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Terrorprozess gegen Jugendliche

16-Jährige steht vor Gericht.  

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CELLE (dpa). Die Terrorvorwürfe wiegen schwer, die Angeklagte ist fast noch ein Kind: Wegen einer von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befohlenen Messerattacke auf einen Beamten steht die 16-jährige Safia vor Gericht. Versuchter Mord, heißt es in der Anklage. Wie kann eine Schülerin sich derart radikalisieren?

Wie eine IS-Kämpferin sieht die 16-jährige Safia S. nicht aus, als sie den Hochsicherheitssaal des Oberlandesgerichts Celle betritt. Die Schülerin trägt ein braunes Pulloverkleid mit Kapuze und ein beiges Kopftuch. Eine ganz normale Jugendliche halt, wird sich auch der Polizist gedacht haben, dem Safia Ende Februar bei einer Kontrolle im Hauptbahnhof Hannover unvermittelt ein Messer in den Hals rammt. Für die Attacke, die im Auftrag des IS geschehen sein soll, muss Safia sich seit Donnerstag verantworten.

"Wie wollen wir es halten, Safia und Du, oder Frau S.?", fragt der Vorsitzende Richter Frank Rosenow, der zu Prozessbeginn bemüht ist, die Atmosphäre zu entspannen. "Safia und Du reicht", sagt die Schülerin. Rosenow lacht, es scheint, als wolle er das Grundvertrauen, das eigentlich zwischen einem Erwachsenen und Amtsträger sowie einer Jugendlichen herrschen sollte, herstellen. Genau dieses hatte Safia bei ihrer Attacke auf den arglosen 34-jährigen Beamten missbraucht und ausgenutzt. Kinder als Terroristen – das Phänomen stellt auch die Justiz auf die Probe, die mit Mädchen bisher eher bei Bagatelldelikten zu tun hatte.

Deutsch-Marokkanerin wurde offenbar im Netz radikalisiert

Dabei stehen mit der Deutsch-Marokkanerin Safia und dem als Mitwisser angeklagten Deutsch-Syrer Mohamad Hasan K. (20) zwei Prototypen eines neuen islamistischen Terrors vor Gericht, vor dem Sicherheitsbehörden verschiedener europäischer Länder warnen. Über das Internet radikalisiert, oft mit familiären Wurzeln in muslimischen Ländern, enden diese jungen Leute nicht mehr auf den Schlachtfeldern des IS in Syrien oder dem Irak oder kehren später als potenzielle Attentäter zurück. Vielmehr sind sie über die Propaganda und Chats mit IS-Drahtziehern ferngesteuert und sollen Anschläge in ihren europäischen Heimatländern verüben.

Beispiel Safia S.: Die Tochter einer strenggläubigen Marokkanerin kommt schon als Grundschülerin mit dem Salafistenprediger Pierre Vogel in Kontakt, als "Unsere kleine Schwester im Islam" präsentiert Vogel sie auf Youtube beim Rezitieren des Korans. Als Safia Anfang dieses Jahres nach Überzeugung der Anklage zum IS Richtung Syrien aufbricht, erhält sie in Istanbul den Marschbefehl: Wir brauchen dich nicht an der Front, sondern für Angriffe in deiner Heimat, erklären ihr die IS-Strippenzieher. Die Ermittler werten Safias Attacke als ersten Anschlag im Auftrag des Islamischen Staates in Deutschland.

Ressort: Deutschland

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