Kambodscha
Spektakulärer Fund bei Angkor Wat
Mit Hilfe von Laser-Technologie haben Archäologen in Kambodschas Urwald Spuren des weltgrößten Imperiums entdeckt. Es erstreckte sich im 12. Jahrhundert über 2000 Quadratkilometer.
Mo, 13. Jun 2016, 0:00 Uhr
Panorama
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SURAT THANI. Die berühmten Tempelanlagen von Angkor Wat in Kambodscha standen zu ihrer Blütezeit im Zentrum urbaner Landschaften, das ist bekannt. Das Ausmaß enthüllen aber erst jetzt neue Messungen mit Hilfe modernster Lasertechnik. Die Ergebnisse verblüffen: "Die von uns gefundenen Hinweise auf dicht besiedelte, kolossale Städte deuten darauf hin, dass dort im 12. Jahrhundert auf einem etwa 2000 Quadratkilometer großen Gebiet das größte Reich der Welt existierte", sagt Entdecker Damian Evans von der "Ecole Français d’Extreme Orient" (EFEO) in Siem Reap bei Angkor Wat.
Viele der bereits bekannten Kanalsysteme seien weitaus komplexer als bislang vermutet, schreibt Evans. Die Art der Wasserversorgung galt als Erfindung aus der Angkor-Blütezeit zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert. "Aber hier haben wir ein Beispiel von einem höchst ausgeklügelten Wassermanagementsystem, das womöglich mehrere hundert Jahre älter ist", so Evans. Auch die hier und da durch Ausgrabungen bereits bekannten urbanen Strukturen erstrecken sich deutlich weiter als bislang gedacht: teils bis 50 Quadratkilometer. "Wir haben ganze Städte unter dem Urwaldboden gefunden, von denen niemand wusste. Sie waren so groß wie die heutige Hauptstadt Phnom Penh", sagte Evans der britischen Tageszeitung Guardian.
Möglich gemacht hat die Entdeckung die Lidar-Technik: Im Jahr 2015 schickten die Forscher mit Geldern des European Research Council einen Helikopter auf vorbestimmte Flugrouten. An dessen Kufen war eine Laserapparatur montiert, die jeden Quadratmeter mit 16 Laserstrahlen beschoss. Dank der reflektierten Strahlen gewannen die Archäologen ein detailliertes Spurenbild, das nicht einmal der Dschungel verbergen konnte. "Bisher kannten wir nur einen Teil der Anlagen", frohlockt Evans, "jetzt haben wir alles."
Die rund 250 Kilometer von Phnom Penh entfernte Tempelanlage Angkor Wat lockt jährlich Millionen von Besuchern aus aller Welt an. Die meisten Bauten entstanden vor rund 1000 Jahren. Die Baumeister entstammten einer hinduistischen Kultur, die im Laufe von vier Jahrhunderten durch den Theravada-Buddhismus verdrängt wurde. Dieser dominiert bis heute in Südostasien. Ausgrabungen waren während der blutigen Terrorherrschaft der Roten Khmer im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts nahezu unmöglich.
Bislang gingen Historiker davon aus, dass im 14. Jahrhundert Eroberer aus dem heute als Thailand bekannten Nachbarland den Bewohnern und Herrschern von Angkor Wat den Garaus machten. Das konnten die Forscher nicht bestätigen: "Wir konnten keine Hinweise finden, dass die Bewohner vor Eroberern in andere Orte geflohen sind", sagt Evans. Womöglich habe sich der Niedergang etwa wegen Dürre oder wegen des Zusammenbruchs der Wasserversorgung allmählicher ereignet.
In der Fachwelt werden die Entdeckungen von Evans mit Begeisterung aufgenommen. Der emeritierte Anthropologie-Professor Michael Coe der Yale Universität erklärte: "Diese Laser-Entdeckungen stellen den größten Fortschritt für unser wissen über die Angkor Zivilisation seit 50 bis 100 Jahren dar." David Kyle, der bereits selbst vor Ort an Ausgrabungen teilnahm, kann seine Freude kaum verbergen: "Die Laser-Forschung in Angkor Wat hat unsere Arbeit revolutioniert. Es ist unmöglich, von den neuen Erkenntnissen nicht begeistert zu sein." Mahendraparvata lautet der Name der nun neu zu erforschenden massiven Stadt unter Kambodschas Urwaldboden.
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