Gesundheit und Soziales
Studie "Inside Heilberufe" zeigt aktuelle Stimmung im Gesundheitswesen auf
Zahlreiche Gesetze verändern aktuell den Gesundheitsmarkt. Wie ist es aber dabei um die Bedürfnisse und die Stimmung bei Ärzten, Zahnärzten und Apothekern bestellt?
Fr, 6. Mär 2020, 17:36 Uhr
Beruf & Karriere
Thema: Stellenspezial Gesundheit
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Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) hat in ihrer aktuellen Studie "Inside Heilberuf" bereits zum zweiten Mal die Heilberufler nach ihren Werten, Zielen und Wünschen gefragt, heißt es in einer Presseinformation der Bank vom Januar.
Für 93 Prozent der Befragten gehören Familie und Partnerschaft zu den wichtigsten Bereichen im Leben. Finanzielle Sicherheit und Altersvorsorge bleiben eine wichtige Basis und haben mit 87 Prozent im Vergleich zur Erhebung im Jahr 2016 leicht an Bedeutung dazu gewonnen (plus zwei Prozent). Insgesamt bleiben Kriterien wie Vermögensbildung (59 Prozent), Eigentum (58 Prozent) oder berufliche Karriere (46 Prozent) nachrangig.
Mit 65 Prozent nimmt das Thema nachhaltiger Lebensstil und Umweltschutz in der aktuellen Umfrage an Relevanz zu (2016: 60 Prozent). Besonders hoch fallen hier die Werte (74 Prozent) bei den Apothekern aus. Menschen heilen und helfen ist nach wie vor mit 83 Prozent eins der wichtigsten Anliegen der Heilberufler und rangiert auf der Werteskala sogar noch vor den Kriterien wie eigene Gesundheit (79 Prozent) und Freizeit (77 Prozent).
Nach den Vorhaben für die nächsten drei Jahre gefragt, nennt ein Drittel der niedergelassenen Heilberufler die Vorbereitung auf den Ruhestand. Für jeden vierten bedeutet das, sich um die Abgabe der eigenen Praxis oder Apotheke zu kümmern. Für die Angestellten hingegen steht in den nächsten Jahren vorwiegend Kindererziehung auf der Agenda. 26 Prozent planen einen Stellenwechsel oder einen Karrieresprung dabei denkt fast jeder fünfte Angestellte an die Selbstständigkeit.
Im Geschlechtervergleich zeigen sich bei den Themen rund um Familie und Kinder gegenüber der ersten Befragungswelle einige Verschiebungen: Nur noch für 18 Prozent der Frauen steht Familiengründung in den kommenden drei Jahren an (2016 waren es 27 Prozent). Auch Kindererziehung wird mit 27 Prozent von den befragten Frauen seltener genannt (2016: 31 Prozent). Bei Männern dagegen ist der Anteil derer, die sich in der nahen Zukunft ihren Kindern widmen wollen, von 16 Prozent auf 20 Prozent gestiegen.
Mit 90 Prozent bleibt der Wunsch nach weniger Dokumentation, Verwaltungsarbeit und staatlicher Regulierung vorherrschend. Dem gegenüber steht das Bedürfnis nach mehr Zeit für den Patienten (66 Prozent). Höheres Einkommen steht auch oben auf der Rangliste: Mit 81 Prozent wird dieser Wunsch häufiger von angestellten als von selbstständigen (70 Prozent) Heilberuflern genannt. Außerdem gehören mehr Freiheit und Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung (63 Prozent) sowie mehr Unabhängigkeit bei beruflichen Entscheidungen (61 Prozent) zu den wichtigsten Anliegen.
Die Befragung zeigt auch, dass unter den Heilberufen das Bedürfnis nach mehr Fortbildung herrscht. In der Gesamtbewertung gehört der Wunsch zu den Top-Five, doch ein Blick auf den beruflichen Status offenbart deutliche Unterschiede: Angestellte Heilberufler signalisieren mit 64 Prozent einen viel höheren Bedarf als Selbstständige mit 29 Prozent. Auch im Geschlechtervergleich ist der Wunsch nach mehr Fortbildung unterschiedlich ausgeprägt: Bei Frauen hätten 58 Prozent gerne mehr davon, bei Männern sind es lediglich 37 Prozent.
An den Themen digitales Datenmanagement und innovative Gesundheitsleistungen scheiden sich die Geister. Ein Vergleich zwischen Ärzten, Zahnärzten und Apothekern zeigt, dass die Einstellung zu digitalen Anwendungen über alle Heilberufsgruppen hinweg ambivalent ist: Ob mehr oder weniger innovative digitale Leistungen beziehungsweise digitales Datenmanagement benötigt werden, darüber gehen die Meinungen auseinander. Insgesamt gehört aber das Thema Digitalisierung für jeden vierten Heilberufler zu den vordringlichen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Vor allem Studenten sehen darin eine große Baustelle. Ein Blick auf die einzelnen Berufsgruppen verrät, dass insbesondere Apotheker (27 Prozent) und Fachärzte (26 Prozent) hier viel Nachholbedarf sehen. Doch für nur 14 Prozent der befragten Zahnärzte ist das Thema akut.
Die Zufriedenheitswerte mit dem beruflichen Umfeld haben gegenüber 2016 um sieben Prozentpunkte abgenommen, wenngleich die Mehrheit (55 Prozent) weiterhin zufrieden ist. Bei den studierenden Heilberuflern ist die Differenz allerdings besonders groß: Während 2016 noch 71 Prozent mit ihren beruflichen Aussichten zufrieden waren, sind es 2019 nur noch 56 Prozent. Richtig pessimistisch beurteilen die Situation jedoch nur zwölf Prozent der Studenten, ein Drittel blickt neutral in die Zukunft der Heilberufler. Entsprechend sind die Raten der Weiterempfehlung des Berufs gesunken. Die niedrigste weisen die Zahnärzte auf (41 Prozent), aber auch Ärzte schauen weniger optimistisch in die Zukunft. Apotheker schätzen dagegen die Aussichten für ihre Profession deutlich besser ein (45 Prozent) als noch vor drei Jahren (37 Prozent).
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