Schreddern von Küken
Erstmals klagt Staatsanwaltschaft eine Brüterei an
Die Tierrechtsorganisation Peta, die vor einem Jahr Strafanzeige gegen die Brüterei erstattet hat, spricht von einem historischen Durchbruch.
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MÜNSTER (dpa). Geschreddert und vergast – rund 45 Millionen männlicher Küken müssen jedes Jahr sterben, weil sie für die Geflügelproduktion wertlos sind. Jetzt setzt die Staatsanwaltschaft Münster ein Zeichen gegen das Gemetzel und klagt eine Brüterei an. Auch Landwirtschaftsminister Christian Schmidt will die "unerträgliche" Praxis stoppen.
"Mein Ziel ist, dass das Töten männlicher Eintagsküken 2017 aufhört. Daran arbeiten wir bereits intensiv", sagte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Er sprach von rund 45 Millionen Tieren pro Jahr, Peta geht von 50 Millionen aus. "Ein Verbot ohne Alternative würde die Geflügelhaltung jedoch lediglich ins Ausland verlagern", sagte Schmidt. "Dort haben wir keinen Einfluss auf Fragen des Tierwohls, der Haltung und des Tötens männlicher Eintagsküken." Zudem mache man sich abhängig vom Import. Das helfe weder dem Tierwohl noch dem Verbraucher. Eingeschlagen sei der "Weg der Forschung, um den Geflügelerzeugern eine praxistaugliche Alternative zu bieten". Dem Nachrichtenmagazin Spiegel zufolge wird die bundesweit verbreitete Praxis von Behörden und Landwirtschaftsministerium bisher geduldet. Das Unternehmen, gegen das sich die Anklage richtet, wollte sich gegenüber dem Spiegel nicht äußern.
Peta-Vertreter Edmund Haferbeck sagte, vor einem Jahr habe man erneut bei elf Staatsanwaltschaften gegen alle rund 20 Brütereien in Deutschland Strafanzeige erstattet. "Die Tötung von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund ist strafbar." Gesetzgeber, Behörden und Agrarindustrie hätten jahrelang Ausflüchte gesucht. Der Grünen-Vizefraktionschef Oliver Krischer sagte, es sei richtig, dass die Staatsanwaltschaft über eine Anklage versuche, "die perverse Praxis des Kükenschredderns zu stoppen". Die Bundesregierung weigere sich seit Jahren, das Töten über eine Klarstellung im Tierschutzgesetz zu verbieten. Minister Schmidt versuche "mit obskuren Forschungsvorhaben Zeit zu schinden". Schon heute sei es technisch möglich zu erkennen, ob im Ei ein männliches oder weibliches Küken ist. "Das aber ist teurer als das millionenfache Töten von lebenden Küken und wird deshalb nicht praktiziert." In der Ernährungsindustrie werden vor allem Legehennen und Masthühner gezüchtet.
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