Emden

Vor 40 Jahren endete die Ära der Dampflok in Deutschland

Am 26. Oktober 1977 endete die Ära der Dampfloks in Deutschland. Heute fahren die Stahlkolosse nur noch als Museumsbahnen.  

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Auch von vorne sieht die Lok noch schick aus. Foto: dpa

Als Güterzuglok 043 903-4 mit ihrem Zug am Nachmittag des 26. Oktobers 1977 in den Rangierbahnhof Emden einläuft, ist es das Ende einer Ära. Das Dampflokzeitalter bei der Bundesbahn ist damit definitiv zu Ende. Die Emslandstrecke war vor 40 Jahren das letzte Refugium der Dampflokomotiven, die die Bahn eigentlich schon früher ausrangieren wollte. In der DDR fuhren Dampfloks noch bis 1988.

Bis weit nach Ende des Zweiten Weltkriegs bestimmten Dampfloks das Bild auf deutschen Schienen. Erst mit der fortschreitenden Elektrifizierung des Bahnnetzes und dem Einsatz von Dieseltriebwagen wurden die im Vergleich viel weniger energieeffizienten Maschinen überflüssig. "Unsere Loks gewöhnen sich das Rauchen ab" kündigte die DB 1968 das Aus für die auch als Dreckschleudern geltenden Dampfloks an. Dass einige Loks trotzdem noch Jahre weiter dampften, hing wie auf der Emslandstrecke mit einem Mangel an Dieselloks zusammen – oder bei der Güterroute durchs Weserbergland damit, dass die verfügbaren Elektroloks sich in der Praxis als zu schwach für schwere Züge erwiesen.

Auch aus dem Ausland lockte es vor 40 Jahren Bahnfans zur Emslandstrecke zum Fotografieren oder zum "Steam Bashing", wie der niederländische Eisenbahnfotograf Nico Split die Mitfahrt im Zug und den Blick aus dem Fenster in die Dampfschwaden bezeichnete. Zu einer Abschiedsfeier von der Dampflok im Betriebswerk Rheine im September 1977 reisten niederländische Fans sowie 400 Mitglieder des "Locomotive Club of Great Britain" mit je einem dampfgezogenen Sonderzug aus Den Haag und vom Fähranleger in Hoek van Holland an. Ein englischer Fan, Amtsarzt Peter Beet, kaufte sogar eine der ausgedienten Schnellzugdampfloks und ließ sie restaurieren.

Anders als die Fans trauerten viele Eisenbahner der Dampflok vor 40 Jahren kaum nach. "Das war Knochenarbeit", erinnert sich ein pensionierter Lokführer. Auf den Maschinen war es im Sommer heiß und im Winter kalt. Alleine für die Fahrt von Oberhausen nach Osnabrück musste der Heizer dreieinhalb Tonnen Kohle in die Lok schaufeln. "Man war schwarz."

Nach 1977 waren dampfgezogene Züge auf DB-Gleisen zunächst tabu. Erst zum 150. Geburtstag der Bahn 1985 wurde das Fahrverbot für Museumszüge gelockert. Über drei eigene Dampfloks verfügt die DB-Stiftung noch heute, um sie zu Sonderfahrten einzusetzen, ausgestellt sind weitere alte Fahrzeuge an den drei Standorten des DB-Museums in Nürnberg, Koblenz und Halle. Wie Museumsdirektor Oliver Götze sagt, ist die Dampflok als Aushängeschild und Identifikationsfaktor auch für die moderne Bahn unverzichtbar. "Damit identifizieren sich auch junge Leute, sie ist immer noch faszinierend."

Die Bahn unterstützt daher auch die zahlreichen Vereine, die noch rund 30 Dampfloks bundesweit betriebsbereit halten. Ein Unikum ist das Dampflokwerk Meiningen in Thüringen, eine große Werkstatt, in der die Bahn weiterhin Dampfloks aus aller Welt repariert. Für so manche aufwendige Reparatur an den restaurierten Maschinen nämlich fehlt es den Hobbybahnern an geeigneten Gerätschaften.

Noch länger als im Westen konnte übrigens die Reichsbahn der DDR auf die Dampfloks nicht ganz verzichten, obwohl neben selbst entwickelten Dieselloks auch Maschinen aus Rumänien und der Sowjetunion importiert wurden. Während der zweiten Ölkrise 1979/1980 wurden sogar schon abgestellte Dampfloks wieder reaktiviert. Mit einer Pendelfahrt von Halberstadt nach Magdeburg und zurück wurde im Oktober 1988 die Dampflok aber auch in der DDR offiziell verabschiedet.

Wenn auch nicht fahrbereit, dann doch in frischem und gepflegten Zustand steht unterdessen Lok 043 903-4 auch nach 40 Jahren weiter in Emden. Vom Abstellgleis weg ist sie als Denkmal neben den Bahnhof gehievt worden. Das Rauchen hat sie sich für immer abgewöhnt.
Museumsbahnen in Baden

In Südbaden gibt es nach wie vor einige Dampfloks, die im Rahmen von Museumsbahnen noch zeitweise im Betrieb sind. Hier eine Übersicht:

Dreiseenbahn: Immer mal wieder – hauptsächlich im Sommer – fährt eine Dampflok von Titisee über Feldberg-Bärental nach Seebrugg am Schluchsee.

Rebenbummler: An einigen Tagen im Jahr fährt der Rebenbummler von Riegel nach Breisach.

Kandertalbahn: Von Mai bis Oktober fährt eine historische Dampflok jeden Sonntag von Kandern nach Haltingen am Hochrhein.

Sauschwänzlebahn: Die Strecke der Sauschwänzlebahn, die auf einem Teil der Wutachtalbahn fährt, führt 25 Kilometer von Blumberg nach Weizen über vier Brücken und durch sechs Tunnel. Während der Saison von April bis Oktober fährt die historische Dampflok mehrmals die Woche.
Schlagworte: Oliver Götze, Peter Beet, Nico Split
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