EM-Rückblick

Sportler geben Tipps: Wie kann Fußball attraktiver werden?

Die Euro 2016 wird wohl nicht gerade als Markstein von Spektakel und Ästhetik in die Sportgeschichte eingehen. Hat Fußball ein Attraktivitätsproblem? Vier Vertreter anderer Sportarten geben Tipps.  

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Immerhin ein positives Fazit dieser EM: Der Schlaf kam nicht zu kurz.   | Foto: dpa/Seeger
Immerhin ein positives Fazit dieser EM: Der Schlaf kam nicht zu kurz. Foto: dpa/Seeger

Vier Profis und Experten aus populären Nicht-Fußball-Sportarten haben sich Gedanken gemacht, durch welche Änderungen und neue Regeln sie den Fußball attraktiver, spannender und schneller machen würden. Darunter befinden sich Wünsche, Spinnereien, unmögliche Vorschläge und geniale Einfälle. Es zeigt: Den verstaubten Fußball könnte man durch die eine oder andere Veränderung reformieren.

51 Spiele haben wir bei der EM gesehen. Und mal ehrlich: Ein Faultier hätte genügend Finger, um die richtig packenden Partien dieses Turniers aufzählen zu können. Zum einen lag es am Modus, der vor allem in der Vorrunde Teams dazu einlud, auch mit einem mickrigen Unentschieden zufrieden vom Platz zu gehen. Zum anderen war die Spielweise vieler Mannschaften schuld, die häufig lieber die Null halten und vorne per Zufall ins gegnerische Gehäuse treffen oder später beim Elfmeterschießen das entscheidende Tor mehr erzielen wollten. Des Weiteren musste man häufig mit ansehen, wie langsam und zäh die Spiele dahinplätscherten: Stürmer schindeten Zeit, Schiedsrichter verbrachten viele Sekunden mit Diskussionen, die Nettospielzeit betrug bisweilen weniger als 50 Minuten.

Was also kann man tun, um den Fußball ein Stück attraktiver zu machen? Darüber haben sich vier Profis anderer Sportarten, die selber gerne Fußball gucken, den Kopf zerbrochen.

Fragwürdig ist der Umgang der Fußballer mit dem Schiedsrichter

Der Handballer Jens Schöngarth von Bundesligist Frisch Auf Göppingen kritisiert den Umgang der Fußballer mit dem Schiedsrichter. Dieser werde oft angegangen und müsse ständig diskutieren, sagt der Nationalspieler. "Beim Handball meckerst du einmal und kriegst eine Zeitstrafe. Wenn du ein zweites Mal anfängst zu diskutieren, bekommst du Rot und bist weg."

Wenn Schöngarth könnte, würde er im Fußballstadion eine Shot-Clock installieren. Die Teams hätten demnach ein gewisses Zeitkontingent, in dem sie die Mittellinie überqueren, und anschließend noch einmal eine Zeitvorgabe, in der sie zum Torabschluss kommen müssten. "Wenn man dann noch das Abseits aufhebt, kommen sicherlich viel mehr Torraumszenen zustande", meint der 27-Jährige. "Und das ist es doch schließlich, was wir Fans wollen: viele Torabschlüsse mit möglichst vielen Toren."

Basketballerin würde Rückpass zum Torwart verbieten

Ein Rückspiel zum Torwart würde Ilka Hoffmann verbieten. Die Basketballerin vom USC Freiburg geht noch weiter: Auch in die eigene Spielhälfte soll künftig nicht mehr zurückgespielt werden dürfen. Davon verspricht sie sich mehr Fehler im Spielaufbau, was der Gegner ausnutzen könnte, um selber schneller Torchancen zu kreieren. Zudem würde die Bundesligaspielerin die Anzahl der Ballkontakte begrenzen. "Ein Spieler darf den Ball nicht mehr so lange am Fuß halten", erklärt die 21-Jährige. "Dadurch müssen sich die Mitspieler mehr freilaufen und stets anspielbar sein."



Für einen fliegenden Wechsel spricht sich Charlotte Stapenhorst aus. Die Hockeynationalspielerin glaubt, dass das Spiel dadurch intensiver wird. "Beim Hockey bist du fünf bis zehn Minuten auf dem Feld, powerst dich aus und wirst rausgenommen, damit du dich erholen kannst", erzählt die 21-Jährige. Anschließend gehe man wieder auf den Platz. "Das Tempo und die Dynamik im Spiel bleiben dadurch von Anfang bis Ende konstant hoch", sagt die deutsche Meisterin vom UHC Hamburg.

Selfpass als Freistoß-Alternative

Außerdem wäre der Selfpass eine Option, um das Spiel nach einem Foul schnell zu machen, findet Stapenhorst. Dank des Selfpasses kann der Ausführende eines Freistoßes (Hockeydeutsch: Freischlag) auf eine Anspielstation verzichten und stattdessen mit dem Ball loslaufen, um einen unterbrochenen Angriff fortzuführen. So werde das Spiel extrem schnell, weil es nach einer Unterbrechung sofort weitergehe, sagt Stapenhorst, die mit der deutschen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Rio antritt. "Das Gute beim Selfpass ist zudem, dass erst gar keine Zeit bleibt für eine etwaige Diskussion mit dem Schiedsrichter."

"Viele Teams standen hinten drin, offensiv war nicht viel geboten." Wolfgang Beck
Wolfgang Beck fand die EM sehr langweilig. "Viele Teams standen hinten drin, offensiv war nicht viel geboten", sagt der Volleyballtrainer von Zweitligist 1844 Freiburg. Beck spricht sich dafür aus, diejenigen Teams zu belohnen, die auch höher gewinnen. "Im Volleyball bekommst du bei einem 3:0-Satz-Sieg drei Punkte, der Gegner null", berichtet er. "Gewinnst du 3:2, bekommst du zwei Punkte, der andere einen." So würden sich Fußballteams vielleicht mehr darum bemühen, nach dem 1:0 noch ein zweites Tor draufzusetzen und nicht einfach nur den knappen Vorsprung zu verwalten. Interessant fände der Sportlehrer auch, die Vorrunde abzuschaffen und gleich im K.o.-Modus spielen zu lassen. "Da geht es dann von Anfang an zur Sache", sagt Beck. "Und wir Fans müssen uns nicht diese öden Partien der Gruppenphase antun."

Vielleicht liest die Fifa ja die BZ und nimmt den einen oder anderen Input mit. Und wenn nicht, tja, dann werden die Fans trotzdem wieder Fußball gucken – oder nach einer anderen, packenden Sportart Ausschau halten.

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