Sexy Dick Brave rockt und rollt
Beim Zelt-Musik-Festival ließ Pop-Sänger Sasha sich noch einmal im Rahmen einer Abschiedstournee als Rock 'n' Roller feiern.
JuZ-Mitarbeiterin Judit Hartmann
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Viertel nach acht im Zirkuszelt: klatschend, johlend und blendend gelaunt verlangt das Publikum nach dem Rock 'n' Roller "Dick Brave" und seiner Band, "The Backbeats". Vor einem Jahr kreierte der als deutscher Teeniestar bekannte Sasha die Kultfigur Dick Brave. Klar: Sasha hatte schon immer eine Neigung zu dieser Art von Fifties-Musik. Also legte sich der Rock-'n'-Roll-Fan die passende Biografie zu und änderte seinen Namen: 1972 in Vancouver/Kanada als "Richard Leoncoer Junior" geboren, startete nun richtig durch als Rock 'n' Roller.
"Guten Abend, Freiburg", begrüßt der Möchtegern-Kanadier seine Fans in gebrochenem Deutsch. "Thank you very much for coming", fährt er auf Englisch fort, "I think we're having fun tonight." Und: "Do you guys think we get this party started tonight?" Das ist die Einleitung für Pinks formiertes "Get this party started". Die Bühne ist Schauplatz gewagter Showeinlagen der Musiker. Das Klavier wird kurzerhand zur schmalen Plattform, auf der Gitarrist Adriano Batolba sein Solo vorträgt. Noch beeindruckter sind die Zuschauer, als sogar Phil Hanson mitsamt Kontrabass auf das Piano klettert und auch Dick Brave lässt sich nicht lumpen: er geht auf dem Klavier in einen heftig bejubelten Handstand. Mike Scott am Piano und Matt Hanson am Schlagzeug rocken derweil ungerührt weiter. Rock 'n' Roll ist so angesagt, wie vor fünfzig Jahren. Wenn der Frontman zum "Schunkeling" im Zelt aufruft, schunkelt es in den Reihen der Besucher von links nach rechts nach links. "Put your hands up in the air": ewig die vielen Arme wedeln. Sasha alias Dick Brave hat sein Publikum gut im Griff. Er animiert und reißt so mit, dass sein Publikum die Textstellen weiter singt, auch wenn der Sound schon längst ausgeklungen ist. Die Menschen fühlen sich wie in eine andere Zeit versetzt und keiner sieht in ihm den Pop-Sänger, der dreizehnjährige Mädchenherzen höher schlagen lässt. Dick Brave wird ernst genommen, in dem was er tut. Heute Abend ist er einer von den ganz Großen. "Ausziehen!" schreit ein weiblicher Fan. "If you want, go ahead", antwortet der Sonnyboy frech. Aber nicht nur die Forderung nach "Ausziehen" erzählt was von Dicks Attraktivität: Als ein rosa Slip auf die Bühne fliegt, müsste es auch den älteren Semestern auf den höheren Rängen klar sein: Dick Brave rockt nicht nur, offensichtlich zündet auch sein Sexappeal.
Mit der Mundharmonika leitet Dick Brave später den Michael Jackson Song "Black or White" ein. Und wie nebenbei zieht er die Lacher mit gespielt gebrochenem Deutsch und beeindruckt mit gekonntem kanadischem Slang. Die Zuhörer gehen richtig ab. Eine La-Ola-Welle nach der anderen beweist den Musikern blanke Begeisterung. Er habe mit vielem gerechnet, aber nicht mit solch einer Masseneuphorie, gibt der Sänger zu. Das merkt man ihm an.
"It was the best concert we've ever had." Dick Brave, Rock 'n' Roller
Anfangs war Dick Brave and The Backbeats für Sasha Schmitz ein Spaßprojekt. Doch er löste damit eine echte 50er-Jahre-Nostalgie aus. Man erzählt sich, dass sein Bandname in Anlehnung an die legendäre Blues Band "Nick Cave and the bad seeds" entstand. Aber egal, wie: Er eroberte die Charts im Sturm und löste eine regelrechte Rock'n'Roll-Manie bei jung und alt aus. Auch Dick Brave ist begeistert. Zwei mal holte ihn das Publikum zurück auf die Bühne. "It was the best concert we've ever had". spricht er ins Oldstyle-Mikro, "this night was perfect, thank you." Und das glaubt man dem Rock'n'Roller.
Spätestens jetzt können sich die vereinzelten jungen Menschen in dem Zelt die längst vergangenen Partynächte ihrer Eltern vorstellen: "Genial, fantastisch, schweißtreibend", beschreiben Timo Kremer, 23, und Benjamin Schneider, 24, das Konzert. Doch Sasha lässt Dick Brave und seine Backbeats Ende des Jahres "sterben". Ihm wächst das Projekt aufgrund des großen Erfolges über den Kopf. Er ist folglich auf Abschiedstournee, obwohl ihm das Rocker-Image so gut steht. Trotzdem: Mitte nächsten Jahres erscheint ein neues Sasha Album für Teenieherzen. Zum Glück hat er für eine kurze unwirkliche Zeit bewiesen, was wir ohnehin schon wussten: Rock'n'Roll will never die.
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