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"Still, grün und voll mit Bäumen"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem UWC-Schüler Paul Cosme über sein neues Leben in Freiburg und über das, was er verändern will.  

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Paul Cosme Foto: privat

Paul Cosme ist 16 Jahre alt und kam im August von den Philippinen nach Deutschland und verbringt zwei Auslandsjahre am United World College, kurz UWC, in Freiburg. Moriyah Mishory aus der Klasse 9c des Droste-Hülshoff-Gymnasiums, Freiburg, wollte von Paul wissen, ob er Heimweh hat und wie es ihm hier ergeht.

Zischup: Wie lange bist du schon in Deutschland?
Paul: Ich kam am 25. August hierher nach Deutschland, also vor fast vier Monaten.
Zischup: Warst du schon einmal davor in Deutschland?
Paul: Nein, das hier ist das erste Mal. Aber in der Schule habe ich vier Jahre lang Deutsch gelernt, das umfasste die Kultur, das Essen und alles.
Zischup: Und was war deine Motivation, dich für das UWC hier in Freiburg zu bewerben?
Paul: Ich wollte einfach dazulernen, mehr lernen über andere Menschen, über Nationalitäten und wie man die Zukunft nachhaltiger gestalten kann. Im Grunde ist es das. Ich will die Welt verändern. Und das UWC hat die Werte und die Mission.
Zischup: Was heißt das für dich, was erwartest du von Deutschland?
Paul: Was ich von Deutschland erwarte? Ich erwarte nicht wirklich etwas, denn wenn man etwas erwartet und die Erwartung nicht erfüllt wird, ist es wahrscheinlich sehr enttäuschend. Wenn ich etwas sehe und das sehr schön ist, gibt mir das ein Gefühl von Glücklichsein. Das ist besser als wenn ich etwas erwarte, das vielleicht gar nicht eintritt.
Zischup: Was fasziniert dich hier am meisten?
Paul: Es gibt viele Dinge, die mich in Deutschland faszinieren: Als erstes habt ihr einen sehr großen Flughafen. Ich bin in Frankfurt angekommen. Es gibt sogar Züge am Flughafen. In den Flughäfen auf den Philippinen gibt es so etwas nicht. Euer Verkehr, er fasziniert mich. Es gibt keinen Stau. Ich fühle mich hier frei, auf den Philippinen gibt es überall Stau. Und außerdem fasziniert mich hier, dass es friedlich ist, es ist still, grün und voll mit Bäumen. Das liegt wohl daran, dass ich ein Stadtjunge bin. Mein ganzes Leben habe ich nur Hochhäuser gesehen und jetzt sehe ich die nächsten zwei Jahre überall Bäume. Auch die Menschen hier faszinieren mich. Bei mir Zuhause schätzen sie meine Musik, die klassische Musik, nicht. Seit ich nach Deutschland gekommen bin, schätzen viele Menschen die Musik, die ich beim Klavierspielen mache, das macht mich glücklich.
Zischup: Du hast jetzt schon viele Unterschiede zwischen den Philippinen und Deutschland genannt. Fallen dir noch mehr ein?
Paul: In welchem Sinne?
Zischup: Die Unterschiede der Landschaft, des Essens, der Kultur?
Paul: In der Stadt Manila ist die Luft schmutzig, wir haben viele Hochhäuser, viele Autos und wenig Bäume. Und hier gibt es Bäume. In der Provinz Manila ist es hauptsächlich flach. Es gibt Anhebungen, hier habt ihr viele, viele Berge. Ihr habt Jahreszeiten wie Herbst und Winter. Was ich zuerst bemerkt habe, ist, dass es hier kalt ist. Auf den Philippinen ist es nur heiß, heißer und am heißesten. Und das Essen? Also hier isst man viele Kartoffeln. Bei mir gibt es zu jeder Mahlzeit Reis.
Zischup: Also hat das Essen eine große Bedeutung für dich?
Paul: Ja, das hat es. Der philippinische Bauch lässt sich nicht täuschen.
Zischup: Wenn du etwas aus Deutschland mit in die Philippinen nehmen könntest, was wäre das?
Paul: Vielleicht eine Kartoffel, nein das wäre unnötig. Ich würde ein Blatt aus dem Schwarzwald und einen Stein aus der Dreisam mitnehmen.
Zischup: Und warum ein Blatt und einen Stein?
Paul: Ich bin zwar erst seit zwei Monaten hier, aber ich habe an diesen Orten schon sehr viele Sachen erlebt. Diese Dinge werden mich an die Zeit hier erinnern. Also werde ich nicht nur das Blatt und den Stein aus der Dreisam mitnehmen, sondern auch die ganzen Erinnerungen.
Zischup: Ist es nicht komisch, seine Eltern so lange nicht zu sehen?
Paul: Ursprünglich hatte ich erwartet, dass es hart wird. Aber als wir neuen Schüler beim UWC angekommen sind, war es für uns alle gleich. Es ist nicht so hart. Ich glaube, weil wir alle in derselben Situation sind, sind wir füreinander da. Das ist wohl der Grund, warum wir kein Heimweh haben und unsere Familien vermissen. Wir haben uns und bilden unsere eigene Familie.
Zischup: Danke für das Interview.
Paul: Gern geschehen.

Ressort: Schülertexte

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