So cool sind Informatiker
Das Wort "cool" wurde für Menschen wie Hao Li erfunden. Der junge Forscher hat in Karlsruhe Informatik studiert und arbeitet zurzeit für Hollywood: für ILM, die Produktionsfirma von George Lucas, dem Vater der Star-Wars-Trilogie. Schon bald könnte der Name Hao Li in einem Satz mit Avatar 2 genannt werden. Begegnung mit einem beeindruckend Unbeeindruckten.
Dorothee Haffner
Do, 26. Jan 2012, 12:50 Uhr
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Das Wort "cool" wurde für Menschen wie Hao Li erfunden. Der junge Forscher hat in Karlsruhe Informatik studiert und arbeitet zurzeit für Hollywood: für ILM, die Produktionsfirma von George Lucas, dem Vater der Star-Wars-Trilogie. Schon bald könnte der Name Hao Li in einem Satz mit Avatar 2 genannt werden. Begegnung mit einem beeindruckend Unbeeindruckten.
Im Kindergarten nannten ihn alle Nini, weil es einfacher auszusprechen war als Hao. Der Name ist geblieben, er passt so schön zu seinem Understatement. Der 30-Jährige sieht aus wie 20, vielleicht sogar 18. Er lächelt und lacht viel, sein Blick ist aufmerksam und neugierig. Er spricht schnell und blinzelt dabei oft mit seinen dunklen, wachen Augen. "Wouah", "Boum", "Tsching" – diese Laute kommen bei ihm mindestens ebenso oft vor wie die Begriffe "non rigid ICP-Verfahren", "Echtzeit-3D-Scanner" und "Marker". Nini hat eine neue Technik entwickelt, mit der 3-D-Filme in Zukunft noch realistischer werden.
scheint ihn zu begleiten.
Hao Li ist von seiner Sache felsenfest überzeugt. Und mit ihm die großen Namen Hollywoods. Die Traumfabrik setzt mehr und mehr auf 3-D-Filme. Im Gespräch mit Nini wird klar, dass es eine Fortsetzung vom Millionenerfolg Avatar geben wird. Ob seine neu entwickelte Technik dabei Anwendung findet, darüber verhandelt er gerade.
Hao Li erzählt von der Party seines Mentors Markus Gross. Der ist einer der Top-Grafiker in Europa und Leiter von Disney Research Zürich. "Ich war am Morgen nach der Party noch so betrunken, dass Markus mich nach Hause fahren musste. Aber der ist cool, der versteht das." Er lacht.
Aus Nini sprudelt es nur so heraus: New York, Hongkong, London ... hier eine Konferenz, da ein Consulting-Auftrag, Hollywoodstars, Elitedozenten... Seine Mutter kommt ins Zimmer und serviert grünen Tee. Zu Ninis Geschichten und zu seiner Art hätten Bier oder Champagner besser gepasst. Doch es sind genau diese Kontraste, die ihn ausmachen: Seine Eltern kommen aus Taiwan, er ist in Deutschland geboren und war auf einer französischen Schule. Nach einigen Stationen in Singapur, Tokio und Zürich hat er sich nun in New York niedergelassen. Doch San Francisco und das Silicon Valley sind bereits als nächstes Ziel im Gespräch. Nini fischt wild in den verschiedenen Sprachen, wenn er von seiner großen Liebe spricht – der 3-D-Animation.
Für seine Mutter ist er "ein guter Sohn, er ist fleißig und macht keine Probleme". Das glaubt man ihr sofort. Sein Erfolg überrascht sie nicht: "Als seine Freunde im Kindergarten einfache Autos malten, zeichnete Nini bereits Reifen mit Relief, alles sehr genau.
Zeit mit ihm verbringen.
Tatsächlich scheint eine unsichtbare Macht ihn zu begleiten: perfekter Lebenslauf, saftige Honorare, eine Menge Partys und Reisen. Doch sein größter Trumpf ist seine unbeschreiblich coole Art. "Man muss außerhalb des Systems suchen, außerhalb der bekannten Wege. Wenn man gut ist und sich nicht verrückt macht, ist der Erfolg unvermeidbar", erklärt Hao Li sich selbst. Bei solch typischen Nini-Sprüchen kann seine kleine Schwester nur den Kopf schütteln. Die junge und nicht minder erfolgreiche Kardiologin sagt: "Für meinen Bruder ist alles immer easy. Er hat so viel Spaß an seiner Arbeit, dass man nie das Gefühl hat, er sei ausgepowert oder unmotiviert. Darum beneide ich ihn sehr." Auch sein Vorbild Paul Debevec, 2010 für die Avatar-Spezialeffekte mit einem Oscar geehrt, erkennt Ninis Begabung: "Ich denke, dass Hao Li in den kommenden Jahren mit seiner Technik der 3D-Welt zu einem neuen Durchbruch verhelfen wird."
Ninis Mutter schaut wieder ins Zimmer – auch sie will etwas Zeit mit dem Wunderkind verbringen, bevor es zurück nach Amerika fliegt. Sie setzt sich neben ihn. Nini schaut seine Mutter an, lächelt und sagt: "Ni hen piàolang" – "Du bist schön" auf Chinesisch.
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