Kino-Tipp

"Spider-Man: No Way Home" gibt an der Schurkenfront alles

Jon Watts’ "Spider Man – No Way Home" versprüht ein düsteres Action-Feuerwerk, lässt seinen ewig jugendlichen Helden aber reifen. Und er ändert das Programm: Versöhnung statt Rache.  

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Spider Man läuft in den Kinos für Kinder ab 12 Jahren. Foto: AMY SUSSMAN (AFP)
Die jugendliche Euphorie und Unbeholfenheit ließen Spider-Man stets als den menschlichsten und zugänglichsten unter den Superhelden erscheinen. Um diese Qualität zu erhalten, durfte die Figur jedoch nicht zu sehr altern. Und so hat der Spinnenmann nun schon sein drittes Reboot erlebt. Nach Tobey Maguire schlüpfte Andrew Garfield für zwei Sequels ins knallrote Kostüm, bis 2017 der Brite Tom Holland das Zepter übernahm. Äußerst erfolgreich wurde in "Homecoming" nicht nur der visuelle Look für eine neue Zuschauergeneration aufgefrischt. Auch die jugendliche Fehlbarkeit des Helden wurde deutlicher herausgearbeitet, dessen emotionale Entscheidungen in guter Absicht oft in das Schlamassel führen.

Spider-Man: No Way Home (Regie: Jon Watts). Ab 12.

Ebenda befindet sich Peter Parker zu Beginn der dritten Folge "No Way Home", nachdem der populistische TV-Mann J. Jonah Jameson (J. K. Simmons) die geheime Identität Spider-Mans aufgedeckt hat. Hubschrauber mit Fernsehkameras umkreisen das Mietshaus, in dem Peter mit seiner Tante May (Marisa Tomei) lebt. An der High-School muss er sich den Weg durch die Masse von Mitschülern bahnen, die jeden seiner Schritte mit dem Smartphone filmen. Als nicht nur Peter, sondern auch seine Freundin MJ (Zendaya) und Kumpel Ned (Jacob Batalon) aufgrund der Vorkommnisse keinen College-Platz bekommen, nimmt Peter Kontakt zu Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) auf. Der Magier soll die ganze Welt vergessen lassen, wer im Superheldenanzug steckt.

"Spider-Man: No Way Home" – Trailer

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Aber der Zauber läuft schief – mit dem Ergebnis, dass Schurken aus den verschiedensten Zeitebenen des Multiversums auftauchen, um ihre offene Rechnung mit Spider-Man zu begleichen. Und so stehen plötzlich unter anderem Willem Dafoes Green Goblin, Alfred Molinas Doctor Octopus und Jamie Foxx’ Electro auf der Platte, die sich seinerzeit mit Tobey Maguires oder Andrew Garfields Spinnenmann gemessen haben. Nachdem Peter alle nacheinander eingefangen hat, sollen die Häftlinge zurück in ihre Zeit geschickt werden, wo sie der vorhersehbare Schurkentod erwartet. Peter glaubt jedoch in jedem dieser Bösewichte eine verletzte, gute Seele zu erkennen, und will sie kurieren anstatt sie dem sicheren Ableben zu überlassen. Aber schon bald läuft das gut gemeinte Resozialisierungsprogramm aus dem Ruder.

Klassentreffen der Bösewichte aus dem Multiverse

Wirkt das Klassentreffen der Bösewichte anfangs etwas überdosiert, so setzt die Vernetzung der verschiedenen Spider-Man-Generationen schon bald einige Unterhaltungseffekte frei. Molina und Dafoe werfen sich nach 20 Jahren mit ungebrochener Verve in ihre donnernden Schurkenrollen und werden durch weitere überraschende Gastauftritte ergänzt. Trotz des multiversellen Durcheinanders verliert Regisseur Jon Watts die herzallerliebste Liebesgeschichte der beiden Teenager nicht aus den Augen.

Ebenso große Aufmerksamkeit wird auf die moralische Reifung des jugendlichen Helden gelegt, der im Alleingang das übliche Rachekonzept aushebelt und die Todesstrafe im Superhelden-Genre abschafft. Und so wirkt dieser Spider-Man, der nicht auf die Vernichtung der Gegner, sondern auf Versöhnung setzt, auch ein wenig wie der erste Superheld der Biden-Ära, die in ihrem Streben nach gesellschaftlicher Aussöhnung ebenfalls schon einige Rückschläge einstecken musste.
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