"Schön, ins Gespräch zu kommen"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Bollschweiler Bürgermeister Josef Schweizer, der nach diesem Jahr 24 Jahre im Amt ist.
Marlin Ruf, Dennis Kulisch &
Fr, 11. Apr 2014
Zisch-Texte
Thema: Josef Schweizer, Dennis Kulisch, Marlin Ruf
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Zisch: Sie sind seit 1990 der Bürgermeister von Bollschweil und Sankt Ulrich, das liegt im Hexental Richtung Freiburg und hat ungefähr 2220 Einwohner. Was war Ihr Beruf, bevor Sie Bürgermeister wurden und warum wollten Sie Bürgermeister werden?
Schweizer: Ich habe mit 15 die Schule verlassen und habe eine Lehre als Bauzeichner gemacht. Danach habe ich in einem Jahr die Mittlere Reife gemacht und in Nürtingen auch in einem Jahr die Fachhochschulreife. Dort habe ich auch Landwirtschaft studiert und habe dann den Hof von meinem Vater in Bollschweil übernommen. Vier Jahre habe ich den Hof mit Wein- und Obstbau, Kühen und Schweinen geführt und habe dann bei einer Landesbehörde im Flurbereinigungsverfahren gearbeitet. 1990 wurde ich zum Bürgermeister gewählt.
Zisch: Was sind Ihre Aufgaben als Bürgermeister?
Schweizer: Jede Gemeinde hat gewisse Aufgaben, die sie für ihre Bürger zu erledigen hat. Zum Beginn des Jahres wird der Haushaltsplan gemacht. Darin legt der Gemeinderat fest, was in der Gemeinde alles zu erledigen ist, zum Beispiel, ob ein neues Feuerwehrauto angeschafft werden soll, ob der Kindergarten erweitert oder eine neue Straße gebaut werden soll. In den letzten Jahren wurde zum Beispiel ein neues Feuerwehrhaus am Bauhof gebaut und das Rathaus hier wurde vollständig saniert, sodass wir vor zwei Jahren wieder einziehen konnten. Das alles bespricht und entscheidet der Gemeinderat mit dem Bürgermeister zusammen und schreibt es dann im Haushaltsplan fest. Danach kann dann geplant werden und wenn es finanziert werden kann, wird es umgesetzt.
Zisch: Treffen Sie die Entscheidungen alleine oder immer zusammen mit dem Gemeinderat?
Schweizer: Das kommt darauf an. Bei Maßnahmen, die der Gemeinderat festgelegt hat, kann ich bis zu 10 000 Euro selbst entscheiden und Aufträge vergeben. Über 10 000 Euro muss immer der Gemeinderat entscheiden, denn er ist der sogenannte "Souverän" der Gemeinde. Das heißt, der Gemeinderat sagt, was zu tun ist und der Bürgermeister muss das dann umsetzen.
Zisch: Was waren die schwersten Aufgaben in Ihrer Zeit als Bürgermeister?
Schweizer: Es gibt natürlich Entscheidungen, die getroffen werden müssen, egal ob das schwer ist oder nicht. Wir hatten zum Beispiel das Thema Mobilfunk. Ein Mobilfunkbetreiber wollte einen neuen Sendemast in Bollschweil aufstellen. Da hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die dagegen demonstriert hat, weil die Mobilfunkstrahlen gefährlich sind. Da muss man die Ängste der Bürger auch ernst nehmen. Auf der anderen Seite war der Betreiber, der sagte, dass es nachgewiesen wurde, dass die Strahlen nicht gefährlich sind. Und dann möchte ja auch jeder ein Handy nutzen. Es ist immer schwierig, wenn es zwei Gruppen gibt, die etwas wollen, was die anderen nicht wollen. Ein anderes Beispiel ist das alte Feuerwehrhaus, das hier direkt neben dem Rathaus stand. Es war von den Feuerwehrleuten in ihrer Freizeit, an Samstagen und in den Ferien, gebaut worden. Dennoch war es nun zu klein geworden und auch der Platz wurde gebraucht. Das ist dann schon schwierig, so etwas zu entscheiden und zu sagen, trotz allem Für und Wider ist es doch besser ein neues, größeres Feuerwehrhaus auf einer anderen Fläche zu bauen.
Zisch: Was war bisher am schönsten, was macht Ihnen an der Arbeit am meisten Spaß?
Schweizer: Am Schönsten ist der Umgang mit den Menschen, der Umgang mit den Bürgern, mit den Kindern. Wie zum Beispiel das Interview mit euch, dass ihr auf das Rathaus kommt und fragt, was der Bürgermeister so macht. Es ist einfach schön, wenn man mit den Leuten ins Gespräch kommen kann. Schön finde ich auch das neue Rathaus hier. Das ist ein altes Gebäude, es wurde in 1880 gebaut und steht unter Denkmalschutz. Und dann so ein altes Haus so modern umzubauen, mit aller Technik und Elektronik, erhalten und einer Funktion zuführen zu können, das zu planen und umzusetzen, das ist einfach schön. Oder auch das neue Feuerwehrhaus und der neue Bauhof, wenn dann das Geld dazu da ist. Wir haben auch für die Kinder in St. Ulrich einen schönen Bolzplatz gebaut, mit Ballfangnetz und allem. Bürgermeister und Gemeinderat haben sogar eine Mannschaft gebildet und gegen die Kinder gespielt, das macht dann richtig Spaß.
Zisch: Und was machen Sie in Ihrer Freizeit? Haben Sie Haustiere?
Schweizer: In meiner Freizeit jogge ich ab und zu, je nachdem wie viel Zeit ich habe. Ich bin gerne draußen in der Natur und bei meinen Haustieren. Wir haben drei Esel und Bienen, bei denen bin ich auch viel wenn schönes Wetter ist. Dann sind da noch Hühner, Enten, Hasen, mein Hund Leika, der mich immer beim Joggen begleitet und ein frecher Kater. Der hält uns nachts ganz schön auf Trab, er öffnet so lange die Schranktüre und lässt sie wieder zufallen, bis jemand aufsteht und ihn aus dem Haus lässt.
Zisch: Dieses Jahr sind wieder Bürgermeisterwahlen. Werden Sie wieder antreten?
Schweizer: Ja, ich werde wieder antreten. Nach diesem Jahr bin ich 24 Jahre im Amt und trete wieder für acht Jahre an. Wenn ich wieder gewählt werde und die acht Jahre voll mache, bin ich 32 Jahre lang Bürgermeister gewesen.
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