Schiesssport
So haben die Sportschützen des ESV Weil den deutschen Meistertitel geholt
18 Jahre nach ihrem ersten Titel gewinnen die Luftpistolenschützen des ESV Weil erneut und überraschend die deutsche Meisterschaft. Wie kam es zu dem Coup?
So, 16. Feb 2025, 10:00 Uhr
Schießen
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Dass die Saison mit einem Knall endet, ist im Schießsport nichts Besonderes. Zu zentral ist dem Sport, dass es bei den Kunstschüssen der Schützen knallt. Und dennoch hat der ESV Weil am Wochenende einen Knall verursacht, der auch im sonst knalllastigen Schießsport für ein Ausrufezeichen sorgte. Beim Finalturnier der Bundesliga stachen die Südbadener die gesamte Konkurrenz aus. Zum ersten Mal nach 18 Jahren heißt der deutsche Meister wieder Weil. "Wir haben uns wahnsinnig über diesen Erfolg gefreut", sagt Trainerin Helga Kopp. "Stolzer könnte ich auf meine Mannschaft nicht sein."
Und tatsächlich gelang dem ESV beim Bundesligafinale in Rotenburg auf den Punkt die beste Leistung der Saison: In zwei K.o.-Duellen und im Finale siegten die Rheinstädter klar. Im Viertelfinale bezwang der ESV die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Pier mit 3:2, im Halbfinale die SSG Dynamit Fürth mit 3:0. Im Finale triumphierten die Eisenbahnsportler dann überraschend deutlich mit 4:1 über SV Kelheim-Gmünd.
Der Erfolg ist das Ergebnis steter Arbeit
Der Erfolg der Weiler ist das Ergebnis steter Arbeit. "Das Team ist bis auf den diesjährigen Neuzugang Enrico Schaich schon einige Jahre zusammen", sagt Trainerin Kopp. Und die Beständigkeit in der Kaderstruktur hat für eine konstante Aufwärtsentwicklung gesorgt. Weil hat sich zu einer erfolgreichen Schießenklave am südlichsten Zipfel der Republik entwickelt.
Gold in Rotenburg bedeutet die vierte Medaille in Folge. Zuletzt gewann Weil zweimal Silber und einmal Bronze in den Finalturnieren der Bundesliga. 2022 zog der ESV gar ohne Niederlage bis ins Finale vor. "Diesmal waren wir aber nicht der Favorit", gesteht Kopp.
Die Beständigkeit ist also der eine Baustein des Erfolgs. Spaß und Freude die anderen beiden. "Im Schießsport ist es zentral, sich nicht zu viele Gedanken zu machen", erklärt Kopp. Im Flow sein, nennen das Sportwissenschaftler. "Unsere Einstellung ist, wenn’s klappt, toll, wenn es nicht klappt, auch in Ordnung. Weiter machen, das ist das Entscheidende."
Trainerin: "Das Team ist stark"
Diese Achtsamkeit sorgt dafür, dass die Weiler auf den Punkt erfolgreich schießen können. "Hinzu kommt, dass das Team stark und gut zusammengewachsen ist", sagt Kopp. Denn was wie eine Floskel klingt, ist für die Ruhe der Gedanken beim entscheidenden Schuss entscheidend: "Wir gewinnen und verlieren gemeinsam, es gibt keine Beschuldigungen an schlechten Tagen."
Insofern folgt Kopp mit dem Fokus auf "Harmonie und Chemie" keiner Phrasendrescherei, sondern beschreibt anschaulich, wie es den Weilern immer wieder beeindruckend gelingt, die Unruhe im Kopf auszuschalten und den Fokus zu finden.
Das Finale war denn auch eine Masterclass des Weiler Achtsamkeitsansatzes. Anstatt verbissen auf den möglichen Titelgewinn zu starren, schwor die Teamchefin ihre Schützen ein, den abschließenden Wettkampf zu genießen. "Wir haben uns vorgenommen, das als Zugabe zu sehen", sagt Kopp. Und siehe da: Die Unverkrampftheit sorgte für klare Augen und lockere Abzugsfinger. Am Ende war Finalgegner Kelheim-Gmünd chancenlos.
Es gibt Fragen zur Zukunft des Teams
Inwiefern diese Erfolgsbausteine auch im kommenden Jahr wieder zusammenfinden, ist noch nicht sicher. "Wir hoffen schon, mit diesem Team weiterzumachen", sagt Kopp. Die Chancen sind wohl auch gut. Einzig hinter der weiteren Karriere des 50-jährigen Franzosen Sylvain Garconnot steht ein größeres Fragezeichen. "Er ist unsere Seele, wir würden uns sehr freuen, falls er doch noch weitermacht."
In Bezug auf die beiden Ukrainer Oleg Omelchuk und Viktor Bankin indes ist Kopp zuversichtlicher. Aufgrund des russischen Angriffskriegs pendeln sie zwischen der Ukraine und ihrer neuen sportlichen Heimat in Weil. Der Gewinn der Meisterschaft könnte sich als zusätzliches Argument für die Nationalkaderathleten erweisen, noch mehr Zeit an der Rheinstadt zu verbringen.