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Spaghetti zum Frühstück

Wie viel und was isst und trinkt ein Radfahrer bei der Tour de France? Und was tut er, wenn er pinkeln muss?.  

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Sie verdrücken jeden Tag so viel wie eine vierköpfige Familie und haben dennoch kaum ein Gramm Fett auf den Rippen: die Radfahrer der Tour de France. Heute werden sich Jan Ullrich, Lance Armstrong und Kollegen wieder mehr als sechs Stunden lang abrackern, im steilen Pyrenäen-Gebirge. Sie gehen dabei an die Grenze dessen, was ein menschlicher Körper leisten kann. Deshalb müssen sie sich zwingen, ständig Essen in sich hineinzustopfen. Das Schlimmste, was ihnen passieren kann, ist ein Hungerast. Isst man zu wenig, fühlt man sich schlagartig kraftlos. Es wird einem schwarz vor Augen. Jan Ullrich bekam 1998 während einer Kletterpartie in den Alpen einen Hungerast. Er verlor neun Minuten auf den Italiener Marco Pantani – und damit die Chance, die Tour nach 1997 zum zweiten Mal zu gewinnen. Erste Radfahrer-Weisheit: "Essen, bevor der Hunger kommt!"

8000 bis 10 000 Kilokalorien brauchen die Profis täglich. Das ist so viel Nährwert wie in sechs Kilogramm Nudeln stecken – oder in 90 Bananen oder in 30 Käsebrötchen. Zum Vergleich: Ein erwachsener Mann mit Bürojob verbraucht nur 2500 Kilokalorien, eine Frau 2000.

Für die Radfahrer beginnt das permanente Krafttanken schon beim Frühstück. Viele essen Spaghetti. Darin sind Kohlenhydrate. Der Körper verbrennt diese Kohlenhydrate und gibt die darin gespeicherte Energie Stück für Stück ab. Auch Vollkornbrot, Müsli, Kartoffeln und Reis sind genau das Richtige für Ausdauersportler. Während des Rennens futtern die Fahrer Kraftriegel und Kekse. Auch beißen sie kleine Pakete auf und schütten sich den Inhalt in den Mund. Darin ist eine Flüssigkeit, in der besonders viele Kohlenhydrate stecken. Dieser Saft schmeckt scheußlich. Aber als diese Energydrinks noch nicht erfunden waren, erzählt die deutsche Radsportlegende der 60er-Jahre, Rudi Altig, habe er morgens drei Teller Nudeln verdrücken müssen. Ekelig sei das gewesen. Noch bevor der erste Kilometer gefahren war, hatte Altig schon den ersten Berg bezwungen: den Nudelberg. Heute müsste er nicht so viel Pasta essen, könnte zum Kraftsaft greifen.

Auch beim Trinken sind Radsportler extrem. Bis zu zehn Liter schlucken sie am Tag, meist Wasser, auch Cola. Darin ist viel Zucker, der einen kurzen Kraftstoß abgibt. Einen Teil ihrer Verpflegung haben die Fahrer am Start dabei, Nachschlag bekommen sie unterwegs an Verpflegungsstellen. Ihre Betreuer reichen ihnen dort pralle Beutel. Doch Vorsicht: Die Tasche kann sich in den Speichen verheddern. Sturzgefahr! Auch aus den Mannschaftswagen, die hinter dem Fahrerfeld rollen, holen sich Sportler Getränke. Meist lässt sich nur ein Fahrer des Teams zum Auto zurückfallen, packt sechs, sieben Flaschen   unter sein Trikot und bringt sie vor zu seinen Kollegen. Diese "Wasserträger" erleichtern Kapitänen wie Ullrich und Armstrong die Fahrt, weil diese nie selbst Flaschen holen müssen. Von Zuschauern werden Fahrer nur Wasser nehmen, um es sich über den Kopf zu schütten. Vor 80 Jahren hat einmal ein irrer Zuschauer einen Athleten vergiftet.

Das meiste Getrunkene schwitzen die Fahrer aus. Doch was tun, wenn die Blase drückt? Wenn das Feld langsam fährt, halten Gruppen am Straßenrand an und pinkeln. Es dürfen keine Zuschauer in der Nähe sein. Sonst droht eine Geldstrafe wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses". Wenn das Tempo hoch ist, müssen es die Profis vom Rad auf die Straße plätschern lassen. Oft hält ein Team-Kollege hinten den Sattel des Pinkelnden fest, damit kein Sturz passiert.

Ressort: Zisch

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