passt", sagt Kerstin Butenhoff, Sprecherin des Tierheims. Rocco ist nicht der Einzige, der zur Partnersuche ins Berliner Tierheim kommt: Im vergangenen Jahr nahm man dort einen Graupapageien auf, 2015 waren es mit Rocco fünf. Derzeit ist ein Papagei aus Mecklenburg-Vorpommern zu Gast in der "Partnerbörse", wie es Butenhoff nennt. Sie wünscht sich, dass sich mehr Vogelhalter im Tierheim melden.
Dort werden nicht nur Papageien "verpartnert", wie das in der Fachsprache heißt. Die Singlebörse hat auch für Katzen, Meerschweinchen und Ratten geöffnet. "Bei fast allen Tierarten kommt es auf die Chemie an", erklärt Tierheim-Sprecherin Butenhoff. "Meist lassen wir uns vom Halter den Charakter des Tieres beschreiben. Die Pfleger kennen ihre Schützlinge sehr gut und können einschätzen, wer wohl am besten dazu passt." Bei Katzen ist die Gewöhnungsphase daheim dann recht unkompliziert, sie können sich anfangs bei Bedarf recht gut aus dem Weg gehen. Im Käfig ist das schon schwieriger. Ist ein potenzieller Meerschweinchen- oder Ratten-Partner gefunden, solle man das neue Tier erst einmal in einen separaten Käfig in Sichtweite zu den "Platzhirschen" setzen, sagt Butenhoff. So hätten beide die Gelegenheit, sich aneinander zu gewöhnen.
Papageien sind die einzigen, die länger im Tierheim bleiben, um sich kennenzulernen. Sie sind besonders wählerisch und brauchen dementsprechend viel Zeit zur Partnersuche. Manche von ihnen bleiben sogar über ein Jahr dort, ehe sie einen Partner finden.
Rocco war schneller: Schon nach einigen Tagen funkte es zwischen ihm und der Papageiendame Rosa, damals zwei Jahre alt. Die durfte allerdings noch nicht gleich mit nach Hause: "Sie war zu jung und außerdem noch nicht geschlechtsreif", sagt Frommke. Doch die beiden hatten sich bereits verliebt, deswegen machten die Pfleger eine Ausnahme. Nach zehn Wochen in der Auffangstation durfte das Papageien-Paar nach Hause.
Dort hatten Frommkes in der Zwischenzeit umgebaut: Der Mann opferte sein Billardzimmer, damit Rocco und Rosa eine Innen-Voliere haben. In den Garten bauten sie einen großen Käfig. Da fühlten sich die Graupapageien sofort wohl. Rocco ist jetzt deutlich entspannter, zusammen mit Rosa pfeift er schon mal den Gefangenenchor aus der Oper "Nabucco" oder die Titelmelodie des Tarantino-Streifens "Kill Bill".
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